Elbspitze 2016 - Berichte

Die Elbspitze 2016 ist mit einer Rekordquote zu Ende gegangen: von 22 Startern erreichten 20 das Ziel am Mangart. Neben den optimalen meteorologischen Bedingungen sind dafür vor allem die Homogenität und Stärke des gesamten Teams verantwortlich.

Gemeinsamer Zieleinlauf von Georg und Martin auf Platz 9.

Erste Bilder vom Rennleiter

Wir Danken unserer Verpflegungs- und Begleitcrew für ihre hervorragende Unterstützungen, außerdem unseren begeisterten Fans am Streckenrand sowie unseren treuen Sponsoren und den tollen Kollegen der Stadt Schärdingen, im Pfadfinderheim Kuchl, am Tourismusbüro Katschberg und beim Fußballverein Fürnitz für die Bereitstellung der Räumlichkeiten. Vielen Dank auch an Robert für den unterhaltsamen Liveticker!

NamePlatzierungUhrzeitBergpunkteRote Punkte
Thomas Hoffmeister (Sieger + Bergkönig)114:39:0016011
Frank Lehmann2+00:21:00321
Sirko Kamusella3+00:24:006728
Franz Ehm4+00:34:00222
Thomas Plep (Sieger Sonderwertung)5+00:34:00860
Jens Galle (Grand Master)6+00:48:00100
Arno Burgi7+01:11:0021
Thomas Aurich8+01:20:0010
Martin Stäps9+01:25:00140
Georg Inderst9+01:25:0010
Björn Lenhard11+01:34:00012
Bruno Schädlich12+01:34:0008
Martin Haubold13+01:34:00280
Rainmar Hönecke14+01:46:0000
Marcus Kern (Aktivster Fahrer)15+01:58:00157
Steffen Löbus16+02:28:0000
Thomas Rex17+02:29:0001
Horst Strohmeyer18+02:57:0000
Stephan Mesow19+03:06:0006
Marcel Horlebeck19+03:06:001617

Wir laden euch wieder ein, uns alle an euren Erlebnissen Anteil haben zu lassen: an dieser Stelle stellen wir wie immer alle Erlebnisberichte ein, die uns erreichen (einfach Text an sirko@elbspitze.de schicken).

Es folgen die bisher eingetroffenen Berichte von

Bruno

Sirko

Thomas H.

Marcus

Jessica

Franz

Mort

Steffen

Thomas R.

Georg

Elbspitze 2016 – Dresden – Mangrt. (Bruno)

2 Tage ist es her.. Vor zwei Tagen wollte ich aufgeben, Ortsschildsprints fahren, nur schlafen, in Wasser hüpfen und einfach nur ankommen. Emotionen hat man recht viele, so im Delirium.. Der Reihe nach:

Vergangenes Jahr bin ich von Dresden nach Usedom geradelt und habe meiner lieben Frau dort erklärt, nie wieder so was blödes zu machen.. „Maximal 300km Fahrten! Das reicht!“ – Ja, Konsequenz ist eine meiner „Stärken“. Genau weiß ich gar nicht mehr, wann ich dann schon wieder vergessen hatte, wie schmerzhaft die Woche nach der Ostseetour war, jedenfalls habe ich mich im Dezember für die ES2016 angemeldet.

Hoch motiviert habe ich fleißíg Kilometer auf der Rolle und später auf den Straßen gesammelt. Die Vorbereitungstouren verliefen bis auf die Heimat Light ganz gut. Besonders die abschließende Runde über 400km ins Isergebirge hat mir Hoffnung gegeben, gut durch zu kommen. Jetzt aber zur Elbspitze:

Die Sprintwertung zur Frauenkirche ging an mich. 4 Uhr stand ich auf dem Platz, keiner da. ERSTER! BÄÄÄM! Ich hatte Vorteile: 2 Uhr war ich wach und habe mir ein Taxi bestellt. Kurz nach 4 kamen dann die Begleitfahrzeuge. Verladen, Räumen, Umziehen, Gruppenfoto und ab ging’s.

Nervös war ich eigentlich nur kurz vorm Start, ab Abfahrt war ich dann aber im üblichen Langstreckenmodus: Erstmal hinten bleiben und Körner sparen. Ich hatte einen riesen Respekt vor den Bergen im Finale der Strecke. Marcus hat sich mit Björn direkt den Kampf um Rot geliefert. Ich wurde ja sogar als ein Kandidat auf Rot genannt, habe aber schon in der ersten Etappe gemerkt, dass ich mir das nicht geben will. (noch nicht..) Frank hatte mir auch in den Vorbereitungen immer wieder eingetrichtert: „halt dich zurück, es wird härter als Du glaubst, komm bei Deiner ersten ES lieber erstmal an..“ Recht hatte er!

Für mich verliefen die ersten 200km ziemlich ruhig. Ich habe mich durchs Feld gehangelt, mit jedem mal gequatscht und auf Plasy gewartet – angeblich ein „flacher Berg für die schwereren Fahrer“. Na aber sicher! Falls jemand irgendwo in der Mitte des Anstiegs noch Teile von mir findet: ich bin dort schön geplatzt ;) Wie immer eigentlich – Im unteren Drittel konnte ich ganz gut mitgehen, dann hat Thomas Plep das Tempo angezogen und ich habe zugeschaut wie die Hoffi, Pleppi, Exxas, Sirko und Martin Stäps davon rauschten. Also als 6. oben angeschlagen, leer ausgegangen und keinen Bergpunkt geholt. Bei den anderen Anstiegen habe ich nichts investiert, da ohnehin chancenlos.

Nach der Bergwertung Drkolna, an die ich mich nichtmal mehr erinnern kann, gab es eine Pause. Donuts! (daran kann ich mich erinnern) Man war das genial! Ich habe circa 6 Donuts, 2 Kuchen, 2 Bananen und Cola reingedrückt. Im Nachhinein nicht besonders vernünftig. Aber LECKER!

