[05.07.2025] ElbSpitze 2025
Nach 775 gefahren Kilometern und 11.730 überwundenen Höhenmeter erreichten in diesem Jahr 24 von 30 gestarteten Fahrern das Ziel an der Kaunertaler Gletscherstraße. Wir gratulieren zu den großartigen Leistungen, vor allen auch unseren Wertungstrikotgewinnern.
Ein ganz großes Dankeschön an dieser Stelle noch einmal unserer fantastischen Helfercrew an Ecki, Axel, Steffen, Markus, Sven, Ines, Uli, Vincenz, Tina, Jakob, Philipp und Torsten! Ohne euer Herzblut und Engangement wäre eine Elbspitze in dieser Art und Weise nicht möglich.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Sponsoren, die uns wirklich kräftig unter die Arme greifen und dieses Radsporterlebnis Elbspitze unvergessen machen und am Leben erhalten.
Zu guter Letzt sportliche Grüße nach Österreich und vielen Dank für die Gastfreundschaft des Hotels Schrofenstein und den Pausenpunkten in der Skiarena Fichtelberg, dem Sportplatz/Vereinsheim SV Etzenricht, dem Altmühlbad Beilngries, dem Tennisheim TSG Stadtbergen, dem Sportlerheim TSV Schwangau sowie dem Sportplatz SU Roppen.
Name | Platzierung | Zeit | Bergpunkte (*Master) | Rote Punkte |
Max Hebeis (Sieger) | 1 | 33:00:00 | 50 | 0 |
Axel Marquardt | 2 | +00:08:00 | 45 | 11 |
Felix Kersten (Bergkönig) | 3 | +00:15:00 | 153 | 0 |
Sirko Kamusella (Aktivster Fahrer + Sonderwertung) | 4 | +00:19:00 | 47 | 32 |
René Eschler (Grand-Master) | 5 | +00:20:00 | 145* | 0 |
Daniel Slobodin | 6 | +00:33:00 | 115 | 0 |
Julian Krümmer | 7 | +00:40:00 | 20 | 0 |
David Stiehl | 8 | +00:48:00 | 15 | 0 |
Albrecht Kaufmann | 9 | +00:57:00 | 2 | 3 |
Andreas Hecker | 10 | +01:16:00 | 26 | 1 |
Hagen Schanze (Berg-Master) | 11 | +01:22:00 | 165* | 3 |
Jörg Wimmer | 11 | +01:22:00 | 50 | 15 |
Lars Schumann | 13 | +01:26:00 | 33* | 0 |
Dave Leifer | 14 | +01:30:00 | 23 | 5 |
Henrik Wecker | 15 | +01:34:00 | 0 | 15 |
Nico Böhme | 16 | +01:35:00 | 54* | 12 |
René Leuthold | 17 | +01:40:00 | 19* | 1 |
Carsten Vater | 18 | +01:41:00 | 30* | 0 |
Mirko Ulrich | 19 | +02:04:00 | 38* | 3 |
Tom Potthoff | 20 | +02:05:00 | 0 | 0 |
Michael Möckel | 21 | +02:09:00 | 58* | 0 |
Gunnar Schramm | 22 | +02:18:00 | 4* | 0 |
Markus Eisner | 23 | +02:44:00 | 0 | 4 |
Michael Richter | 24 | +03:34:00 | 16* | 0 |
Wie immer seid ihr angehalten und eingeladen eure Erlebnisse hier zu veröffentlichen! Einfach eine Email an albrecht@elbspitze.de, dann erscheint eure Geschichte hier.
Es folgen die bisher eingetroffenen Berichte von
ElbSpitze 2025 - DNF (Henning)
Im schönen Morgenlicht starre ich auf einen großen gelben Schleimbrocken auf einer Leitplanke am Hahntennjoch. Gedanken schießen durch meinen Kopf. Ist das jetzt wirklich ein Problem? Gilt wirklich: gelb = gefährlich bei hartem Sport? Habe ich immer noch eine Infektion, die mich zum Aufhören zwingt? Dabei bin ich im letzten Teil der vorletzten Etappe – gleich wäre das Finale. Ich könnte finishen! Aber zu welchem Preis?Ich erinnere mich an das vergangene Jahr, als es fast keine Radsaison für mich gab, weil ich aus gesundheitlichen Gründen nicht fahren konnte und durfte. Wie würde ich es meiner Familie erklären, wenn ich jetzt wieder länger ausfiele? Wenn ich wieder Herzrhythmusstörungen u.a. bekäme? Aber wirklich einfach aussteigen, kurz vorm Finale? Ich könnte doch einfach weiterfahren. Die Beine hätte ich schon noch und das viele Essen habe ich auch gut vertragen. Aber warum dieser komische Krankheitsgeschmack beim Husten und all der gelbe Schleim?
Es geht hin und her in meinem müden Kopf. Nach einigen Minuten greife ich zum Telefon und rufe Vince an. Ich steige aus, besiegle mein erstes DNF. Vince erklärt, dass der Besenwagen bzw. das letzte Fahrzeug, das gerade Lucas aufsammelt, an mir vorbeigefahren sei. Ich soll einfach warten, bis es wiederkommt. Und so stehe ich weiter in der Morgensonne am Hahntennjoch, das ich noch nie gefahren bin und so gerne mal bezwingen wollte. Die Elbspitze ist vorbei.
Die Minuten vergehen. Ich weiß nicht recht, was ich denken soll. War das eine kluge Entscheidung? Habe ich Schlimmeres verhindert? Oder hätte ich gar schon in der Nacht aussteigen müssen, als ich merkte, dass der Schleim wieder hochkommt und der gelegentliche Husten nach Krankheit schmeckt? Oder ist das alles nur das traurige Gejammer eines Übernächtigten, und ich hätte einfach weiterfahren können? Vielleicht sogar mit einer soliden Platzierung? Es bringt alles nichts. Ich habe mich entschieden. Für mich ist die Elbspitze vorbei.
Nach einigen weiteren Minuten, in denen ich einfach mit meinem Canyon Ultimate am Straßenrand stehe, kommt der Transporter. Eigentlich ist kein Platz mehr für mein Rad und mich, aber auch das macht das Elbspitze-Team möglich. Und was mache ich? Als ich meine, Vince wäre schon hinten eingestiegen, schlage ich die Tür zu und klemme seine Hand ein. Meine Güte, jetzt bin ich auch noch mit einem dämlichen Knall ausgestiegen! Zum Glück nimmt Vince meine Entschuldigung sofort an und meint, es sei wohl gar nicht so schlimm. Ich hoffe inständig, dass dem auch so ist.
Dann geht es mit dem Transporter aufs Hahntennjoch. Oben steige ich zu Ecki und Steffen um. Trotz meines Ausstiegs ist es sehr nett mit den beiden – wir unterhalten uns gut, es wird gelacht, bis ich plötzlich einfach einschlafe. Ich wache am Fuß des Hahntennjochs an der letzten Verpflegungsstation wieder auf.
Ich gehe zu den anderen, die noch weiterfahren werden und gerade essend in der Pause sitzen oder sich erholen. Wieder ist ein riesiges Buffet aufgebaut. Ich stelle fest: Der Kuchen von Konrad schmeckt auch dann hervorragend, wenn man ausgestiegen ist. Immerhin. Ich genieße in der Morgensonne an der Sportanlage noch das eine oder andere Stück. Und dann bemerke ich, dass tatsächlich schon ein richtig großer Reisebus für alle „Aussteiger" bereitsteht. Einmal mehr merke ich, dass die Elbspitze wahnsinnig gut organisiert ist.
Dann lege ich mich hinten in den Bus und schlafe einfach. Die Elbspitze ist jetzt weit weg, obwohl das Finale gleich beginnt. Einige Zeit später wache ich auf, als die anderen Ausgestiegenen zu mir in den Bus steigen. Nur Frank, der auch ausgestiegen ist, sitzt nicht im Bus. Er hat sich für eine Mitfahrt im Kameraauto entschieden, so ist er weiter hautnah dabei. Es bleiben Ken, Lucas, Steffen, Vincent und ich, die sich auf den Weg zum Hotel begeben. Es ist eine sehr nette Gruppe, auch wenn wir alle gerade nicht das blühende Leben sind.
Es dauert nicht lange, dann erreichen wir das Hotel, wo wir glücklicherweise zu so früher Stunde schon einchecken können. Ich lege mich erstmal hin, um im wahnsinnig heißen Zimmer ein bisschen zu schlafen. Doch bald wache ich auf. Es ist zu warm und ich habe Hunger – richtig Hunger. Also auf in die Fußgängerzone vorm Hotel zum vielversprechenden Dönerlokal. Dort genieße ich erst einen großen Dönerteller, den ich mit zwei großen Fanta veredle, und dann gönne ich mir noch einen stattlichen Eisbecher. Schon besser. Später vorm Hotel schlemme ich noch einen Eisbecher. Es ist nicht nur Frust, es ist auch Genuss und schlicht Hunger.
Langsam komme ich wieder zu Kräften und verfolge über den großartigen WhatsApp-Kanal mit anderen Aussteigern vorm Hotel das Finale. Meine Güte, die sind immer noch am Fahren! Grandios. Und überhaupt: Wie grandios war eigentlich diese gesamte Elbspitze?!
Die Vorbereitung
Die Elbspitze hatte mich seit geraumer Zeit beschäftigt. Die Wochen unmittelbar davor, in denen ich nicht nur an der Form gefeilt und meine Krankheit auskuriert, sondern auch voller Vorfreude Rad und Ausrüstung gecheckt und die Verpflegung geplant hatte. Oder schon zwei Monate vorher meine erste Tour von Dresden: die V3, die legendäre Heimat LIGHT. Dabei bin ich gefühlt jede Rampe gefahren, die hinreichend steil ist, um sich für die Heimat LIGHT zu qualifizieren – um dieses Decin in Böhmen, zum Teil bei strömendem Regen und in klirrender Kälte. Wie so viele schreiben: Die Elbspitze beginnt lange, bevor man sich in aller Frühe an der Frauenkirche trifft.Zum Start durchs Erzgebirge
Von der Frauenkirche ging es dann, begleitet von vielen anderen, zunächst den schönen Erzgebirgskamm entlang. Ich freute mich, endlich zu sehen, wo Alex und andere aus dem Team und Feld der Elbspitze leben. Wirklich schöne Gegend! Dort bekam ich auch einen ersten Vorgeschmack darauf, wie das Feld der Elbspitze funktioniert. Es hält zum Beispiel nicht einfach an, weil einer etwas hat. Das Feld kann mit individuellen Pausenwünschen nichts anfangen. Ein straffer Zeitplan ist einzuhalten. Die Elbspitze ist keine Kaffeefahrt.So rollt es immer gut, und gute Gespräche ergeben sich in ruhigeren Momenten. Ob ich nun mit Lucas über seine schöne Heimat im Schwarzwald und seine Triathlonwurzeln spreche oder mit Hagen über dessen zahlreiche Langstreckenfahrten, die seiner Freundin oder über das Saarlandschwein – die ersten Stunden bis zum Fichtelberg vergehen schnell, unterhaltsam und nett.
Den Fichtelberg bin ich dann von Oberwiesenthal mit Lucas ganz am Ende des Feldes hochgefahren, um Kräfte zu sparen. Nicht nur, weil es meine erste Elbspitze ist, sondern auch, weil ich durch meine Pause Anfang Juni nicht so fit bin, wie ich es gerne wäre. Als Lucas am Gipfel direkt wieder abfährt, genieße ich noch kurz die fantastische Aussicht und ziehe mir eine Weste über.
Irrfahrt am Fichtelberg
So fahre ich ganz alleine den Fichtelberg wieder herunter und passiere sehr bald die tschechische Grenze. Die Grenzer grüßen nett zurück. Alex hatte angekündigt, dass er uns bei der Bundespolizei wegen der Kontrollen anmelden würde.Ich schaue aufmerksam nach der ersten Verpflegungsstation, die hier irgendwo sein muss. Sie lässt auf sich warten. Irgendwie merkwürdig, dass ich so gar keinen anderen mehr sehe. Aber das Feld bewegt sich halt schnell. Doch plötzlich zeigt das Garmin als nächstes Ziel die Verpflegungsstation 2 an. Das ist kein gutes Zeichen, suche ich doch Station 1. Jetzt bin ich alleine irgendwo in Tschechien, schon ein gutes Stück bergab gefahren und offenbar hinter der Verpflegungsstation.