Es folgte der dritte Abschnitt mit dem ersten „richtigen“ Berg. Die Bergwertung Kvilda wurde gestartet, die üblichen Verdächtigen sind los geballert und ich habe meinen Stiefel weiter geleiert. Marcus, Björn, Frank, Thomas Aurich waren mit mir in einem Grüppchen und wir sind eigentlich ganz entspannt oben angekommen. Nach circa 2 Minuten kam es dann: Gänsehaut, Schwindelgefühl, Übelkeit. (Kleiner Rückblick: „Ich habe circa 6 Donuts, 2 Kuchen, 2 Bananen und Cola reingedrückt“ - daran konnte es doch unmöglich liegen?!) Ich habe mich dann mit reichlich Wasser und Bananen am Leben gehalten. Glücklicherweise hat es doch etwas gedauert bis die letzten oben eingetroffen sind und ich konnte noch verdauen. Die anschließende Strecke zwischen Kvilda und Freyung war genial. Rexer war mit Krämpfen am Ende des Feldes, und einige Fahrer inkl. mir, warteten. Das Feld ist da bereits vor gefahren. Martin und Ich haben dann nen Rappel bekommen und sind dem Feld hinterher gejagt. Super Waldstraße, gefolgt von einigen Wellen und schon war das Feld in Sichtweite. Vor lauter guter Laune sind wir direkt am Feld vorbei geknallt und erst nach einer kurzen Abfahrt zum Sammeln stehen geblieben. Ich denke, das war neben dem Finale der Abschnitt, der mir am meisten gefallen hat.

Es ging weiter durch einige Nester bis Passau, wo noch eine kürzere Bergwertung anstand, bevor es wieder was zu essen gab. Noch immer rollte es gut, Bergwertung wie immer völlig uninteressant für mich – Ich habe noch nichtmal gesehen wer alles vorn mit gegangen ist. Ich war wieder mit Björn, Marcus, Thomas Aurich und Frank in einer Gruppe.

Pause! Abendbrot in Schärding mit Ansprache vom Bürgermeister. Es gab Kartoffelsuppe mit Würstchen. Sehr lecker! An den Zwischenständen war bereits zu sehen, dass Hoffi am Berg absolut dominiert und Marcus das Rote holen will.

Der erste Teil der Nachtfahrt (also bis zur Pause gegen Mitternacht) lief gut. Ich war einige Male im Wind, habe endlich auch mal rote Punkte gesammelt und die Müdigkeit habe ich mit dummen Gelaber und Blödeleien fern halten können. Am Ende dieser Etappe hat sich Hoffi an die Spitze gesetzt und ordentlich Ballett gemacht – das Feld hatte dadurch ganzschön zu kämpfen und musste hart arbeiten. Zermürbungstaktik? – Wer weiß, ich fand es etwas anstrengend, aber habe mir den Spaß draus gemacht, aus jedem Kreisverkehr zu sprinten und es jeden wissen zu lassen.. Die Nachtpause tat mir nicht gut – das Essen war natürlich super, es gab Nudeln mit Jagdwurscht. Besser geht’s nicht! Ich war aber schon in der Pause müde und habe gemerkt, dass ich nicht weiß, ob ich nun lieber schlafe oder nicht. Ich habe mich für wach bleiben entschieden.

1:25 Uhr ging es weiter. – Jetzt kam der spannende Teil, so dachte ich.. Bis zum Tauernpass war es aber noch ewig weit, circa 2,5 Stunden ging es nur geradeaus. Ich war absolut fertig und müde. Was für ein Tief.. Mit Thomas Plep haben wir uns gegenseitig bemittleidet und erklärt dass wir gleich vom Bock steigen. Ich war total frustriert. Kraft weg, Sekundenschlaf da.

Nach so einer Zeit im Sattel ist man ziemlich dünn im Kopf – ich war jedenfalls kurz vorm heulen, nur weil ich müde war. Stephan Mesow hat sich dann meiner erbarmt und mir eine Klingel ans Knie gequatscht. Ich dachte mir nur „man, sei endlich still“ – aber es war meine Rettung. Er hat nicht aufgehört zu reden und ich konnte nicht einschlafen. Riesen Dank dafür, ich hätte es nicht überstanden ohne dein Gelaber und – GESINGE – Ja, er hat gesungen.

Endlich kam der Tauernpass. Zu Beginn noch alles dunkel, setzte doch langsam die Dämmerung ein und wundervolle Alpenmassive taten sich vor uns auf. Was für ein toller Anblick! - Müde? Ich? Wann? Lange her!! – Ich war wach und begeistert. Ich konnte noch auf eine Gruppe mit Jens, Arno, Rexer und Thomas Aurich aufschließen und wir sind gemeinsam hochgekurbelt. Zum Glück – der Weg zum Katschberg war sicher 20km lang und alleine hätte man hier nochmal richtig Körner gelassen. Wir haben uns gut abgewechselt und haben am Anstieg dann Georg und Björn eingesammelt. So ging es in den zweitblödesten Berg der Strecke (ich habe in blöde und in lange Berge unterteilt..). Wir wurden mit dem Schild „15%, 2600m“ empfangen. Das ist doch mal eine Begrüßung. Irgendwie sind wir das Teil dann hochgestampft, um dann mit dem Schild „15%, 1500m“ gedemütigt zu werden. Angekommen sind wir trotzdem, Björn, Gallo und Ich sind da noch gemeinsam gefahren, die anderen waren entweder leicht hinter oder leicht vor uns. Oben wurde mir klar: Ich schaffe es! Ich wusste, es wird nur noch die Überführungsfahrt und die Schlussrunde. Die würde ich entspannt fahren und die Überführung war flach, also für mich kein größeres Problem. Ich wurde von Exxas und Franz begrüßt und beide strahlten und freuten sich, dass ich auch schon da bin. Irgendwie gab mir das nochmal einen Extraschub. Man hat schon gemerkt, hier leidet jeder mit jedem! Es war eben eine kleine verschworene Bande, die diese Bergbiester nacheinander besiegen wollte und auch mit den anderen mitfiebert.

In der Pause gab es Nutellabrote, Kornflakes und allerlei anderes Zeug wie Riegel, Gel usw. Aus meinem Kvilda-Tief lernend, habe ich mich dieses Mal mit der Fressorgie zurück gehalten und mich lieber aufs Frischmachen und Ausruhen konzentriert.

Die Flachetappe zur Schlussrunde war nicht sonderlich spannend – 2 Stunden geradeaus rollen. Ich wollte eigentlich nicht mehr vorn fahren und lieber Körner sparen, aber so richtig wollte außer Hoffi keiner mehr im Wind stehen. Wahnsinn der Typ. An jedem Berg Vollgas und dann auch noch kurz vorm Finale die Nase im Wind. Lange konnte ich nicht neben ihm fahren, ich wollte nicht so kurz vorm Mangrt alles in den Sand setzen. Sirko hat dann mit Hoffi bis zum Pausenpunkt das Feld gezogen. Bei einem kurzen Verfahrer des Feldes, habe ich gut gelaunt Jessi gefragt, wie es so läuft, und dann kam es.. „Ich glaube, ich gebe in der Pause auf!“ – Mit dicken Tränen im Auge. Ich dachte ich höre nicht recht. Zum Glück ist sie ne Frau, sonst hätte es `ne Schelle gegeben. :-) So habe ich mich dann gegen die Schelle und für einen Müsliriegel entschieden. Den hat sie schneller vernichtet als ich schauen konnte. Parallel dazu habe ich auf sie eingelabert, Mut gemacht und gehofft, dass sie sich was davon behält. Bis zur Pause ging es dann etwas langsamer – niemand wollte mehr, dass jetzt noch jemand raus fliegt.

Die letzte Pause war hektisch: 20 Minuten sind schnell rum – also Plempe füllen, Essen, Notdurft, ab aufn Bock und schonmal abklopfen mit wem man die Schlussrunde fährt. Björn war nicht abgeneigt, Marcus, Arno und Gallo auch nicht. Jessi bekam von Stephan und Exxas Begleitschutz. Super Sache Jungs, Dafür hättet Ihr Euch eigentlich auch noch reichlich rote Punkte verdient!

Die Schlussetappe wurde gestartet und Hoffi hat direkt aufs Gaspedal gedrückt. Sah lustig aus von hinten. Alle rein in den Wurzenpaß und schön gegen die 18-20% Wand geklatscht. Was für ein Biest. Absteigen war für mich keine Option, ich wollte die ES finishen ohne die Abschnitte zu schieben. Björn war dann mit mir oben, der Rest war irgendwie weg. Wir sind dann weiter zum Vrsic, haben die Aussicht genossen und konnten nicht glauben, dass es immer schöner wurde. Die Ecke wird definitiv mal mit der Familie besucht! Gebirge, tolle Bäche, Seen – wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Riesen Kompliment an Sirko für so eine tolle Streckenplanung!

Der Vrsic-paß lief gut: Landschaft genossen und Höhenmeter runtergezählt („nur noch 1x Krupka / nur noch 2 mal Pappel..“). Oben angekommen sind wir dann mit Martin, Arno, Thomas Aurich und Georg und die Abfahrt geknallt. Fast bin ich dabei noch in nen Audi geschlittert, was mir klar gemacht hat: Abfahrten sind nicht meine Stärke. Die Überführung zwischen Vrsic und Mangrt war gefühlt unendlich weit. Ich war schon ziemlich alle und im Wind fahren ging nicht mehr lang. Björn und ich haben die Gruppe dann nach einigen Druckvollen Wellen ziehen lassen. Wir haben uns auf den Mangrt und die Verpflegung am Einstieg gefreut. Aber da war nix. Irgendwie haben wir was falsch verstanden. Die Flaschen haben wir am Vrsic das letzte mal gefüllt, durch die Hitze war aber fast nichts mehr drin. Ich hatte Panik.. Am Mangrt verdursten – na super! So weit gekommen und dann sowas. Zum Glück war Björn dabei: Entspannt ist er einfach weiter geleiert und hat meine Panik komplett ignoriert. Unterwegs haben wir noch Martin Haubold im Graben hocken sehen, der sich in einer Bergpfütze frisch macht. Das war auch nicht das, was mir vorgeschwebt hatte – also weiter. Circa 500m später kam ein Brunnen. Die Rettung. Martin und Georg waren auch schon da, sind dann aber los, als Björn und ich uns noch erfrischten und die Flaschen füllten. Das Tempo der beiden konnten und wollten wir sowieso nicht mehr halten.

Der Rest des Anstieges war Prima, Landschaft genießen, immer wieder staunen und schon überlegen wie man den restlichen Tag verbringt. Fast oben kamen uns die ersten Fahrer schon wieder entgegen. Das war hart. Alle schon wech. Die Party ist vorbei… naja, hilft nix, weiter treten war ja die Devise. Oben sind dann Ecki, Mo, Martin und die fleißigen Helferlein gewesen, die uns nochmal hochgebrüllt haben. Sehr cooler Empfang!

Kurz entspannt, haben wir dann direkt beschlossen wieder runter zu fahren, da sich so langsam Regenwolken vorm Mangrt versammelten. Robert gab Ecki noch Bescheid, dass Fahrer runter fahren könnten und Jessi noch etwas mit hoch begleiten. Viel wäre nicht mehr drin gewesen, aber 500m hätten wir schon noch gepackt. Als wir dann in der Abfahrt Exxas und Stephan getroffen haben, kam die Ernüchterung: Jessi raus. Mist! Was für ein Ärger – Hitzeschlag.. Na lieber absteigen als tot vom Rad fallen. Also definitiv die richtige Entscheidung!

So.. und nun? Nun bleibt nur noch: DANKE an die Helfer! Ihr wart wirkich super! Jede Pause war wie ein Brunch in nem Hotel mit 100% rundum Bemuddlung. Echt genial! DANKE an Hoffi, Holger, Sirko, Ecki – und wer noch so alles an der Orga der ES beteiligt ist! Man hat gemerkt, dass das alles schon eingespielt ist, so ein reibungsloser Ablauf bei so einer riesen Tour ist ganz sicher nicht normal. DANKE an alle Teilnehmer für die tolle Zeit!