Zum Glück gibt es die WhatsApp-Gruppe der Teilnehmer, wo ich Vince' Nummer finde. Der geht erfreulicherweise ran. Nachdem ich ihm meinen Standort geschickt habe, meldet er sich wieder und erklärt, es sei zu weit für mich zurückzukommen oder um abgeholt zu werden. Man könne mir aber Flaschen füllen und meine Riegel geben. Zum Glück habe ich alles gut vorbereitet und kann Vince schnell erklären, wo er die Sachen in meinem Packsack findet. Ich soll mich am Straßenrand bereithalten, damit ich direkt wieder einsteigen kann, wenn das Feld an mir vorbeirauscht.
So warte ich an einer schön sonnigen Stelle im tschechischen Wald, bis endlich die anderen kommen. Wie angekündigt macht keiner Anstalten, etwas zu verzögern. So reihe ich mich nach einem Antritt ins zügig bergab fahrende Feld ein. Ich weiß von Vince, dass Max und Jörg meine neu gefüllten Flaschen und meine Verpflegung haben. Bergab mache ich mit Max die Übergabe – bei zügiger Abfahrt einer kurvigen Strecke gar nicht so einfach. Später im Flacheren überreicht mir dann Jörg meine zweite Flasche und schenkt mir freundlicherweise eine Banane. Jetzt noch die alten Flaschen loswerden, und dann kann es unbeschwert weitergehen.
Immerhin kennt mich jetzt jeder im Feld, obwohl ich in Düsseldorf lebe. Meine Streckenkenntnis wird allgemein „gelobt". Ich beschließe, jetzt einfach immer beim Feld zu bleiben und genieße die Fahrt durchs nordwestliche Tschechien. Ich war noch nie hier und betrachte mit großem Interesse die Land- und Ortschaften. Zudem ergeben sich weiterhin nette Gespräche, auch weil ich an Bergwertungen nicht teilnehme. Dadurch ist es dort immer recht gemütlich – auch wenn der Besenwagen hinter uns dafür sorgt, dass es nicht zu gemütlich wird.
Einmal durch Bayern
Nach der nächsten – oder für mich ersten – Pause verspricht es richtig warm zu werden. Ich ziehe mir das leichte Trikot an, freue mich, dass David das gleiche hat, und dann geht es auch schon durch die bayerische Hitze. Wie ländlich ist das hier bitte? In großzügig bemessenem Abstand folgt ein Dorf auf das andere. Weit und breit keine Städte, alles Land. Durch jede Ortschaft fährt das Feld zügig hindurch, weiter hinten macht sich der Ziehharmonikaeffekt deutlich bemerkbar.Immer wieder finde ich mich am Ende des Feldes wieder und treffe dort Lars, der entspannt erklärt, dass er gar nicht mehr versuche, nach vorne zu kommen. Klingt stressfrei – aber auch nach viel Ziehharmonika. Daher sehe ich zu, dass ich stets irgendwann wieder nach vorne komme. Allerdings nicht ganz nach vorne. Wirklich im Wind zu arbeiten, traue ich mir nicht zu, und so geht es offenbar den meisten. Ein Anwärter auf das rote Trikot zeichnet sich nach meiner Wahrnehmung nicht ab. An einer Stelle denke ich, Jörg will es wissen, doch dann ist auch er nicht mehr regelmäßig vorne dabei. Auch Sirko hält sich angesichts des bevorstehenden Zeitfahrens zurück. So lerne ich endlich den Erfinder, Streckenplaner, Rekordfinisher und Gewinner aller Wertungen der Elbspitze kennen. Wir plaudern nett über alles Mögliche – von der Elbspitze Null, die bekanntlich im Krankenhaus endete, bis zum Radsport mit Familie in der Gegenwart.
Die Beine fühlen sich überraschend gut an, und ich erfreue mich am Wetter. Wattzahlen verfolge ich nicht. Ich habe das Garmin im Energiesparmodus. Derweil hauen die Zeitfahrer – so gar nicht im Energiesparmodus – richtig einen raus. Einer nach dem anderen rauscht an uns vorbei. Unglaublich, dass das parallel stattfindet und sogar Erstteilnehmer mitballern. What a ride!
Pause am Altmühlbad
Bei der nächsten Pause am Altmühlbad muss ich feststellen, dass ich die extra mitgebrachte Badehose nicht ansatzweise gebrauchen kann. Ich muss sogar kurz lachen, so absurd erscheint es mir, dass ich tatsächlich geglaubt hatte, kurz baden zu können. Denn wie in jeder Pause ist die Zeit so knapp bemessen, dass zumindest ich als Neuling gerade eben die Flaschen nachfüllen, die Verpflegung für die kommende Etappe rausholen, verpacken und ggf. Kleidung wechseln plus meine Beleuchtung anbringen kann, während ich mir nebenbei belegte Brötchen und leckeren Kuchen reinstopfe.Als ich drei Minuten vor der Abfahrt endlich bereit bin, bietet mir Alex noch eine Kartoffelsuppe mit Würstchen an. Die hat das Team tatsächlich im Freibad zusätzlich zum sonstigen Buffet für uns vorbereitet, und Alex bringt sie – wie immer gut gelaunt und einladend – an den Mann. So kann ich nicht widerstehen, auch wenn ich Zweifel habe, ob das wirklich die ideale Verpflegung ist. In der Tat: In den nächsten Stunden machen sich Suppe und Würstchen immer wieder bemerkbar... zumindest war sie nicht süß, und so ist der wiederkehrende Geschmack immerhin ein Kontrast zu Malto, Riegeln und Gels.
Die Nacht
Mit dem langsamen Untergang der Sonne kühlt es etwas ab. Mein Husten, der mich seit der Erkältung mit Atemwegsproblemen vor ein paar Wochen begleitet hatte, den ich aber überwunden glaubte, meldet sich sporadisch wieder. Könnte allerdings auch nur ein Belastungshusten sein. Aber warum schmeckt der Husten irgendwie nach „krank"? Das gefällt mir nicht. Aber sonst geht es mir recht gut. Außer dass ich mittlerweile ziemlich auf dem Sattel rumrutsche.Als es richtig dunkel wird, muss ich feststellen, dass mein Rücklicht leider immer nur kurz funktioniert und auch das Vorderlicht nach einigen Stunden den Geist aufgibt. Zum Glück genügen die vielen Lichter der Mitfahrer, und es regt sich keiner auf. Die Nacht – so lang sie sich zeitweise anfühlt – ist zudem kurz. Regelmäßige scharfe Antritte an all den Kreisverkehren halten mich wach. Sirko hat zwischenzeitlich die Führung des Feldes übernommen und will offenbar dafür sorgen, dass jeder gut Körner auf der Straße lässt. Das gelingt ihm durchaus.
In der ersten Nachtpause erfahre ich nach einem Teller Nudeln von Felix die unschöne Botschaft: Frank steigt aus. Ich gehe sofort zu Frank, der tatsächlich recht blass wirkt und keinen Zweifel an seinem Entschluss aufkommen lässt. Er ist nach einem Magendarminfekt in der vergangenen Woche nicht rechtzeitig wieder zu Kräften gekommen. So rede ich nicht auf ihn ein, sondern versuche, die verbleibende Zeit der Pause sinnvoll zu gestalten. Ich entscheide mich spontan, die Duschgelegenheit zu nutzen. Dabei und danach fühle ich mich wieder wacher und irgendwie auch ziemlich fit, trotz der fast zwanzig Stunden seit dem Start. Nudeln gegessen und geduscht, komplett frische Sachen an – geht doch, wenn die Pause mal etwas länger ist.
Dann schmeiße ich mir erstmals in meinem Leben eine Koffeintablette rein und bin gespannt, was sie mit mir macht. Sie wirkt schnell. Ich werde plötzlich sehr gesprächig. Max ist der Unglückliche, der neben mir fährt, als ich auf einmal meine Begeisterung übers Koffein teilen will. Max bleibt trotz meines stark erhöhten Mitteilungsbedürfnisses so charmant, wie ich ihn kennengelernt habe, bis uns das Feld ohnehin bald wieder auseinanderspült. Außerdem legt sich die starke Wirkung der Koffeintablette schon bald wieder. So bleibt außer den sportlichen Antritten nach den vielen Kreisverkehren nicht viel, um wach zu bleiben.
Sprechen gefällt mir immer weniger, weil ich merke, dass im Hals etwas nicht stimmt. So kann ich leider nicht mit Julian plaudern, als der sich im Gespräch wachhalten will.
Endlich die Alpen
Doch nach der zweiten Nachtpause erwarten uns bereits die Alpen! Also durchhalten, auch wenn der Hintern langsam schmerzt und ich noch immer auf dem Sattel hin und her rutsche. Kurz nachdem wir zu AC/DC und Partybeleuchtung von der zweiten Nachtpause zurück in die Nacht gefahren sind, wird es heller, und um uns herum sehe ich richtige Berge. Wir sind tatsächlich in den Alpen oder zumindest an deren Beginn! Was für ein Trip! Was für eine Tour! Einfach grandios!Als Felix sich nach vorne vom Feld löst, offenbar um sich zu erleichtern, werde ich nervös. Das ist die Gelegenheit, auch nochmals auszutreten. Ich will mit ihm anhalten, bevor es in den ersten richtigen Berg geht. Denn spätestens in der Nacht habe ich gelernt: Ob und wann Pinkelpausen gemacht werden, hat man nicht in der Hand; das Feld muss rollen. So schere ich nach Warnung des neben mir Fahrenden nach rechts aus, als wir an Felix vorbeifahren. Hinter mir wird Protest laut. Oh Mann, habe ich versäumt, die hinter mir Fahrenden zu warnen?! Mit gefährlichen Aktionen falle ich eigentlich nicht auf und hatte es auch hier nicht vor.
So spreche ich verschiedene Fahrer hinten im Feld an, als ich mit Felix, teilweise hinter dem Transporter der Rennleitung, wieder ans Feld herangefahren bin. Zum Glück echauffiert sich zumindest jetzt keiner, und meine dämliche Fahrweise ist offenbar vergessen. Jetzt also gleich ins Hahntennjoch, das sich rechts vor uns gewaltig aufbaut. Ein richtiger Brocken, der gelb im Morgenlicht leuchtet...
Fazit
Die Elbspitze ist keine gewöhnliche Radsportveranstaltung – sie ist durchaus extrem. Dabei ist sie ein Meisterwerk der Planung und Umsetzung. Während der Fahrt begeistert sie mit verschiedenen Wertungen, die für Abwechslung sorgen und das Feld wachhalten. So vereint sie die besonderen Herausforderungen der Langstrecke mit sportlichen Ansprüchen, wie man sie sonst nur aus kürzeren Rennen kennt. Stichwort Rennen: Die Elbspitze ist kein Rennen, sie ist eine wirklich anspruchsvolle Gruppenfahrt mit Wertungen und einem Rennen am Ende. An diesen kann man sich beteiligen, muss es aber nicht.Oder ist das alles nur mein Eindruck nach dieser einen Elbspitze, die ich zudem nur zum Teil gefahren bin? Kann ich mir überhaupt schon ein abschließendes Urteil erlauben? Ich befürchte: nein. Ich muss nochmal morgens um 4:30 Uhr mit dem Rad und Packsack an die Frauenkirche. Und ich will dann auch bis zur angesteuerten Spitze kommen – ich kenne ja bisher nur die Elb‘ und gar nicht die Spitze.
Was ich schon jetzt weiß: Die Elbspitze ist ein herausragendes Erlebnis, das von einem unglaublichen Team möglich gemacht und medial begleitet wird. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt und eine Erfahrung gemacht, die ich nicht missen möchte. Vielen Dank an die Elbe, ins Erzgebirge & Co.!