Elbspitze 2016 (Sirko)

Knapp 750 km und 10600 Hm liegen hinter uns. Auch wenn ich mehrfach mit dem Bedauern der nicht eingetretenen epischen Bedingungen in Verbindung gebracht wurde, so bin ich doch sehr zufrieden mit allem. Versprochen haben wir euch eine Genusstour, und es war eine Genusstour wie selten zuvor. Natürlich kannte ich die slowenischen Alpen noch von den Urlauben mit meinen Eltern (meine Ma und der Rennleiter), aber nach 15 Jahren fiel es dennoch etwas schwer, bei der Streckenbeschreibung die Pracht dieser Landschaft wiederzugeben und sich nur an die bruchhafte Erinnerung zu klammern, dass da etwas war, was sich deutlich von Tirol unterscheidet! Versüßt wurde unsere Tour mit den besten Wetterbedingungen in der Historie dieser Tour.

Klar, der erste Abschnitt war reines Pflichtprogramm, der Mangart ist verhältnismäßig weit entfernt von Dresden - das haben wir bei der zähen Rückfahrt im Auto mitbekommen - und erfordert eine straffe Trassenführung ... auf der 27 durch CZ. Ich weiß, einige finden das unlustig, und es wäre tatsächlich einfacher wenn man die Ohrespitze oder gar Moldavaspitze fahren würde, aber der Zweck heiligt die Mittel. Nun war es aber leider diesjahr so, dass nur wenige km vor verlassen der E53 der lange Arm des Gesetzes fest zugriff und das Feld der Elbspitze fast 40 min im Schwitzkasten zittern lies. Ein Beamter in Zivil hatte sich hinter das Begleitfahrzeug festgesetzt, die Situation beobachtet und Schlussendlich für gesetzteswidrig befunden. Eine halbe Stunde später, 1 km vor Klatovy stand die die Kommunalpolizei mit der Kelle und stoppte das Feld. Sie schienen einfach nur glücklich, mal einen richtig dicken Fisch aus dem Verkehr gezogen zu haben und freuten sich die ganze Zeit. Bei der Bezirkspolizei (die weiß gekleideten, wie mir der Kommunalpolizist erklärte) sah die Welt schon sehr viel ernster aus. Ist das nun ein Rennen oder nicht? "Závod nebo dohromady?". Zwar habe ich schon einige Rennen unserer Böhmischen Nachbarn bestritten, aber was Závod nun sein sollte erschloss sich mir dann nun aus dem Zusammenhang, und der Triumph der Elbspitze schien unaufhaltsam, außer ein bisschen Geplänkel am Berg fahren wir natürlich zusammen, beachten Ampeln und Vorfahrt und so weiter, da waren sich schnell alle einig. Allerdings kam dann irgendwie unser Zeitplan aus dem Roadbook zum Vorschein. Also doch ein Rennen! Nein! Wir müssen morgen Abend am Hotel sein, und da brauchen wir einen Zeitplan, nicht mehr und nicht weniger. Ohje, die Karre schien festgefahren. Počkejte! Auf wen den eigentlich? Immer wieder griff der weiß gekleidete Bezirkspolizist zum Handy, schon ein ganzes A4-Blatt war mit Daten gefüllt. Das würde ein ganz große Nummer, da war ich mir mittlerweile sicher. Und die hart erarbeiteten Minuten zerschmolzen in der immer stärker brennenden Sonne. Opa Jens war schon im Straßengraben verschwunden um Krafttraining zu machen. Und wir wären 3 km später runter gewesen von der E. Gott war das alles surreal. Und dann kamen sie endlich, das Auto sah schlimm gepanzert aus, und die Uniform war nicht mehr Beamten-artig, sondern es waren die Verkehrspolizisten, scheinbar oberste Instanz. "Okay, okay, sprechen sie deutsch, schauen sie, das ist alles kein Problem, sie respektieren die Regeln, Ampeln, Vorfahr, normal. Wenn das ist Rennen dann müssen sie anmelden, ansonsten ab jetzt Einerreihe, das ist so in Tschechien. Zweierreihe verboten. Sie können weiterfahren." Und plötzlich war es vorbei.

Erleichtert verkündete ich "Abfahrt" und fuhr das Feld von vorn bis zur nächsten Bergwertungen. Und voller Respekt blieb das Feld auch bis Kvilda in Einerreihe. Auf Dauer ist das natürlich kein Leben, so eine Einerreihe, die immer am schwächsten Glied zu zerreißen droht und allenfalls halb soviel Windschatten bietet. Da muss die Orga jetzt mal drüber nachdenken. Aber jetzt war ja glücklicherweise erstmal Elbspitze 2016. Die Landschaft wurde zunehmend HC und Arno war froh, dass er sich mit der gebuchten Reise doch nicht zu sehr vergriffen hatte. In Drkolna war es schon sehr warm geworden und wir wurden von unserem böhmischen Fan Arb. empfangen, der mich schon per Email angeschrieben hatte, und der die ganze Historie der Elbspitze bestens kennen zu schien, toll!

Belastet durch die zunehmende Hitze und den ersten richtigen Berg wurde es nun spannend, egal ob positive oder negative Neuigkeiten, Hauptsache es passiert etwas. Horst schafft als letzter die Karenzzeit geradeso, was aber ohnehin nicht ausschlaggeben ist solange das Team vor dem Zeitplan liegt. Etwas ernster sah es um Thomas aus (oh ja, das ist diesjahr natürlich wunderbar mit drei Thomasen im Feld, das weiß man nie wer gemeint ist). Er war doch schon etwas tiefer gebeugt über den Lenker beim warten an der Bergwertung. Das Losfahren nach der Bergwertung glich dann auch eher einem Aneinanderreihen gequälter Startversuche, Radio Tour meldete "Probleme" und "raus nehmen" und als es dann endlich in die Abfahrt nach Kvilda runterging und das Feld gezielt in den Wald hineinsteuerte wo keine Begleitfahrzeuge mehr sein würden, und wo einst FAlex seine Langstreckenmitstreiter auf fragwürdigen Forstwegen mitten in der Nacht in den Wahnsinn trieb, so die Erzählungen, da fieberte ich schon was wohl jetzt gleich als nächstes passiert. 230 W angelegt in der Steigung, frage in den Funk: "Alles klar hinten?", "Ja, Tempo OK", 3 min später dann der Knall. Thomas laufend, von Krämpfen durchsetzt, mein erster Gedanke: jetzt ist es aus, der zweite Aussteiger, mein zweiter Gedanke: es ist noch ein Begleitfahrzeug da, Sandra und René hatte mit dem Presseauto die Radstrecke eingeschlagen. Frank rief seine Frau Sandra an, aber Thomas saß unterdessen wieder aufm Rad, Minuten der Spannung, das Halsbrückener Untier malträtierte den Körper nun das erste mal bis aufs äußerste, meine Frage wie es ihm ginge wurde nonverbal und unmissverständlich beantwortet. OK, es geht weiter, Sandra wurde nun doch angezeigt dass wir geschlossen weiterfahren. An der Grenze stellte ich fest dass der Böller leider nicht einfach rauszuheben ging, Frank kommentierte "das wäre ja zu einfach", und uns der Passat also nicht begleiten könnte. Andererseits waren jetzt fast 1000 Hm Abfahrt nach Passau, die Begleitfahrzeuge würden wir ja bald wieder in Freyung treffen; und tatsächlich lief es wieder harmonisch, und es würden weitere 22 Stunden dauern, bis Thomas die nächste körperliche Grenzüberschreitung wagte. Auf die weiteren Grenzüberschreitungen im Anschluss an die Elbspitze will ich nicht weiter eingehen sondern hoffe einfach - wie immer - auf einen Bericht, der anzeigt, dass er noch lebt.

Apropos Überleben: in den 00er Jahren wurde Paolo Savoldelli "der Falke" genannt, und auch im Feld gab es den Falken; wenn man die ein oder andere Abfahrt, im vom Falken angeführten Feld oder noch schlimmer in der vom Falken angeführten Verfolgergruppe bei der Elbspitze oder auch den Vorbereitungstouren, überlebt hat, dann ist man irgendwie auch total glücklich. Danke Exass, dass du mich so glücklich machst

Wie ging es nun weiter? Nun, normales Programm, harmonisches in die Nachtrollern, Überfressen in der Nachtpause, Auferstehung an der Sonderwertung oder eben im Abschnitt danach, und dann das große Finale. Die Sonderwertung war die schwerste bisher ausgetragene, da wiederrum noch im dunkeln zu physiologisch fragwürdigen Zeiten und am Ende eines 100 km Abschnitts eröffnet und über insgesammt 1300 Hm ausgetragen, mit vorwiegend schlecht rollenden Bergen. Wie ich das gerade so niederschreibe, blicke ich zurück auf die ersten Elbspitzen, als der Notaus nur auf dem Schlussabschitt provoziert wurde, aber das scheint ja mittlerweile nicht mehr auszureichen

Da ich mich bei der Sonderwertung nicht zurückhielt - was wenn die Thomase mangels navigationstechnischer Vorbereitung sich verfahren, dann muss man zuschlagen - und mein Sack in der anschließenden Pause noch nicht da war konnte ich jetzt auch mal so richtig leiden. Zuerst Fressflash direkt ins Komma mit Unterkühlung, und dann mit lauer Wärme unter Thomas Decke (Danke nochmal!) im Klovorraum hockend, etwas zitternd, auf Besserung wartend. Jawohl, so stelle ich mir meine Elbspitze vor, Tradition ist Tradition!

Nun rollerten wir zur letzten Pause. Von den 21 Fahrern gab es nicht gerade jubelndes Geschrei bezüglich des Themas "Führungsarbeit" zu hören, scheinbar schon die Hosen voll wegen des Schlussabschnitts oder noch im Eimer vom Sonderwertungsabschnitts, auf jeden Fall mussten die Chefs ran (und der andere Thomas, dafür gab es gleich einen Punkt von mir!), das gab mir zwar nochmal Rote Punkte, aber auch diese Wertung musste ich mir diesjahr dann leider Abschreiben, denn Marcus ging nicht - wie so einige vor ihm - an seiner eifrigen, hunderte km währenden Führungsarbeit zu Grunde, sondern fuhr souverän am Mangart in das Trikot des aktivsten Fahrers.

Direkt hinter der Orgaspitze hing jetzt Jessi, und das Thema Erste-Finisherin war mittlerweile an Spannung nicht mehr zu überbieten, und die Chefs mussten sich jetzt auch ein wenig darüber beraten. Wie soll man es halten? Natürlich bin auch ich Verfechter des Kategorischen Imperativs. Zwar hatte ich Jessica selbst in einer letzten Mail mit dem wahrscheinlichen Szenario konfrontiert, dass sie wahrscheinlich aus Zeitgründen nur die inoffizielle Abkürzung über Predil fahren könne und sich deshalb auf ein Solo vorbereiten solle, aber mittlerweile war die Situation eine andere. Meines Erachtens hatte sie bei der Doppelbergwertung die Karenzzeit von insgesamt 43 min um nur 7 min verfehlt, was ich als deutliches Zeichen ihrer Leistungsfähigkeit deutete. Außerdem muss man sich vor Augen führen, dass sie die schweren Bergmarathons bisher immer durchgefahren hat, also gibt sie nicht auf, und es ist alles nur eine Frage der Zeit, von der maximal noch 10.5 h zur Verfügung standen, für gerade einmal 82 km, was alles andere als furchteinflösend klingt. Ich war strikt dagegen, eine eigenes Begleitfahrzeug für eine Jessi-Kurzrunde abzustellen, und schon gar nicht genährt durch ein Ausnutzen von Jessica als Mittel zum Zweck "Erste Finisherin". Jeder soll sich seine Träume erfüllen, und wenn nicht dann wenigsten mit wehenden Fahnen untergehen. Also würde ich mit ihr fahren, so der Deal mit Thomas. Schlussendlich wollten dann Stephan und Marcel auch noch mit Grupetto fahren - sodass ich die drei ihr Ding machen lies und mir lieber ein hartes Finale reinzog.