Ein Ritt auf der Rasierklinge (Felix)
„Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge – das wohl anspruchsvollste Trikot der Elbspitze zu gewinnen“, so wurde das Trikot des Bergkönigs im Vorfeld dieser Ausfahrt vorgestellt. Und genau diesen Ritt wollte ich dieses Jahr eigentlich nicht auf mich nehmen. Grundlegendes und zu gleich höchstes Ziel war es, am Kaunertaler Gletscher anzukommen. Nach den Strapazen von 2024 wollte ich nicht um alles in der Welt dieses Wertungstrikot verteidigen, sodass ich mir einen anderen Plan zurechtlegte: in der Anfangsphase und vor allem für den Fichtelberg hatte ich mir vorgenommen, einige Bergpunkte zu sammeln, das 24er Bergtrikot vorn zu zeigen, um danach den restlichen Tag die Beine hochzulegen und beim Einzelzeitfahren im Aero-Einteiler zu performen. Danach wollte ich mich bis ins Finale schonen und auf Gesamtwertung fahren, ggf. auf die Bergwertung umschwenken, wenn es entsprechend gut laufen sollte. Soweit der Plan, doch mit diesem ominösem „Schonen“ wurde es wieder mal nichts. An der Frauenkirche war es dieses Jahr sehr entspannt, wenn auch wieder einmal die Startnummer nur verkrepelt an der Sattelstütze Platz fand. Nach einer Runde um die Kirche ging es stadtauswärts. Bereits nach der ersten halben Stunde musste ich vorne rausfahren, um für eine Pinkelpause zu stoppen. Nach kurzem Hinterhereilen war ich wieder im Feld, alles gut. Dann schon wieder Druck, und nochmal und nochmal, sodass ich innerhalb der ersten 75km vier Mal pinkeln musste. Hoffentlich keine Erkältung, hoffentlich sind die Beine bei den Antritten wirklich gut und nicht das letzte Aufbäumen vor dem Krankwerden… In der ersten Bergwertung fuhr niemand ernsthaft los, sodass Jörg das Tempo angab, ich zog mit und wir stachelten uns (unnötigerweise) gegenseitig etwas an. Oben angelangt fehlte mir nur eine Hauch Reifenlänge zum Sieg. Die dortigen Leistungswerte waren aber ziemlich vielversprechend: „sehr gute Beine … noch“, dachte ich. Immerhin standen 358W für 9:50min auf dem Tacho. So wollte ich keineswegs weiterfahren, lieber abwartend und defensiv fahren. Am nächsten Berg machte Vincent den ersten Antritt, ich zog nach und Jörg überholte, doch scheinbar war das zu viel, denn ich konnte wieder aufschließen und sicher überholen, die ersten vollen Bergpunkte der Ausfahrt. Die nächsten Kilometer waren weiterhin gespickt von einigen Höhenmetern, sodass ich mich wunderte, dass wir bis zum Fuße des Fichtelbergs bereits fast 1900hm gesammelt hatten. Diese dritte Bergwertung wollte ich als letzte bewusst mitfahren, dass ich diese gewinnen sollte, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht. Ich bin davon ausgegangen, dass ein Sachse unbedingt gewinnen wollte, um am höchsten sächsischen Berg 30 Punkte einzusammeln. Im Ziel jubelte Ronald mir entgegen, welch eine Überraschung, das hat mich wirklich gefreut! Danach hieß es: Pause. Schnell alles fertig machen, Flaschen füllen, Toilettengang erledigen, Sonnencreme auftragen, Kleidung parat legen, Essen, ausruhen. Die zweite Etappe war unspektakulär: kurze Stippvisite in Tschechien, Vorbeifahrt am Kohletagebau bei Sokolov und schon waren wir wieder in Deutschland, diesmal in Bayern. Für die dritte Etappe zog ich mich um, Aeroeinteiler drunter, Trikot drüber, Aero-Überschuhe in die Tasche. Am ersten Berg fuhr ich kontrolliert, wenn auch 15W zu viel. Auf das näher rückende Zeitfahren freute ich mich schon, obwohl es immer wärmer wurde und ich bedenken hatte, ob ein schwarzer langer Einteiler bei praller Sonne so vorteilhaft sein kann. Als erster hatte ich die wohl schlechteste Startnummer im Zeitfahren.Das Zeitfahren
Die ersten Kilometer liefen gut, viel zu hohe Leistungswerte, sehr gute Geschwindigkeit. Nach dem ersten Drittel der Strecke wollte ich die Leistung reduzieren, Zielwert war zwischen 280 und 300W zu bleiben. Der zu Beginn zu viel investierten Leistung musste ich spätestens ab der Hälfte Tribut zollen und ich bin im Wahrsten Sinne eingebrochen. Am letzten Anstieg ging nichts mehr, peinlich. Im Ziel war es mir fast schon unangenehm mit dem schnellsten Rennrad und im Einteiler nur vierter geworden zu sein, naja, immerhin in der Karenzzeit geblieben. In der Freibadpause schnell den Einteiler verstaut, wieder normal einkleiden und ein wenig essen. Danach kamen kurze Bergwertungen, jeweils 10 Punkte, also nichts gravierend Wichtiges. Die Gedanken kreiselten dennoch, auf welche Wertung ich fahren sollte. Vor einem Finale wie letztes Jahr hatte ich Bedenken, damals waren Rückschmerzen und schlaffe Beine ziemliche Hindernisse. Wenn 200W wehtun wie ein all-out Leistungstest denkt, man nicht mehr ans gewinnen. Erstmal weiter Ruhe bewahren und versuchen Körner zu sparen. Am Berg rief ich Vincenzo an, damit wir oben schnell die Griffweite der Bremshebel einstellen konnten. Das Bremsverhalten wurde nämlich immer schlechter, ich hatte schon bedenken, ob ich überhaupt noch bergab fahren kann. „Hoffentlich liegt es nur an den Belägen, nicht an der Hydraulik?!“ Mit verlängerter Griffweite musste ich zwar Affenhände beweisen, aber das Bremsen war ein wenig besser. Immerhin quietschte nichts, wie bei Sirko, ähnliche Angst beim Bremsen wie er hatte ich aber auch. Spätestens ab Ingolstadt wurde es flacher, die Reisegeschwindigkeit stellte sich ein, wir kamen in eine flüssige Gruppendynamik. Jetzt war Elbspitzstimmung: Abenddämmerung, Gespräche über Gott und die Welt, oder einfach mal nichts sagen und die flachen bayerischen Wiesen im Sonnenuntergang bestaunen. Für die nächste Pause in Augsburg beschloss ich, einen Satz Bremsbeläge testweise zu tauschen und siehe da: das Problem war gelöst. Warum die einbauten Beläge nicht mehr bremsten, ist mir noch immer ein Rätsel, immerhin sind sie genauso dick wie die neuen… Dann eine schlechte Nachricht: Frank ist Raus, der Frank mit dem ich im Winter so oft über Sinn und mögliche Ziele der ES spekuliert und ein paar Mal trainiert habe. Echt Schade, bei dem langfristigen und strukturierten Training. Wir versuchten ihn noch einmal zu reaktivieren, aber seine Entscheidung war gefallen und er ging duschen. Die Nacht war wieder unspektakulär. Bei mir kein Anzeichen von Müdigkeit, keine Konzentrationsprobleme. In der ersten Frühstückspause, es gab Rührei und Schnitzel, Max kam zu mir und bot vorgekochte Nudeln an, Vielen Dank für Kohlenhydrate, die haben wirklich gutgetan!Tag 2 bricht an
Zum Start dämmerte es schon leicht, nur wenig später waren die ersten richtigen Berge zu erahnen: „jetzt wird es gleich hell, bald ist wieder Tag“, dachte ich. Kurz darauf hatte ich im flachen Lechtal, das links und rechts gesäumt von den ersten Zweitausendern war und Nebelschweife tief über den grünen Wiesen lagen, starke Probleme mit der Müdigkeit. Ein wenig hoffte ich auf das Hahntennjoch, um wieder in Schwung zu kommen, nicht einzudösen und wieder die nötige Konzentration für Tag 2 zu erhalten. Das Hahntennjoch war der erste richtige Berg, 30 Punkte und entscheidend um den Kampf um das Bergtrikot. In der vorherigen Pause redete Frank mir nochmal Mut zu, wir rechneten ein wenig rum und kamen zum Schluss, dass ich dort entweder volle Kraft oder auf Nummer Sicher Platz 2/ 3 fahren sollte. Hauptsache vorn mitmischen und vor dem Finale nochmal Punkte sammeln. Immerhin hatte Daniel nur einen Bergpunkt weniger auf dem Konto und ich rechnete stark damit, dass er jetzt an den steilen Bergen die Attacken setzt. Nun war auch die endgültige Entscheidung gefallen, voll auf Bergwertung zu setzen, Gesamtwertung hätte ich mir nicht mehr zu getraut, bei dem Finale hätte zu viel schief gehen können, als dass ich auf Gelb gesetzt hätte. Zudem graute es mir wieder Rückenschmerzen zu bekommen und mit <200W irgendwo im Nirgendwo Zickzack fahren zu müssen. Am Hahntennjoch wollte ich zu Beginn Vorsprung rausfahren, denn in der steilen zweiten Hälfte hätte ich wohl keine Chance gegen Daniel gehabt. Mit 270W fuhr ich erstmal los, fühlte sich ganz gut an. Im Flachstück sauber gefahren, um dann etwas rauszunehmen. Sicher war ich mir nicht, ob nicht doch noch jemand von hinten rankam, also blieb die Konzentration hoch und das Hören auf den eigenen Körper wurde umso wichtiger. Und dann kam wieder einer dieser Elbspitzmomente für das Langzeitgedächtnis: frühmorgens kurz nach 6 Uhr, irgendwo in Österreich: Sonnenaufgang in den Bergen, strampeln für 30 Punkte, ganz allein unterwegs auf der Straße, herrlichste Aussichten und Landschaften (leider keine Zeit für ein Handyfoto), und dann überholten wir auch noch fremde Radfahrer (nach über 600km). Oben freute ich mich mit Ecki über die Punkte und über den geschafften Berg, Frank freute sich auch auf mich und sah etwas stolz aus. Runter zur Pause, viel Pausenzeit ergattern, Reserven zusammenkratzen, regenerieren und reichlich essen, nur nicht zu viel vor dem Finale. Als nächste schlechte Nachricht erfuhr ich, dass Vincent aufgehört hatte, scheinbar Knieprobleme. So schnell kanns gehen, schade, dass Du nur einen richtigen Berg gefahren bist. Aber vielleicht war die Entscheidung dort besser als mitten im Finale aufhören zu müssen.Das Finale
Zehn Minuten vor dem Hauptfeld starteten die Zeitfahrer, die innerhalb der Karenzzeit geblieben waren. Da ich nun nur noch das Bergtrikot abzusichern hatte, entschied ich auf volle 30 Punkte am Silzer Sattel zu fahren, um danach ruhig ins Ziel zu eiern. Der Silzer Sattel machte mir im Vorhinein am meisten Sorgen: <10km, >10%, >1000hm. Mit Max im Schlepptau ging es los. Steil war es, aber nicht unfahrbar. Besser als vermutet düsten wir berghoch, immerhin gab es keine extrem steilen Rampen. Oben ließ mir Max den Vortritt, bevor er sein Können in der Abfahrt zeigte. Die ersten Kehren war ich noch dran, dann war er weg, keine Chance dranzubleiben. Von nun an wollte ich mein eigenes Tempo fahren und nur noch zum Kaunertaler Gletscher kommen. Eine kleinen Funken Hoffnung schöpfte ich für die Pillerhöhe, vielleicht doch nochmal ungeahnte Kräfte bündeln zu können und zu Max aufschließen zu können. Nix da, mit knapp unter 200W pillerte ich die Höhe hinauf. Oben gab es einen Schluck Cola, zwei Schokoriegel und weiter ging es. Diesmal hatte ich Zeit in der Abfahrt, stehen zu bleiben und wenigstens hier ein Handyfoto aufzunehmen. Von nun an hoffte ich auf mindestens zwei Fahrer, die mich überholten und mir die ungewisse Platzierung abnahmen, denn noch lag ich auf P2 und musste es wenigstens versuchen eine Platzierung einzufahren. Dem gegenüber standen aber die kraftlosen Beine, die zwar noch kreiselten, aber eben nur noch schwach. Kurz vor der Einfahrt zur Kaunertaler Gletscherstraße überholte mich Axel, kurze Zeit fuhren wir gemeinsam, bis ich ihn ziehen lassen musste. Von nun an war es ein Kampf mit mir selbst. An einigen Stellen fuhr ich so langsam, dass es mir peinlich war auf der Straße zu fahren und bog auf den Fußweg ein. Der 38km lange Schlussanstieg war treppenartig, erst ein moderater Anstieg bis zum Stausee, danach Flachstück und dann noch knapp 1000hm konsequent steil. Immer noch hoffte ich überholt zu werden, um nicht in der Bredouille zu sein, doch noch mehr drücken zu müssen. Von hinten kam vorerst keiner, sodass ich einfach langsam vor mich her kroch. Langsam, aber stetig kam ich dem Ziel näher, doch was war das? Ein weißes Trikot von hinten, doch noch zu weit entfernt, um zu erkennen, wer es war. Das muss ungefähr 10km vor dem Ziel gewesen sein. Kurz war ich froh, endlich eingeholt zu werden.Das Ende ist nahe
Dann erinnerte ich mich daran, was die ersten drei Platzierten als Trophäe bekommen würden: Nussknacker aus dem Erzgebirge. Den wollte ich nun auf den letzten Metern doch nicht mehr hergeben. Der Ehrgeiz schlug nochmal zu, und ich versuchte jenseits der 2000 Höhenmetermarke ein wenig mehr Druck auf die Pedale zu bringen. Das gelang auch erstaunlich gut. Die Werte waren zwar eher Warmfahrwerte der Wintersaison, doch die letzten Kehren kamen näher. Der erste und letzte Krampf im Oberschenkel kam in der fünftletzten Kehre und dann war das Ziel endlich da: Kaunertaler Gletscher, Ecki mit der Trillerpfeife, die Bergwertungsfähnchen, ein paar Betreuer, und ein Bus der direkt durch meinen Fahrweg querte. Nachdem ich schnell noch zum höchsten Punkt des Parkplatzes einbog (2.750m), konnte ich auf dem Radcomputer vorerst „Pause“ drücken und Max und Axel gratulieren. Das weiße Trikot kam ins Ziel und siehe da, es war Sirko. Also alles richtig gemacht, dass ich etwas mehr Leistung investierte, immerhin hat er schon viele Nussknacker gewonnen ; ). Nach der 50km lange Abfahrt zum Hotel im Windschatten von Sirko war mir zwar schwummrig, aber ich war froh im endgültigen Ziel angekommen zu sein und das per Rad. Das obligatorische Nasenbluten fand bereits beim Duschen statt und das Schläfchen vor dem Abendessen war wohltuend für Körper und Geist. Alles in Allem war es wieder einmal eine Grenzerfahrung, die seines Gleichen sucht. Die Bergwertungen verkraftete ich dieses Jahr deutlich besser, der Schlussanstieg war zum Glück nicht sehr steil, nur verdammt lang. Ich bin schlussendlich froh auf die Bergwertung gesetzt zu haben, so konnte ich ab und zu eigenes Tempo fahren und zeitweise „machen, was ich wollte“. Das Bergtrikot zu gewinnen ist jedoch ein buchstäblicher Ritt auf der Rasierklinge. Dabei muss einiges zusammenpassen. Kopfrechnen sollte klappen und das Gespür auf den eigenen Körper sollte geübt sein. Elbspitze ist jedoch mehr als nur hohen Leistungswerten hinterherzueilen und Kämpfe um bunte Wertungstrikots auszutragen. Wenn eines abfällt ist es nett und ich freue mich natürlich, aber Ankommen ist das Höchste Ziel, in einer Gruppe gemeinsam von Dresden in die Alpen fahren und das auch noch ohne nennenswerte Pausen. Die Vorstellung davon ist auch nach meiner vierten erfolgreichen Elbspitze nicht wirklich greifbar und kaum für Außenstehende zu erklären. Umso schöner ist es, dass es einige mehr gibt, die diese Leidenschaft teilen. Danke für die ES 2025!Meine zweite Elbspitze (Max)
Letztes Jahr fragte ich mich bereits, wann eine Elbspitze eigentlich genau beginnt.
Nach wie vor ist es schwer zu beantworten aber auf jeden Fall lange vor dem Start an der Frauenkirche.
Meine diesjährige Vorbereitung mit punktgenau 10000 Kilometern und ~ 135000 Höhenmetern war umfangreicher als letztes Jahr und bis auf einen langwierige Erkältung im Februar lief sie nahezu perfekt nach Plan.
Waren es die Vorbereitungstouren, oder die Ausfahrten alleine oder in kleinen aber feinen Gruppen: immer überstrahlte der Gedanke an die Elbspitze die teilweise strapaziösen Runden. Einen Monat vor der Elbspitze ging es noch mit Julian Krümmler und David Stiehl bis ins Riesengebirge, wo uns Temperaturen um die 4 Grad Celsius sowie Regen und Gewitter das Leben erschwerten und uns zu guter Letzt nach 300km mit immerhin 6000 Höhenmetern zum Aufgeben brachten. Wir wussten aber zu diesem Zeitpunkt: die Beine sind gut, nur der Kopf muss stimmen Anfang Juli.
So fanden wir uns am 4. Juli gegen 4:30 am Startpunkt ein und bereits hier fiel ein großes Stück der Anspannung ab, denn ich wurde sehr herzlich in Empfang genommen: sowohl von den Mitfahren und Helfern aber auch vielen Freunden, die das frühe Aufstehen nicht scheuten um ein bisschen Elbspitzluft zu atmen.
Als wir dann das Stadtgebiet verlassen hatten, verging die Zeit wie im Flug. Auf der kompletten ersten Etappe gab es kaum einen Meter Asphalt, den mein Gefährt noch nicht gespürt hatte; man ist nun doch schon eine Weile auf Sachsens Straßen unterwegs.
Wie wichtig gute Vorbereitung nicht nur beim Training sondern auch beim Packen ist, wurde mir allerdings schlagartig klar, als ich sehr spät den ersten Schluck aus meiner Flasche nahm: Mittelmeer statt Mittelgebirge. Ich hatte mich beim Mischen von Maltodextrin und Elektrolyten anscheinend vertan und hatte 1,5l Salzwasser dabei... Shit. Daniel Weber, der zu diesem Zeitpunkt noch das Feld begleitete bot direkt an, mir seine Ration zu überlassen und einige andere spendierten über die Zeit auch noch einige Gramm. Danke!!!
Daniel Weber war es auch der mich vom Einzelzeitfahren überzeugte: Wahrlich nicht meine Lieblingsdisziplin, doch ich sagte dennoch zu und es war definitiv die richtige Entscheidung. Nach 330km für Knappe 40 Minuten alles rauszuhauen was geht, während einem 40 Personen vor Ort und 1700 Menschen online dabei zusehen ist ein grandioses Gefühl mit deutlicher Fallhöhe. Sirko Kamusella entschied diese Disziplin für sich und vier der fünf Fahrer blieben innerhalb der Karenzzeit was uns 10 Minuten Vorsprung im Finale bescherte.
Die Nacht verging sehr schleppend aber meinerseits ohne nennenswerte Vorkommnisse. "Stumpf ist Trumpf" dachten sich wohl die Planer bei diesem Steckenabschnitt, welcher ausschließlich durch seine kompromisslose Eintönigkeit forderte. Im Morgengrauen erblickten wir dann tatsächlich die Alpen. Zum zweiten Mal dieses Jahr war ich auf einen Satz aus Dresden bis zum Alpenrand geradelt doch dieses Hochgefühl blieb unerschöpflich. Am Hahntennjoch kam neue Leichtigkeit auf und die Beine wollten eigentlich schon viel mehr. Ich zwang mich in aller Ruhe den Anstieg zu genießen - auch das ist Disziplin.
Nach der Pause ging es für Felix, Sirko, Axel und mich mit 10 Minuten Vorsprung in das 109km lange und 4000 Höhenmeter steile Finale. Ich wechselte noch meine Bremsbeläge denn ich befürchte in den Abfahrten die Sekunden gut machen zu müssen, die ich bergauf verlieren würde.
Das war zumindest auf den regennassen Straßen der "Heimat-Light" bereits geglückt.
Und schon ging es los. Punkt 8:30 gab es von der Rennleitung eine unvergessliche Motivationsrede und dann grünes Licht. Jetzt galt es: die letzte Etappe dieser Elbspitze hatte begonnen und es ging direkt zur Sache. Der Haiminger Berg lag vor uns: 9,5 Kilometer lang und im Durchschnitt 10,5% steil. Felix Kersten, der spätere Bergkönig legte ein atemberaubendes Tempo vor (wörtlich) in nur 53 Minuten war der erste Anstieg schon Geschichte.
In der Abfahrt trennten sich unserer Wege und die letzten knapp 85 Kilometer wurde es mir erlaubt an der Spritze zu fahren - ein déjà-vu mit hoffentlich anderem Ausgang. Jetzt war ein Sieg tatsächlich in Reichweite und die Favoritenrolle, in welcher ich mich selbst im Vorfeld nie gesehen hatte, nicht mehr abzulegen.
Ab diesem Zeitpunkt wollte ich wirklich gewinnen, und auch wenn jede Platzierung bei der Elbspitze eine sehr gute Platzierung ist, wollte ich Platz 1 wirklich nicht mehr hergeben. So wurde auch im zweiten Anstieg und der dazugehörigen Abfahrt Optimallinie gefahren.
Im Kaunertal angekommen benachrichtigte mich mein Fahrradcomputer, dass dies nun der letzte Anstieg sein würde. 38 Kilometer bergauf, ca 2 Kilometer vertikal: traumhaft! In der Hälfte des Anstiegs bekam ich aus dem Fotoauto die Information, dass mein Vorsprung nahezu sicher reichen würde um zu gewinnen. "Glückwunsch, genieß es" wurde mir zugerufen. Interessanterweise verflog in diesem Augenblick die Wichtigkeit der Platzierung komplett. Der Wettkampf war kein Kampf mehr und ich begriff wieder, dass kein Sieg jemals so schön sein könnte wie diese wunderbare Landschaft, wie die unglaublichen Geschichten die dieser Sport schreibt oder wie die Freundschaften die durch ihn entstehen. Ein besonderer Freund, Thomas Ewald, welcher mir das Rennrad als solches vor vielen Jahren nahegebracht hatte war extra angereist um mich im Ziel zu empfangen. Mit ihm stieg ich die allerletzten Kehren hinauf und auch wenn ich keinen Wert darauf legte war ihm sehr wichtig, dass er mich dann allein auf die Zielgerade schickte. Eine schöne Geste, lieben Dank!
Müde und erschöpft, aber nicht leidenschaftslos, nur glücklich und dankbar - so durchfuhr ich die Ziellinie der 17. Elbspitze.
Danke an Alle, die ein Teil davon waren. Ein Teil dieser Elbspitze oder ein Teil der Vorbereitung. Danke an Alle, die mitgefiebert haben: vor Ort oder von Zuhause aus. Danke an Alle, die an mich geglaubt haben.
Bis nächstes Jahr!