Dort gab es Gelb zu gewinnen, mein Lieblingtrikot diesjahr bezüglich Design, mmmh würde ich das jetzt gerne tragen. Es hörte sich ja auch nicht schlecht an, dass Thomas am Katschberg den Kürzeren gezogen hatte gegenüber Thomas, ist klar. D.h. vielleicht wäre ja geschwächt und so weiter und sofort. Letztendes war für mich diesjahr kein Trikot aus eigener Kraft zu erreichen, 3 Wochen fokussierte Vorbereitung nach Triathlon reichen nicht ganz aus, 6 hingegen wahrscheinlich schon. Thomas zog weg schon nach 300 m am Wurzenpass und das Trio Frank-Thomas-Sirko war nun die erste Verfolgergruppe. Mein Plasteding knarzte aus alle Löschern und Ritzen an der 19 % Rampe, und das obwohl ich vorher extra nochmal die Tretlager gefettet hatte, schönes Geschrubbe. Am Vrsic war es nun wirklich schwer sich zu entscheiden wohin man schaut: einerseits die grandiose Landschaft, andererseits der Stem und die Pflicht die Leistung zu halten (dass die Mitstreiter endlich wegplatzen ;-)), und dann noch die Kurveninnenseiten, 50 cm Beton mit geringerem Rollwiderstand gegenüber dem Pflaster, aber dafür alle Konzentration erfordernd.

Oben wurde 1 l Pepsi in den Tank geschüttet, und die Flaschen nochmal vollgemacht, eine Banane verschlungen und dann ein Milchbrötchen für die Abfahrt, das ich dann also etwa 17 min kaute und würgte. Bezüglich des Milchbrötchens muss ich im Nachhinein dann doch mal feststellen, dass ein Sportriegel in dieser Situation die angemessenere Wahl gewesen wäre, aber Frank aß auch ein Milchbrötchen, gleiche Bedingungen für alle.

Meine wenig kooperativen Mitstreiter liesen mich dann im Socatal überdurchschnittlich viel von vorn fahren, wenig später aber warten sie sportlich fair auf mich und schoben mich zweimal an auf den verbleibenden zwei km nach der Panne an dem elenden Plasteding. Ja, auch in Dura Ace 7900 Schalthebeln reißen Bowdenzüge, wenn auch erst nach 25000 km, aber es passiert, und es passiert wahrscheinlich immer in den sinnlosesten Momenten. Für den Mangart hatte ich also noch 30-28 und 50-28, nach Log lief es mit wiederholt eingesetzten 120 rpm und 28 km/h. Franz schloss auf das Trio auf und ich befürchtete bald weggeknallt zu werden. Wobei ich innerlich nicht allzu aufgewühlt war. Ich hatte nie große Erwartungen an das Plasteding, schon gar nicht hegte ich Gedanken dass da irgendwas mal ohne Knarzen gehen würde oder dass die Hütte mich in entscheidenden Momenten nicht im Stich lässt. Und so war es eigentlich nur eine Bestätigung, was für ein elendes Plasteding dieses Rad wirklich ist. Die eingeschränkte Übersetzungsvielfalt störte kaum, eher die mangelnde Energie die mich mal kurz aus dem Sattel zum gepflegtem Essen zweier Gels zwang. In dieser Situation war Frank also auf und davon, und von hinten drohte weiteres Ungemach in Form von Franz nur eine Kurve unter mir und das obwohl ich ihn zwischenzeitlich schon wieder recht gut distanziert hatte. Glücklicherweise reichten diese und zwei weitere Gels um die Leistung halbwegs einzupegeln. Die Franzophobie lies mich zwar bis zum Schluss nicht so recht entspannen, aber andererseits war die Szenarie überwältigend und ich war so zufrieden wie lange nicht mehr. Dass ich für diesen dritten Platz dann sogar noch einen Pokal bekommen würde - Danke an die Orga!!- hätte ich nicht zu träumen gewagt.

Die Spannung um Jessi war noch nicht vorrüber, die Informationslage und Dramatik war eher ala Toni Kurz in der Eiger Nordwand. Letztlich stieg sie 16 km vor dem Ziel aus. Vielleicht hätte es Möglichkeiten gegeben, z.B. gezwungene Pausen und gezwungene Ernährung und weitere gegen den kategorischen imparativ verstoßende Dinge. Jessica reiht sich nicht vorrangig in die Reihe nicht gefinishter Frauen ein, sondern hoffentlich in die Reihe von optimistischen und starken Fahrern, die wissen dass sie es schaffen können und es folgerichtig wieder probieren bis sie es schaffen, so wie es Horst, Reinmar oder auch Björn auch getan haben. Die Elbspitze ist für alle anspruchsvoll. Jeder der es schafft trotz beruflicher und familiärer Verpflichtungen, trotz nicht optimaler körperlichen Voraussetzungen oder fortgeschrittenen Alters oder eben trotz 10 % geschlechtsspezifischer Nachteile die Elbspitze zu finishen hat großes geleistet. Und jedem der es probiert gebührt Respekt. In dem Sinne hoffe ich spätestens im nächsten Jahr zu Elbspitze viele fröhliche Gesichter wiederzusehen.

Elbspitze 2016 (Thomas Hoffmeister)

Vorweggenommen, diese Elbspitze ist besonders in vielerlei Hinsicht. Da war das Wetter, das noch nie besser gewesen ist. Erinnere ich mich an 2009 oder 2012, wo wir elendig abgesoffen sind, würden wir heuer mit Bilderbuchwetter belohnt und zwar auf jedem Kilometer. Da war das Ziel, Slowenien. Ich war noch nie in Slowenien. Als mir Sirko letzten Oktober den Kurs grob schilderte, war ich so begeistert von dem Vorhaben und alle Worte und Erwartungen wurden von der Realität überflügelt. Da war das Fahrerfeld, meines Erachtens hat es noch nie so eine homogen laufende Einheit bei der Elbspitze gegeben. Abgesehen von den üblichen Einschleifkilometern bis zur ersten Pause waren wir ein Kollektiv was Seinesgleichen sucht. Da war unsere Crew, wie jedes Jahr einfach Sahne. Alles wurde uns abgenommen, die Regenjacke nach der Abfahrt vom Katschberg, das Pannenset nach dem Böhmerwaldabschnitt, frische Schweineplempe oder was auch immer. Sobald ein Fahrer einen Wunsch äußerte, waren sie da, die 5 Supporter Mo, Holger, Opa Jens, Sven und Rennleiter Ecki an unserer Gruppe. Sandra und Rene unser Fotoauto holte sicher aus den optimalen Bedingungen das Maximum an bleibenden Erinnerungen heraus, ich bin gespannt. Großen Dank Euch allen für die Unterstützung und die Hilfe vor und nach der Elbspitze. 21 von 22 Startern erreichten mit dem Rad den Zielort Log pod Mangartom. Das allein ist Beweis für die Teamarbeit, hervorzuheben hierbei insbesondere die Leistung von Stephan Mesow und Marcel Horlebeck, die aufopferungsvoll eigene Ambitionen hinten anstellten und unsere Queen of Mangart Jessi bis ins Ziel eskortierten. Dafür Maik Wedel aus Wolf (Ecki O-Ton bei der Siegerehrung) wurde Dein gestiftetes Buch an Marcel vergeben und Stephan holte die begehrte Elbspitze-Rennschnecke. Ganz starker Zug von Euch beiden!