Elbspitze 2025 (Hagen)
Der schönste und wunderbarste Supermarkt dieser Welt befindet sich in Arzl im Pitztal. So bei Kilometer 710. Mein Garmin spinnt, mir ist heiß, so richtig heiß, und meine Motivation ist ziemlich gedämpft. Und dann dieser Laden, Glücksgefühle, ich schmecke die eiskalte Cola schon. Mein erster Einkauf während eines Rennens. Natürlich muss ich in der Schlange warten, werde komisch angeschaut, weil ich schon beim Warten trinke und einfach nur blöd vor mich hingrinse…
Aber von Anfang an. Elbspitze- vor vielen Jahren habe ich auf Mallorca erstmals davon gehört und seitdem war es in meinem Kopf, immer wieder mal kamen neue Geschichten dazu. Schön soll sie sein, hart, manchmal zu hart, hieß es. Im September 2024 ist dann die Entscheidung gereift, dass ich das jetzt unbedingt mal angehen muss. Wahrscheinlich lag es an den besonderen Vibes als ich mit den Siegern von 2024, Andy und Daniel, in einem Raum war.
Schön und passend, dass ich zwei Wochen vor dem Start ein neues Stein Bike mit unglaublich leichten Pi Rope Laufrädern mein Eigen nennen konnte. Mehr Test geht ja quasi nicht, Ergebnis- macht richtig Laune solange der Typ im Sattel mitspielt. Und dann ist es plötzlich soweit: Freitag früh an der Frauenkirche, keine der sagenumwobenen V- Touren konnte ich mitfahren und fragte mich: fahren die jetzt wirklich mit 500 Watt los und hinten fliegt jeder raus, der nicht ordentlich gefrühstückt hat? Als ich gerade meine Startnummer angebracht habe und meiner lieben Anne von meinem flauen Gefühl im Magen erzähle steht plötzlich Andy da, er ist extra mit dem Rad vom Bärwalder See angereist und ich bin direkt deutlich entspannter. Der Kerl weiß wie es geht, hat letztes Jahr bei der Elbspitze ordentlich abgeräumt und begleitet uns auf den ersten Kilometern. Und die vergehen wie im Fluge, die Gruppe wirkt recht homogen und alle sind gut drauf. Die Bedingungen könnten besser nicht sein und es macht gerade richtig Spaß. Allmählich kommen wir der ersten Bergwertung näher und da wir ja ein Rennen fahren und der Berg mein Freund ist, habe ich die Hoffnung, dass das Masters Bergtrikot nicht komplett unrealistisch ist. Ob es eine richtig gute Idee ist, immer wieder für einige Minuten über der Schwelle zu fahren um die Punkte zu sichern, weiß ich noch nicht, aber im Moment macht es großen Spaß auch mal zu attackieren. Und so kann ich die drei sächsischen Masterbergwertungen gewinnen, auch die am Fichtelberg, was mich besonders freut. Was ich aber auch merke- geschenkt werde ich das Trikot nicht bekommen, Micha und besonders Rene machen einen richtig starken Eindruck. Bei vielen angenehmen Gesprächen vergeht die Zeit wie im Fluge, Henning erzählt mir vom Saarlandschwein, mit Frank analysieren wir die DM. Immer weiter geht es in den Süden und die Temperaturen steigen allmählich aus der Komfortzone in Richtung Sauna. Auch bei den weiteren Bergwertungen kann ich mich schadlos halten, merke aber, dass es viel Energie zieht. Da Rene immer den zweiten Platz holt beginnt ein halbstündiges Kopfrechenspiel mit dem Ergebnis, dass das Trikot durchaus möglich aber noch lange nicht sicher ist. Als wir in die Nacht fahren gibt es leider die ersten Aufgaben, die Hitze fordert ihren Tribut. Obwohl wir deutlich vor dem Zeitplan liegen, wird plötzlich ordentlich geballert, keine Ahnung ob das wirklich in der Dunkelheit so sinnvoll ist, wenn in den hinteren Reihen die Lücken aufgehen und in und nach jedem Kreisverkehr alles riskiert werden muss um wieder aufzuschließen. In Reihe 3 war es aber durchaus machbar und immerhin kamen wir so der Pause schneller näher.
Apropos Pausen- vorher hatte ich etwas Sorge wie das für mich wird, da ich sonst auf den langen Strecken versuche ohne oder mit möglichst wenigen Pausen auszukommen. Im Rennen hatte ich dann überhaupt keine Probleme damit, was wohl hauptsächlich daran lag, dass das Elbspitzenteam uns mit allem versorgte, was man sich vorstellen kann, auch wenn ich lernen musste, dass Rührei nicht meine bevorzugte Rennverpflegung wird. Ich kann gar nicht genug danke sagen für die lieben Worte, die Unterstützung und die gute Laune in allen Lebenslagen.
Und irgendwann kamen dann die hohen Berge, die letzten 100 Kilometer hatten über 4000 Höhenmeter, ein paar Wadenzwicker, wie der Silzer Sattel, mit durchgehend zweistelligen Steigungsprozenten auf 10 km, waren quasi die Vorspeise zur Kaunertaler Gletscherstraße. Allmählich wurde mir bewusst, dass mir irgendjemand einige Watt geklaut haben muss und der Weg noch ganz schön lang wird. Die ersten 6 Kilometer am Silzer Sattel bin ich noch bei Rene geblieben, dann musste ich ihn einfach fahren lassen (Glückwunsch zum Grand Master) und habe nur geschaut, dass ich noch Platz 2 auf den Bergwertungen erreiche um das Bergtrikot abzusichern…
Auf der Abfahrt ins Ötztal wollte dann plötzlich der Garmin nicht mehr navigieren, es wurde wieder muggelig warm und der Verkehr begann so richtig zu nerven. Kurzum- ich hatte ein Tief. Und dann kam der oben beschriebene Supermarkt, die Cola und die Erkenntnis, dass 180 Watt zum Ankommen reichen müssen. Keine 500 Meter weiter standen andere Elbspitzenteilnehmer an einem Brunnen und ich glaube, das war das beste was mir passieren konnte. Ich brauchte nicht mehr mit dem Handy navigieren und was viel besser war- ich hatte die nächsten Stunden die perfekte Begleitung. Jörg- es war einfach ein Genuss, unser beider Nichttempo passte perfekt, wir konnten reden oder schweigen ohne dass es komisch wurde und sind gemeinsam dieses fiese Ding nach oben gefahren. Auch wenn ich so richtig im Eimer war, die Meter sich wie Kaugummi zogen, irgendwann waren wir am Gletscher. Arm in Am mit Jörg habe ich meine erste Elbspitze gefinisht und im Ziel wartete Anne auf mich. Gänsehaut pur.
Am nachhaltigsten in Erinnerung bleibt für mich, wie das Team die Elbspitze lebt und jedem Teilnehmer alle Möglichkeiten gibt diese Herausforderung zu bestehen. Meine ganz tiefe Verneigung vor allen, die am Start standen. Völlig unabhängig vom Finish hat jeder in der Vorbereitung ganz sicher verdammt viel gegeben und das eine oder andere Opfer gebracht. Und ob es am Tag X klappt oder nicht hängt von so vielen Faktoren ab, die man teilweise nicht beeinflussen kann.
Elbspitze 2025 (Dave)
Seit mittlerweile 13 Jahren arbeite ich im Winter Teilzeit in Dresden. Viele Jahre ging ein Raunen durch den Raum wenn ich Kumpels nach der Elbspitze gefragt habe. Leise, verlegen, gar leicht ablenkend gab es Gespräche dazu. Der große Respekt vor dieser Herausforderung zog mich schon länger an.
Aber was war oder ist diese Elbspitze? Die jährlichen Streckendaten waren für einen über hundert Kilogramm Systemgewichtler wie mich nüchtern betrachtet, sagen wir mal, kontraproduktiv. Aber definitiv habe ich einen riesigen Vorteil gegenüber Allen! Meinen unbändigen Willen. Mich bricht man nicht!
Nach dem letzten Ötztaler habe ich, mit besagtem Systemgewicht, mit Acht Stunden Dreißig abgeliefert. Am gleichen Abend wurde mir geraten: Du kannst die ES schaffen!
Und so stand der Junge aus Suhl vom Rennsteig in seiner weißen Hose am Vierten Juli an der Frauenkirche. Spezialdisziplin: Kriteriumrennen knallen, also möglichst viele Watt in kurzer Zeit in die Dura Ace nageln.
Letzten Oktober noch 3 Monate wegen Ischias außer Gefecht. Dreitausend KM sind bis zur ES25 zustande gekommen. Mehr geht als voll mitarbeitender Gerüstbaumeister mit eigenen Betrieb halt nicht. Das war dann auch die Vorbereitung. Und so ging es los. Sehr ungewiss, aber eigentlich befreit von Ängsten bzw Vorurteilen. Schauen wir mal ob die Anderen mit Wasser kochen!
Klar war von Beginn an, nur hinten Reinsetzen werde ich mich nicht. Die ersten Bergwertungen waren eher an flachen Rollhügeln. Da konnte ich nicht widerstehen und musste ein paar Punkte holen. Und so wurden es dann im Laufe der Zeit doch ein paar. Ich glaube das hat mir auch etwas Respekt verschafft, trotz weißer Hose. Leider habe ich die Entscheidung getroffen nicht am Zeitfahren teilzunehmen. Die Beine waren eigentlich zu dem Zeitpunkt perfekt zum abliefern. Allerdings hat die Aussicht auf die letzten 100km mit 4000hm meine Entscheidung geprägt. Ich hasse eigentlich vernünftige Entscheidungen. Aber nunja, man wird anscheinend langsam erwachsen.
Im Sonnenuntergang dann ein prägendes Erlebnis, ich durfte die Truppe in die untergehende Sonne fahren. Zwar öfter von Albi ermahnt für zu hohe Watt, aber ich war von diesem Moment so beflügelt und dankbar. In der Nacht wäre ich gerne mit Sirko zu Zweit vorne gefahren. Ich hatte den gleichen Blutdurst wie er und habe es genossen dass es mal richtig vorangegangen ist. Ich war in Gedanken bei ihm. Mich hat es so gejuckt einfach kopflos zu ballern. Dafür durfte ich sehen wie ein Igel Zwei Platten herbeiführt. Erlebt man auch selten.
Bis Füssen war es ein entspanntes Rollen welches mir liegt. Stressiger, aber definitiv perfekt organisiert, fand ich die kurzen Pausen. Essen rein, Essen raus, Garmin laden, Trinkflasche auffüllen und dann saß man schon wieder auf dem Hobel. Ins Hahntennjoch bin ich noch sehr frisch reingekommen, traf dann aber im Mittelteil den Mann mit dem Hammer. Oh da wurde mir das erste mal klar dass es noch ein langer Tag werden könnte. Zum Glück hat mich Axel bis zur letzten Pause dann ritterlich begleitet und gezogen, dabei konnte ich schon regenerieren und Kräfte sammeln. Im übrigen ein ganz feiner Kerl, wie eigentlich Alle mit denen man unterwegs war. Kameradschaft stand bei jedem Einzelnen an erster Stelle. In dieser Pause wusste ich, laden laden laden. Das geile bei der Elbspitze ist, zu dem Zeitpunkt ging es Jedem schon einmal besser! Und die Gewissheit lässt einen stärker werden. Schicksalsgemeinschaft. In der Pause kurz motivierende Texte von Freunden gelesen und mitbekommen wie geil der ES Kanal alle in den Bann gezogen hat. Feuer frei.
Die letzten 110Km waren geprägt von dem Gedanken einfach oben anzukommen. Und wie ich im Antragsformular auf der Homepage beschrieben hatte: Mein Ziel für die Elbspitze 25 war mit einem Lächeln oben am Gletscher anzukommen. Und das bin ich.
Danke an Alle für Alles!
Maximale Ausbeute (Sirko)
Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Wertungstrikot zu gewinnen. Am schönsten ist es mittels einer dominanten Leistung in einer Kategorie, bspw. der beste Bergfahrer zu sein, sowieso das ultimativ höchste der Gefühle. So wie Felix oder auch Max. Das sind Leistungen, die Fitness auf dem Punkt im besten Alter bedürfen, mit jahrelanger Vorarbeit. Es geht auch anders, z.B. wenn man seine Außenseiterchancen in vielen Wertungen streut und hofft, dass der jeweilige Favorit aus irgendeinen Grund ausscheidet. Die Sonderwertung ist generell kaum planbar, die Gegner und der eigene Zustand bei Zeitpunkt der Wertung unbekannt, der Invest hoch, da die höchste Intensität irgendwann zur Halbzeit abverlangt wird. Zweimal war ich dabei erfolgreich, wobei die Wertungen unterschiedlicher kaum sein konnten (einmal über 3 Pässe mit insgesamt 2xxx Hm, einmal ein einzelner Berg mit nur 2xx Hm).
Seitdem die Sonderwertung ein Einzelzeitfahren ist, also seit 2021, war diese Wertung insgeheim mein oberstes radsportliches Ziel. Aus meiner Sicht auch ambitioniert, da ich als eher leichte große Person mit überproportional langen Gliedmaßen nicht optimal dafür konstituiert bin. 2021 verpasste ich es wegen meines DNF, 2022 wurde ich bereits 15 min nach Start von einem entfesselten Frank Kobel eingeholt, dabei hatte ich mich physisch gut vorbereitet gefühlt und fand, dass ich auf dem Guten Cube ganz OK saß und dass die 40 mm Alufelgen aerodynamisch sein sollten. Außerdem trug ich einen Zeitfahranzug. Alles in allem wirklich deprimierend. Dann diese Story um Andy Pielack, der im reifen Alter ebendiesen Frank Kobel bei Zeitfahen schlägt.
So kam es, dass ich mich mit dem Thema Plastikfelgen auseinandersetze und mich für die 60 mm Variante von Nextie entschieden, deren Verarbeitung allerdings zu wünschen übrig lässt (Harzstufen genau im Nippelloch, 4 mm dicker Felgenboden für innenliegende Nippel einfach im rechten Winkel gebohrt, Felgenboden nur bis 1.3 kN je Speiche freigegeben, wie soll man da ausreichend Spannung auf die Nichtantriebsseite bekommen?). Übrigens bekam ich für das Problem mit der Harzstufe eine Ersatzfelge, in welcher ein Arbeiter mit der Hand die Stufen weggedremelt haben muss ... Das kann ich auch selber, keine schöne technische Lösung, ist mir sogar besser gelungen bei der Originalfelge. Schwamm drüber, der Geschwindigkeitsunterschied war eklatant. Dann wurde mir bei einem Verkehrsunfall der Rahmen des Guten Cube kaputt gefahren, wodurch ich zu dem Felt AR kam, ein aggressiv auf Aerodynamik getrimmter Rahmen, sehr schlabbrig, jedoch auf normalen Trainingsrunden in typischen Elbspitze-Terrain gut 2 km/h schneller als das Plasteding, mit dem ich die meisten der bisherigen Elbspitzen gefahren bin.
Es gab also berechtigten Grund, das Thema Sonderwertung wieder auszukramen. Sofern es trocken wäre (etwa 1/3 Wahrscheinlichkeit) oder ich mich bis zur Elbspitze vom ausreichenden Bremsverhalten der Carbonfelgenbremserei überzeugt hätte (ebenso unwahrscheinlich wenn man in Dresden wohnt, wo es selten nass ist), würde die Schlabber zum Einsatz kommen. Denn das Plasteding hat seit vergangenem Sommer eine mit UHU Endfest eingeklebte Tretlagerhülse, deren Lebensdauer ich schwerlich abschätzen kann.
Das Jahr lief gut an, trotz meiner im November geborenen Tochter und dank der 28h-Elternteilzeit, die es doch immens erleichtert neben Arbeit und Familie noch anderen Lebensinhalten nachzugehen. Dieses Jahr kann ich kaum über die Krankheitssituation jammern. Ja, mein Sohn bekommt in der Erkältungssaison noch immer spätestens nach 3 Wochen die nächste Rotznase, aber weder er noch ich entwickeln Fieber. So kam es nach den ersten drei stressigen Wochen mit dem Neugeborenen dann zu einem stetigem Formaufbau mit persönlichen Bestleistungen beim Jiz50 und meinem Doppelstock-Testhügel (~7 min), für mich sehr überraschend, eigentlich hatte ich mich damit abgefunden im Leben keine Hausnummern mehr setzen zu können und mich viel mehr daran erfreut, am Klavier "Rue des Cascades" spielen zu können, was auch ein sehr lang gehegter Traum war (als Musikinstrumentspäteinsteiger). Alleine das Piriformis-Syndrom hat mich komplett vom Laufen abgehalten und war rückblickend sicherlich von anfänglich zu hoher Sitzposition auf der Schlabber provoziert (und nicht vom Laufen persé) ... was eigentlich kein so gutes Zeichen ist. Speziell, wenn man die Schlabber zum Start der Elbspitze noch immer nicht mehr als 170 km am Stück gefahren ist. Warum eigentlich nicht? Weil ich Speichenrisse auf der Nichtantriebsseite hatte, nach ~3000 km, 2 Stück innerhalb von 500 km, also kein Zufall, sondern systematische Ermüdung, wo wir wieder beim diesem Laufradthema sind. Ich entschied mich dann, den Felgenboden mit den Antriebsspeichen zu überlasten und das Rad einen guten Milimeter außer Mitte zu nehmen. So konnte ich die Speichenspannung auf der Nichtantriebsseite um etwa 30% erhöhen. Alle Nichtantriebsspeichen wurden gewechselt. Wieder dieser Hass auf die Fahrradindustrie, auf 11- und 12-fach, der ganze maschinenbauerische Wahnsinn ... wir werden noch erleben, dass die Freiläufe so breit werden, dass alle Speichen nach links geneigt sind (ja, das geht theoretisch, dann mal ran an den Speck ihr Marketing-Heinis). Diese Material-Aktion begann leider am Tag der Nachhole-V5 mit Carsten, ist mir das noch immer peinlich. Nach zweieinhalb Stunden waren wir noch immer noch nicht vom Fleck gekommen, immerhin schon 70 km gefahren und ein Fahrrad getauscht.
Henrik machte mich auf der Rückreise darauf aufmerksam, dass die Aussage mit den "6 Wochen spezifische Vorbereitung" etwas schizophren ist, wenn man möchte, dass Teilnehmer auch Vtouren fahren, und dass das mit den 6 Wochen irreführend sei. Ich denke nochmal nach, wie man das umformulieren kann. Ich hatte gehofft die gute Winterform in den Radsport zu transformieren, allerdings hatten wir einen wunderschönen, 30-tägigen Elternzeiturlaub bis Mitte Mai, in dem ich 9,5 Stunden trainiert habe. Kennt ihr das? Irgendwann öffnet sich der Himmel, und er (der Radsportgott) spricht herab: "This is the last call, und wenn du nicht bald zündest, wirst du jämmerlich eingehen". Der folgende Aufbau war aggressiv, mehrmals am Limit, ich habe einen Infekt von Ende Mai bis Ende Juni mit mir rumgetragen, zwischendrin nochmal über 2 Tage leichte Gliederschmerzen drüberweg trainiert. Am Geburtstag meiner Mutter (am V5-WE) habe ich mit meinem Sohn 2 Stunden Mittagsschlaf mit 105 bpm gemacht im Bett meiner Mutter, weil ich früh um 6 am ersten schwülen Tag des Jahres raus bin um mich gründlich abzuschießen. Ich bin im Wanderkurzurlaub 21 Uhr nach dem Insbettbringen der Kinder raus, um Berge zu trainieren, um das Pensum hoch zu halten. Das ist was dahinter steht, hinter der Formulierung "Im Prinzip reicht auch eine sechswöchige Radsport-spezifische Vorbereitung". Die Elbspitze ist nicht gesund, eine 6-Wochen-Vorbereitung ist nicht gesund, es widerspricht der gesellschaftlichen Zielstellung der Sportförderung. Sport soll die Gesundheit fördern. Wettkämpfe sind toll, aber das gesunde ist in der Regel die maßvolle Vorbereitung.
Es ist nicht nur körperlich grenzwertig, auch mental für mich, und ich bin dankbar, dass meine engste Familie und auch meine Eltern und Schwiegereltern Kinder-betreuend es ermöglichten, dass ich diese 6 Wochen machen konnte, was ich tat. Am Ende dieser Periode begann 3 Tage vor der Elbspitze für mich die Elternzeit, für meine Frau begann ein neuer Lebensabschnitt mit eigener Arztpraxis. In diesen Tage war für mich die Elbspitze nicht annähernd von der zentralen Bedeutung, wie man das erwartet. Und ich hätte ihr auch nicht mit viel Willen diese Bedeutung zukommen lassen können, einfach aus den genannten privaten Gründen. Und ich habe das Glück, dass das, was man mir "als Erfinder der Elbspitze" zuschreibt, doch eigentlich komplett auf den Schultern meiner Orga-Mitstreiter lastet. Wirklich ich bin aus tiefsten Herzen dankbar dafür, dass ihr diese Institution mit Herzblut weiter vorantreibt und vor allem stetig verbessert!
Diese fehlende zentrale Bedeutung für mich hat große Vorteile. Ich ging an dem Donnerstag ins Bett 20:30, schlief schnell ein, und wachte kurz vor dem Wecker 3:45 auf mit einer noch nie vor einer Elbspitze dagewesenem Schlafpensum auf. Wahrscheinlich ist das genau das, was man allgemein unter Tiefenentspannung versteht. Auch diese Situation, dass du denkst, wieder eine gewisse Rudelführer-Funktion einzunehmen, und dann fährst du wie immer diese Runde um die Frauenkirche und das Feld ist weg. Du fährst zurück, und es ist keiner mehr. Du fährst zwei Rennradfahrern die Weiße Gasse hinterher, die einzigen Radfahrer weit und breit, bis zum Terassenufer, die zwei Radfahrer machen IRGENDWAS, kein Feld in Sicht. Gefühlt sind mittlerweile 5 min vergangen, als ich das letzte mal das Feld gesehen habe. Dann beginnt vor den Augen dieser Filmstreifen, das Leben zieh an einem vorbei, wie man hier am Terassenufer jahrelang seiner sub-17 bei der Teamchallenge hinterherlief, dass man eigentlich was erreicht hat, dass man zufrieden sein kann, dass man im Prinzip auch einfach heimfahren könnte, jetzt in diesem Moment. Dass es gar nicht schlimm wäre, schließlich hat man eine solche Entscheidung doch schonmal getroffen, gar nicht solange her, vielleicht etwas andere Rahmenbedingungen, aber im Prinzip das gleiche. Jedoch war damals dann schon ein bisschen Gemaule, speziell wenn es nicht so läuft, so wie damals 2021 in Brixen, wo man sich "einfach aus der Affäre gezogen" hat. Die ganzen Leute, die da oben noch stehen die Svens und Pas und Vincenz und Steffen und Markus und all die anderen, die das hier seit Jahren begleiten, eigentlich kannst du das jetzt nicht bringen.
Ich folge meiner Intuition, biege links ab in Richtung Kongress, vorbei an der Oper, kleine Stadtrundfahrt, nur für mich. Tief im inneren spüre ich, dass ich mit dieser Route ähnlich schnell sein könnte, wie das Feld. Klar müsste man sicherlich eine paar rote Ampeln überfahren, und vielleicht mal links abbiegen obwohl es verboten ist, oder ohne Licht durch einen Tunnel, wenn da einer wäre. Vielleicht würde es ja helfen, den Radcomputer anzuschalten, dann könnte ich im Sweetspot wieder ans Feld ranfahren.
So vergehen vielleicht 15 min, irgendwann siegt wieder der Zweifel und ich rufe Vincenz an und sag, dass er mich einladen soll, dass ich einer Parkbucht Orteingang Freital wartet. Er sei gerade am Tunnel, es würde also gut passen. Ich bereite mich auf die Diskussionen vor, die sich darum drehen, viele km ohne Panne im Besenwagen verbracht zu haben, unfähig zu sein, am Feld zu bleiben etc. pp.
Zu meiner großen Überraschung kommt das Feld hinter mir um die Kurve und erreicht erst jetzt Freital. Ich bin vor dem Feld! Oh Gott, hoffentlich haben die nicht irgendwo gewartet und sinnlos Zeit verplempert, ein absoluter Albtraum. Ich versuche den Gedanken bei Seite zu schieben, er wird immer intensiver wahrscheinlich hassen sie dich jetzt alle. Am besten erstmal vors Feld spannen und so tun, als sei nicht gewesen. Niemand sagt was außer vielleicht "wo kommst du denn her".
Dann entspringt dieser entscheidende Gedanke, diese Scham ob der Egozentrizität, wo doch die Leute hier sind, um einer Vision zu folgen, einer platonischen Idee, und mit Sicherheit -- auch wenn es Ihnen gut geht, aber speziell im Stress der Startphase -- mit sich selbst zu tun haben. Ich verbringe mit Vincent bis Edle Krone meine Zeit vorne. Erst jetzt realisiere ich, wieviel Adrenalin hier am Start war, wie sich der Puls von wirklich hohen Werten endlich wieder normalisiert. Das, was mir da am Start der Elbspitze passierte, würde die nächsten 60 Stunden fast kein Thema mehr sein. Wenn ich es nicht gerade aufschreiben würde, hätte ich Zweifel, dass es Realität war. Aber es hat mir geholfen, mich bewusst zurückzuhalten bei der Gestaltung unserer Fahrt. Ich würde nicht rumstressen, ich würde keine Führungsarbeit leisten, alles würde gut werden, wenn man es sich selbst überlässt.
Damit ist auf meiner Sicht fast alles erzählt. Natürlich tat mir beim Versuch, keine Führungsarbeit zu leisten, ziemlich schnell der Hintern weh, in Pockau schmerzte mein Nacken bereits so sehr, dass ich es für eher wahrscheinlich hielt, NICHT mit der Schlabber das Ziel erreichen zu können. Aber der Gedanke, mit möglichst wenig Energieeinsatz das Zeitfahren erreichen zu können, lebte fort. Das Zeitfahren war so knapp, es ging um Kleinigkeiten. Hätte ich mir auch nur ein Bein weniger rasiert, hätte ich beispielsweise schon verloren. Alles war auf meiner Seite, auch das Losglück. Rein sportlich empfinde ich diesen Wettbewerb aufgewertet dadurch, dass sich das komplette spätere Podium beteiligte. Dabei will ich Henriks Start in keinster Weise abwerten. Ganz im Gegenteil fand ich das über alle Maßen irrational und damit spannend, ich hatte seinen Puls bei gemeinsamer Führungsarbeit beobachtet … diese Teilnahme war einfach nur pure Radsportleidenschaft! Letztlich gewann ich das Zeitfahren nur dank Materialüberlegenheit gegenüber Max (im wesentlichen in der langen Abfahrt). Früher war ich oft auf der anderen Seite, wenn ich gegen die k€ teureren Räder antrat, die eben auch wenigsten 2 kg leichter waren, oder wenn Konkurrenten bewusst nur 400 ml-Flaschen ans Rad nahmen, ohne Scham. Zu meiner Verteidigung kann ich aber sagen, dass die Schlabber für 1600 € (Rahmen+Laufräder+Lenker+Vorbau) aufgebaut war, die restlichen Teile wurde vom Guten Cube übernommen, inkl. der Shimano 10-fach 105 Gruppe. Wahrscheinlich hatte ich eines der billigsten Fahrräder im Feld. Es ist nur eine konsequente, zeitgemäße Entscheidung für Aerodynamik, und gegen die Fahrrad(marketing)industrie.
Dann war da noch das Rote Trikot. "Wer soll auf Rot fahren" war immer wieder die Frage von den jungen Orga-Leuten. Eigentlich war das richtig schön, mal wieder ein Feld ohne Überlokomotiven mit viel Rückenwind. Und trotzdem -- oder gerade deshalb -- immer wieder Situationen, in denen gar keiner wollte, mich inbegriffen (15 km vorm Zeitfahren, nein, wirklich nicht). Erst in Augsburg, als ich sah, wie offen der Wettbewerb um den aktivsten Fahrer ist und ich nur einen Punkt hinter Jörg lag, dachte ich: Wenn es niemand will, ich nehme es gerne, habe ja erst 26 verschiedene Elbspitze-Trikots im Schrank. So nahm ich mir vor, den kompletten Nachtabschnitt von vorn zu fahren. Ich bin tatsächlich keine Überlokomotive, auch ich leide, wenn nach 30 km Führungsarbeit Axel vorkommt und ich keine Zweierreihe mit aufrechterhalten kann (zum Glück kam der Pinkelwunsch, und damit Zugriff auf Redbull, danke an unseren Sponsor! Das muss eine knappe Stunden nach dem RIP Igel gewesen sein).
Wir hatten keinerlei Zeitdruck dank perfekter Bedingungen, somit war die Führungsarbeit diese Jahr wirklich ein Zuckerschlecken mit wenig Aufopferung, und es gab ein gewisses Stammpersonal an der Spitze, speziell nach Beilngries, als die Temperaturen wieder angenehmer wurden. Für mich reichte es für mein drittes rotes Trikot nach 11 Jahren Pause!
Ich machte mir auch keine Illusionen ob des Finales. Es kam wie es kommen musste, ein bisschen geschlaucht hatte der Einsatz im Flachland schon, und ich litt und kassierte zwischen Silzer Sattel und Pillerhöhe. In Wenns saß auch ich wie ein alter Mann an dem attraktiven Brunnen mit dem frischen Wasser und versuchte mir das Zuckerferment im Magen zu verdünnen. Auch das Aufsuchen von Gebüschen mit großen Lindenblättern als Klopapier gehörte zu den wichtigen Aufgaben an diesem Anstieg, um mich für den Endgegner vorzubereiten. Dann noch ein Koffeingel drauf und ein weiteres Redbull hinterher und die Maschine zündete. Mittlerweile hatte mich René Eschler überholt, von hinten drückte Daniel, man wächst an seinen Aufgaben. Dank René war es wirklich, wirklich sehr motivierend nochmal ein paar Watts zu geben, und es war wirklich nicht leicht an diesem so erfahrenem Athleten nochmal vorbeizukommen, es hat quasi anderthalb Stunden gedauert. Ich bin wirklich kein Nostalgiker, aber man muss wissen, dass wir schon vor 14 Jahren zusammen bei der Elbspitze hart Bergwertungen und Finale gefahren sind. Letztlich wollte ich die Lücke und bekam sie, womit diesmal alle 4 Einzelzeitfahrer, welche die Karenz geschafft hatten, auch im Zieleinlauf vorn lagen. Für mich war es ähnlich wie 2022, auch damals hatte ich einen Notaus reingedrückt bekommen im Finale, die sich der Körper nahm um sich zu erholen, um dann im Schlussanstieg nochmal richtig Leistung bereitzustellen (diesjahr sogar der schnellste am Schlussanstieg, wenn man Strava glaubt).
Zwei Fahrer sind m.E. noch besonders hervorzuheben: Axel, vor dessen Führungsarbeit Menschen Angst haben, und der als Ersttäter ein Finale rausgehauen hat, dass ich ihm nicht zugetraut hätte, Chapeaux. Und Natürlich René Leuthold: Nein, die Story ist nicht neu, es gibt sie immer wieder die Horsts, die Reinmars und andere, sie sich in fortgeschrittenem Alter wirklich keine leichte Aufgabe rausgesucht haben und sich über Jahre festbeißen, bis sie ein Elbspitz-Finisher sind, Wahnsinn, meine Hochachtung! Ihr seid die ganz wichtigen Persönlichkeiten, die zeigen, dass es hier nicht nur um Nussknacker und Nikis geht.
Und dann sind noch unserer Helfer hervorzuheben. Ich weiß nicht, ob ihr schon mal in die Hall of Fame geschaut habt. Hier sind Leute am Start, die begleiten die Elbspitze seit langem, die wissen, wie es am Melchboden aussieht, wie man eine Verpflegungsaufgabe selbst ohne den Chef hinbekommt. Die die besten Fotos machen. Einige gehen hier bald auf ihre zehnte Teilnahme zu. Andere etablieren hier mit großer Begeisterung ihren Stammplatz in Team, Torsten, Tina, Tom und Jakob seien da genannt. Das ist wirklich krass, vielen Dank!
Glückwunsch auch an alle Neulinge, man vergisst nach 17 Teilnahmen manchmal, was es heißt, sich dieser Herausforderung zu stellen. Meine erste Elbspitze jedenfalls hatte bei weitem nicht soviele Höhenmeter und Kilometer, dennoch war ich völlig zu recht Stolz auf das erreichte.
Elbspitze 2025 (Jakob)
***Einleitung***
Samstagabend, den 5. Juli 2025, um 19:03 habe ich folgendes in den Elbspitze-Liveticker geschrieben:"Ich war gerade 15 Minuten duschen. Das war seit gestern früh um 4 die längste Zeit, in der ich seit dem nicht auf mein Handy geschaut habe.
Direkt gemerkt, dass was fehlt. 😂"
Ich denke, dass damit ganz gut beschrieben wird, was der Liveticker alles so mit sich bringt bzw. was ich dafür mitbringen musste ... mindestens mein Handy, Ladekabel und viele Energie auf der Powerbank!
Nichtsdestotrotz begann die Elbspitze 2025 nicht Samstagabend, sondern Freitagmorgen. Ich war eigentlich zuversichtlich, dass ich genug Zeit eingeplant hatte, aber am Ende war es eine Punktlandung, dass ich die Straßenbahnhaltestelle mit meinem Gepäck gerade noch so durch die Hilfe eines Mobibikes erwischt habe. An der Frauenkirche angekommen konnte ich dann schon die ersten bekannten Gesichter, aber auch einige neue Gesichter sehen und begrüßen. Vorjahressieger Daniel Weber (um Dopplungen zu vermeiden verweise ich hier auf meinen Bericht zur Elbspitze 2024 😉) hat sich dann doch noch entscheiden vorbei zu kommen, um zu Beginn ein paar Kilometer mit dem Feld zu rollen.
Es folgten die typischen organisatorischen Dinge, welche mit einer Ansprache der Rennleitung sowie dem Gruppenfoto aller Elbspitzen-Starter 2025 vor der Frauenkirche beendet wurden.
***Start***
5:00 Uhr startete das Feld - aufgrund des abgesperrten Neumarkts ausnahmsweise ohne die kleine obligatorische Radrunde um die Frauenkirche selbst - und machte sich direkt auf den Weg in Richtung Kaunertaler Gletscher in Österreich.Anschließend haben wir, das waren dieses Jahr:
▪️Philipp: unser Fotograf, den ich noch sehr gut von der Elbspitze 2024 kenne und mit dem ich da bereits viele Stunden zusammen im Auto gesessen habe.
▪️Torsten: unsere Top-Chauffeur, der die meiste Zeit die Fotokarre von A nach B und von Z nach Y sowie die Pässe rauf und wieder runter manövriert hat.
▪️Ich - Jakob: der gerade in der Fotokarre auf dem Heimweg sitzt und diesen Bericht schreibt, weil er ja sowieso die letzten drei Tage nur am Handy saß.
unsere Fotokarre geschnappt und uns auf die Suche nach den gestarteten Teilnehmern gemacht.
Schnell stellte sich uns die Frage: Wie navagieren wir überhaupt die Rennradstrecke für unsere Fotokarre? Keiner hatte einen Randcomputer mit und die Strecke ließ sich nicht navigierbar in Googlemaps einspielen. So ein Mist - früher mit analogen Landkarten war alles besser! 😂 Also haben wir die Gesamtstrecke bei Garmin immer mit Google-Maps abgeglichen, um zu schauen, wo denn jetzt die Strecke lang führt. Für mich, der sowieso die ganze Zeit am Handy verbracht hat - hatte ich das schon erwähnt? - natürlich gut übernehmbar.
Also dann, auf auf die Strecke!
***Liveticker und Instagram***
Ich glaube, ich hatte es weiter oben schon geschrieben, dass ich fast die ganze Zeit am Handy verbracht habe. Grund dafür war die Berichterstattung für alle diejenigen, die nicht live dabei waren, es aber trotzdem so live miterleben wollten, als ob sie live dabei wären: WhatsApp Liveticker und Instagram.Ich durfte also genau die Aufgabe wieder übernehmen, mit der ich 2024 zur Elbspitze gekommen bin. Zusammen mit Vince haben wir die Elbspitze 2025 also bei Social Media zum digitalen Leben gebracht.
Fotos, Videos, Interviews der Fahrer, Infos über Infos, ab und zu mal ein Witz, Zeitlupenvideos - Daniel Weber hatte mir zur Elbspitze 2024 schon gesagt, dass ich unbedingt Zeitlupenvideos machen soll - da findet es anscheinend jemand besonders toll, Rennradfahrer ganz langsam fahren zu sehen und das nicht bei 10° Steigung. 😄
Philipp hat mir auch regelmäßig eine Auswahl seiner Fotos geschickt, mit denen ich Impressionen auf Instagram und im Ticker teilen konnte.
Aber auch Neuigkeiten zum Wetter, zur Stimmung im Fahrerfeld, zur nächsten Verpflegungspause sowie zu den Zwischenständen bei der Bergwertung oder das Ergebnis des Einzelzeitfahrens mussten getickert werden.
Apropos Wetter:
Ab und zu habe ich flüstern gehört, dass die ganze Tour doch gar nicht als Elbspitze gelten kann, wenn es nicht ein Mal regnet. Nun, diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Ich sage dazu nur: es hat nicht ein einziges Mal geregnet.Leider gehört es zum Liveticker auch dazu über die negativen Geschehnisse zu berichten, wovon es zum Glück nur zwei Stück gab:
1.) Es sind nicht alle Fahrer auf dem Rennrad am Kaunertaler Gletscher angekommen, weil sie bereits vorher aus eigener Entscheidung aufgehört haben. Man kann den Spieß hier natürlich auch umdrehen und sagen, dass sie die Schlauen gewesen sind, weil sie sich die 36 km bergauf zum Kaunertaler Gletscher nicht antun wollten.
2.) In Gedenken an "Ich-mach-Albi-zwei-Platten-Igel". Was ich damit meine? Lest es selbst:
"Die zwei Kollegen vor mir haben noch einen Harakiri-Move gemacht und ich bin da volles Rohr drüber und habe den Igel filetiert. Und dann habe ich gemerkt vorne und hinten Ende im Gelände!"
Da war es übrigens 1:15 Uhr - beste Zeit, um zwei Reifenpannen zu reparieren. Warum? Weil man dann was zu tun hat und nicht müde wird.
Müdigkeit und viereckige Augen gehörten natürlich auch dazu, wenn man die ganze Zeit auf einen viereckigen Bildschirm schaut. Glücklicherweise haben mir ein 30-minütiger-Powernap auf dem Weg hoch zum Hahntennjoch und jede Menge Cola gereicht. Sollte es auch, wenn ich die Elbspitze auch mal auf dem Rad mitfahren will. 😂
Glücklicherweise gab es für mich dieses Jahr keinen Ausflug in das Krankenhaus Salzburg und auch nicht in das Krankenhaus Innsbruck.
Einen Notfall hatte ich nichtsdestotrotz trotzdem:
"Hat hier irgendjemand Klopapier im Auto?"
Irgendwann wollte auch bei mir die Mischung aus Kuchen, Brötchen, Cola, Nudelsuppe, Wiener, Nudeln Wugu, Schnitzel, Rührei, Tee, Bananen wieder raus. Gar nicht so einfach, wenn man immer mehrere Stunden livetickernd im Auto durch die Prärie fährt. Kurz bevor ich einen echten Braunhedel im Wald dagelassen hätte, war Burger King mein bester Freund.
***Schock und Überraschung***
Samstag früh 4:30 Uhr: Der WhatsApp Kanal zum Liveticker der Elbspitze ist offline und deaktiviert.Ach du Scheiße! Wieso, weshalb, warum?
Tja, nach der letzten Nachtpause in Bayern gab es nochmal eine Strobolicht-ACDC-Musik-Motivation für die Fahrer. WhatsApp hat in dem hochgeladen Video aufgrund des Songs eine Urheberrechtsverletzung gesehen und den Kanal automatisch geschlossen. Der Schreck war zum Glück wieder weg, als wir das Video gelöscht haben und alles andere noch da war. Wir waren also wieder online. Gott sei Dank.
Kurz darauf folgte dann die Überraschung. Ist das dort hinten Schloss Neuschwanstein? Ja! Ohne es aufgrund der Dunkelheit zu merken, haben wir unsere Pause also fast unmittelbar am Fuße des kleinen Berges gemacht, auf dem das Schloss Neuschwanstein steht. Erst im Morgengrauen haben wir das gecheckt. Jetzt habe ich das sogar auch mal in Echt gesehen.
***Finale***
Silzer Sattel, Pillerhöhe und Kaunertaler Gletscherstraße!Wer entscheidet die Elbspitze 2025 für sich und kommt als erster Fahrer am Kaunertaler Gletscher an?
Auf dem Weg hoch zur Pillerhöhe war ich mir manchmal nicht so sicher, ob ich hier bei einem Fahrradrennen bin oder in Monaco vorm Casino bzw. bei einem Porscherennen, so viele Luxusschlitten wie da lang gefahren sind. Aber wozu einen Porsche, wenn man ein S-Works haben kann? 😏
Der Liveticker hat die letzte Etappe genau so geglüht, wie der Abzug von Philipps Kamera. Fotos, Updates und Videos der Fahrer mit ihrer aktuellen Verfassung mussten geteilt werden. Einer war der Meinung, dass dieses ganze Ding hier ein Konstrukt des Teufels ist. Ein anderer hat bunte Farben auf seinem Garmin gesehen, die er noch nie zuvor gesehen hat. Aber einig waren sich fast alle: "Habt ihr Wasser? Habt ihr Cola? Habt ihr Red Bull?" Die Flüssignahrung war also dieselbe. Ich wundere mich, warum keiner Bier wollte. 😂🤔
Unsere Fotokarre hat sich dann an die Spitze des Feldes gesetzt und immer wieder Updates und Zeitabstände zu den ersten Fahrern durchgegeben, wohingegen die Technikkarre den Besenwagen gespielt und den Fahrern weiter hinten die Unterstützung für die letzten Kilometer gegeben hat. Oben am Gletscher angekommen hieß es dann warten, wobei für uns der Gewinner eigentlich schon klar war und dann auch klar wurde:
Max Hebeis gewinnt die Elbspitze 2025 - einfach ein geiler Erfolg.
Und für mich war es ein Erfolg, alle Fahrer nochmal mit der GoPro bei der Zieleinfahrt am Gletscher abzulichten und allen Mitfiebernden im Liveticker ein Zieleinfahrtsvideo zu liefern.
***Ende***
Die Elbspitze 2025 endete für mich frisch geduscht, mit einem ordentlichen Abendbrot und über die Siegerehrung livetickernd sowie mit 6 österreichischen Hopfenblütengerstenmalzsäften im Kopf nach fast 46 Stunden ohne Schlaf und viereckigen Augen, weil ich fast ununterbrochen am Handy saß (aber ich glaube, dass hatte ich schon erläutert) im Bett.Und wenn es passt, dann vielleicht bis zur Elbspitze 2026! ✌🏻😊
Elbspitze 2025 Das 5. Finish (Michael R.)
In den letzten beiden Jahren standen andere Radevents im Focus, aber dieses Jahr wollte ich die Scharte aus 2022 auswetzen, als ich nach einer Corona Infektion nicht rechtzeitig in Schwung gekommen war und nach 450 km aussteigen musste. Als letzter Test lief es beim Super Giro Dolomiti mit dem langen Anstieg zum Zoncolan sehr gut. Ein neues Rad hatte ich mir auch endlich zugelegt, also beste Voraussetzungen.
Am Starttag, dem 4. Juli konnten die Bedingungen besser nicht sein, moderat warmes und trockenes Wetter. Auf gings pünktlich 5 Uhr mit einer Runde um die Frauenkirche und auf dem ersten Abschnitt flott bis zum Fichtelberg auf wohlbekanntem Gelände. Als Begleitung hatte das 30 Fahrer starke Feld einige Radkumpels bis hierhin dabei. Nach einem Abstecher durch Tschechien sind wir bis auf wenige Bergwertungen regelrecht durch Franken und Bayern geflogen, der Schnitt lag deutlich über 30 km/h. Aller ca. 120 Kilometer waren „Boxenstopps“ zum Auffüllen von Energie und Flüssigkeit. Diese halbe Stunde verging wie im Flug, es war unmöglich das reichhaltige Angebot durch- oder gar auszukosten. Pflicht bei mir war bei jeder der sechs Versorgungen ein Stück Eierschecke, ach ja und noch ein siebentes an der Sonderversorgung auf der Pillerhöhe. Viele Grüße und herzlichen Dank an Conrad Pfützner!
Nun galt es, die Nacht gut zu überstehen, bei einem eher monotonen Flachstück und häufigen Kreisverkehr mit Zieharmonikaeffekt schon herausfordernd. Sirko hat vorn ordentlich Druck gemacht, um eine gewisse Selektion schon vor den Bergen herbeizuführen, allerdings (noch) ohne Erfolg. Das sollte sich bald ändern.
Am Ende des vorletzten Abschnitts gab es den ersten richtigen Brocken mit dem Hahntenjoch, über 900 Höhenmetern auf 14 Kilometern. Ich bin optimistisch reingefahren, musste aber schon nach der Hälfte feststellen, dass nicht genug Energie im Körper war. Da rumpelt es im Kopf: Wann habe ich zu wenig gegessen? Jetzt am Berg was reinstecken? Vielleicht nicht die beste Idee? Riegel oder Gel? Doch lieber nur trinken? Habe mich für letzteres entschieden und mich bis hoch gequält. Die ersten Fahrer waren ausgeschieden und ich lag ganz hinten im Feld. Die letzte Pause war nah aber ich auch ordentlich fertig. Das Finale mit den drei großen Herausforderungen Silzer Sattel, Pillerhöhe und Kaunertaler Gletscher mit rund 3700 Höhenmetern, also einem Drittel der gesamten Tour auf rund 100 Kilometern, stand noch bevor. Aufgeben? NEIN!!! Mindestens 50% der Elbspitze sind Kopfsache. Also geschickt essen, was der Magen gut verträgt (Eierschecke geht immer) und dann ganz in Ruhe in genau dieses Finale. Es war klar, es werden einsame Stunden, mein Körper, mein Rad und der Kopf, der ständig fragt, was ich da eigentlich mache! 8.30 Uhr ging es raus aus der Verpflegung, alsbald hinein in den Silzer Sattel und es war gut, dass ich die noch anstehenden Anstiege nicht kannte. So kann man sich einreden, dass diese bald zu Ende sind. Mit stoischem und zugegebener Maßen langsamen Treten ging es hinauf, dann hinein in die Abfahrt, herrlich, Beine ausruhen. Wieder hinauf zur Pillerhöhe, dort wartete ein zusätzliche Versorgung auf alle Teilnehmer. Auch auf mich der ich weit hinter den anderen lag? Ja, Eierschecke, Schuhe aus, Beine hoch, die Versorger haben sich rührend um mich gekümmert. Also die beiden darf ich jetzt keinesfalls enttäuschen und muss bis ganz hinauf zum Kaunertaler Gletscher. Dieser überlange Anstieg mit 36 km fordert nochmal die letzten Reserven, alles Blut muss in die Beine. Mit Erfolg, ein Crewmitglied kommt mir entgegen und fragt mich, warum ich vorn auf dem großen Blatt fahre. Vielen Dank für den Hinweis, einmal schalten und zwar vorn, schon geht’s wieder leichter. Halb sechs bin ich oben, werde wie alle anderen Fahrer würdig empfangen und bin froh, mein fünftes Finish bei der Elbspitze mit einem mental besonders schwierigen Finale erreicht zu haben!