Wir Fahrer, das Team bestand aus erfahrenen alten Hasen, aber auch zu einem großen Teil aus Neulingen. Und die waren stark. Franz auf 4 ist der beste Beweis dafür, dazu Thomas Plep als Sieger der Sonderwertung. Mort und Marcel heizten mir in den ersten Bergwertungen so gehörig ein, dass in Moldawa, in Plasy und Drokolna die KOM-Zeiten weggekegelt werden mussten, um sie zu bändigen. Arno mit einem Lächeln auf den Lippen am Mangart als 7. angeschlagen. Steffen Löbus mit einer Wahnsinnswillensleistung gefinisht. Man, ich bin überwältigt. Alter Verwalter, ihr seid saustark gefahren und alle angekommen. Krasse Show. Eins noch zu Dir, Rexer Du alte mittelsächsische Kampfsau, ich hätte Dich bei km 250 fast ins Auto verladen müssen und dann sitzt du 5km vorm Ziel rum und jammerst wie ein kleines Püppchen. Ich will kein Wasser, ich will kein Gel, ich will nicht mehr da hoch, warum habt ihr keine Verpflegung auf der Schlussrunde bereitgestellt. Rexer sie stand bereit aber du hast sie notorisch ignoriert und bist ohne aufzublicken an den Relaisstationen durchgerammelt. Und was machst Du nachdem wir dir wiederholt in den Arsch getreten haben in der Hälfte des Schlussanstieges. Du finishst am Mangart und fährst straight on weiter nach Mittersill. Eine Meise hast Du. Unverantwortlich in dem Zustand, ich hoffe Du gibst bald ein Lebenszeichen von Dir. Ja Columbianer und alle die letztes Jahr jammerten, die Elbspitze ist eine Hochleistungsgesellschaft und nicht mehr das, was sie mal war. Wir haben Euch eines Besseren belehrt. Rexer dank des Teams im Ziel. Jessi im Ziel. Steffen im Ziel. Mehr fällt mir zu den Vorwürfen nicht ein.

Meine Elbspitze:

Am Dienstag nach dem Podium beim Dreiländergiro in Nauders bekam ich Halsweh und Schnupfen, prima. Da geht aerobe Kapazität flöten. Beim lockeren Regenerationstraining fühlte sich der Körper aber intakt an. Leistung und HKS waren kompatibel, scheint also nicht so dramatisch zu sein. Dennoch ein kleines Handicap. Ziele wie immer kurzfristig schauen, zunächst einmal in Moldawa einen raushauen, um die Konkurrenz einzunorden. Doch die machte richtig ernst in Moldawa, erst im Zielsprint bei 1.071 Watt platzte Pleppi weg und ich gewann die erste Bergwertung. Das Ganze dann nochmal in Plasy und Drokolna, erst im Böhmerwald gaben sich die anderen ambitionierten Bergflöhe geschlagen und ließen mich gewähren, so dass ich ab dort meine Bergpunkte etwas gemächlicher sammeln konnte. Vorn tobte derweil Marcus Kern herum und heimste sich die roten Points ein für das rote Trikot. Er hatte beizeiten seine Konkurrenten eingeschüchtert, führte teils ganze Abschnitte von vorn und dort war es sehr ungemütlich. 250W im Gegenwind für mich bedeuteten etwas mehr Druck auf Marcus’s Pedal. Sowohl Björn als auch Sirko zeigten sich seltener in der Führung, was ein Zeichen dafür war, dass sie ihm wohl nicht Paroli bieten konnten. Pause in Schärding kurz nach Passau, 2 Teller leckerste Nudelsuppe in den Schlund gekippt, eine Wohltat. Der Bürgermeister hält eine Dankesrede, dass wir bei ihm Station machen, ja man da kann sich Pirna ein Beispiel nehmen, dort wird man nur böse angehupt und angebrüllt als Radler. Gegen 23 Uhr erreichten wir Salzburg, ich war schon öfter in Salzburg, ich mag diese Stadt. Da neben Marcus keiner Ambitionen auf Führungsarbeit zeigte, unterstützte ich ihn dabei nach Salzburg einzufliegen. Fliegen war wohl der richtige Begriff, 240 Watt und Aerohaltung ließen Marcus leiden. Ich vernahm von ihm, das ich zu schnell bin, ja wie geht das denn. Ich zu schnell vorm Feld, gibt's ja gar nicht. Wer wohl die Salzburgeuphorie, die mich bis Kuchl zur Pause im Wind vorne ackern ließ. Sorry an das Feld für das Tempo, ich wollte euch damit keine Schmerzen zufügen und ahnte nicht, dass ihr teils nur mit schmerzverkrampfter Miene im Windschatten bleiben konntet, ich hatte einfach Bock zu knallen. Während des kollektiven Tiefschlafs auf dem Weg zur Sonderwertung musste ich Thomas Plep erstmal wach rütteln hinten im Feld, ich wollte nicht alleine diesen schweren Abschnitt fahren müssen und fand in ihm einen genialen Begleiter, der sich am Katschberg völlig verdient das Wertungstrikot der Sonderwertung sicherte. Danke für die gemeinsame Aktion Thomas, das hat Spaß gemacht. Ab Katschberg kam die Zeit der Chefs, im Feld wollte keiner mehr führen. 190 Watt waren für Bruno 10 zu viel und er verabschiedete sich nach hinten. So spannten Sirko und ich uns vors Feld und zogen die Karawane den kompletten Abschnitt bis zur finalen Pause. Jessi immer an meinem Hinterrad, das war wichtig in dem Moment sie nicht aus den Augen zu verlieren. Hier habe ich wohl meine 11 roten Points eingefahren. Marcus war derweil wohl so grau, dass er keinen Meter mehr führen konnte. Die finale Pause nutzten Mo und ich um 5 dicke KH-Flaschen (60gr. Malto 19 + 30gr. Fructose) an zumischen. Erstmal volle Punktzahl am Wurzenpass mitnehmen, möglichst auch noch am Vrsic und sich dann am Socatal von der nachfühlenden Gruppe aufrollen lassen, war das Ziel um möglichst im Schlussanstieg wieder nach vorn wegzuspringen. Gleich unten im Wurzenpass gelang mir die Flucht, die steile Rampe war furchtbar lang und tat weh. 310 Watt etwa und immer noch Top10 bei Strava brachten ca. 2 min Vorsprung auf die von Sirko organisierte Verfolgergruppe ein. Die Abfahrt nach Kransjka Gora und Einfahrt in den Vrsic drehte ich mich immer einmal um, sah aber keinen kommen, so dass der Vrsic auch noch mit Zug angegangen wurde. Hier fiel die Leistung allerdings schon deutlich in sich zusammen. Der Blick fokussiert auf das SRM, ich sah nichts von den viel berichteten Badestellen usw. :-) ich wollte einfach nur da hoch knallen. Oben dann wie beim Giro letztes Wochenende, die Flaschen rauspfeffern, neue Flaschen während voller Fahrt aufnehmen und keine Zeit verlieren. Danke Mo für die perfekte Umsetzung des Planes. Das besondere an der Elbspitze 2016 war, dass das Gelbe Trikot definitiv dem stärksten Fahrer auf dem Schlussabschnitt verliehen wurde, also keine Taktikspielchen wie in den Vorjahren. Insofern hatte Gelb eine ganz andere Stellung und wird natürlich nicht verschenkt. Nein Gelb muss man sich erarbeiten. Im Socatal blies der Wind voll auf die Zwölf und dort waren ca. 20 flache Kilometer bis zum Einstieg in den Mangart abzuspulen. Ich hatte ein paar Minuten Vorsprung und wusste das Sirko wohl der einzige Fahrer sein wird, der dort Führungsarbeit in der Gruppe leisten musste. Schneller als ich sollte er nicht sein, also ließ ich die Beine im Socatal auch nicht baumeln, sondern versuchte auf Zug dort durchzubügeln. Kurz vor Bovec ging es dann in den Mangartanstieg hinein. Das Schöne ist, dass man ganz allein ist. Keine Blechkolonne, keine stinkenden elendig dröhnenden Motorräder sondern Genuss pur. Landschaft, Geräuschkulisse und Sportler bilden eine Symbiose. Dem ersten und einzigen Brunnen forderte ich nochmal volle Flaschen ab und übergoss mich mit kaltem Wasser, kurz darauf war endlich das Führungsfahrzeug da. Vorsprung soll riesig sein, also genoss ich die weitere ca. 12km dauernde Auffahrt zum Mangart, fing viele landschaftlich überwältigende Ausblicke ein, ergötzte mich an der Fotostrecke, die Rene im oberen Abschnitt perfekt initiierte, nahm ein paar Watt raus und strampelte völlig überwältigt dem Finish der bisher schönsten Elbspitze ohne Druck von hinten entgegen. Um 14:39 schlug ich unter tosenden Beifall der Begleitcrew auf dem Gipfel an und gewann meine vierte Elbspitze und das zweite Bergtrikot. Ich danke vor allem meinem Trainer Robert Petzold für die offensichtlich überaus erfolgreiche Trainingsplanung/-steuerung und natürlich auch meiner Familie für die Gewährung des Freiraumes das Training entsprechend umzusetzen. In meinem persönlichen Umfeld gibt es immer wieder Andeutungen, dass meine zielstrebige Sportsucht nicht familienkompatibel sein kann und ich dabei den Blick für das Wesentliche verlieren würde. Solang exzessiver Sport mich aber glücklich macht und die Familie dabei nicht zu kurz kommt - und das schätzt für mich maßgeblich nicht mein Umfeld sondern die Familie selbst ein – werde ich daran nichts ändern und wohl auch 2017 ein weiteres Sportjahr einlegen.

Bericht zur ES 2016 (Marcus)

VORWORT

Ursprünglich sah mein Plan für 2016 ein anderes Hauptevent vor. Die neue Herausforderung sollte eigentlich RACE AROUND SLOVENIA heissen. Dies war beschlossene Sache für mich und das Team und die ersten Minivorbereitungen liefen darauf hin. Leider kam dann zum Jahresende 2015 die enttäuschende Absage seitens des Veranstalters. Das Rennen würde 2016 gänzlich nicht stattfinden - Grund unbekannt.

Nun war guter Rat teuer, im wahrsten Sinne des Wortes. Was nun? Nach langem Hin und Her Überlegen entschloss ich mich erneut für die Elbspitze. Ich hatte dort bereits 2014 einschliesslich aller Vorbereitungstouren reingeschnuppert und befand auch die Route 2016 als anspruchsvoll genug um dem Prädikat "herausfordernd" gerecht zu werden.

VORBEREITUNG

Diese fiel mir, ehrlich gesagt, schwerer als zunächst angenommen. Die Winterkilometer rollten sich zwar gut und zahlreich weg, die rechte Motivation wollte sich jedoch nicht einstellen. Also blieb zunächst die übliche Jagd nach KOM’s und wie sich nicht alle heissen, die kleinen Motivationshelfer bei STRAVA. Zwei, oder besser 1 ½ , offizielle Vorbereitungsfahrten der Elbspitze habe ich auch absolviert, für den Rest beschloss ich mich auf meinen Instinkt in puncto Vorbereitung zu verlassen.

Und dann, wie aus heiterem Himmel, war es auf einmal da - das Jagdfieber! Und es überkam mich in der Farbe ROT. Das rote Trikot der Elbspitze - das wäre doch mal was. Ich gab mich nach aussen nach wie vor etwas interessen- und ambitionslos, aber der Gedanke sollte mich nicht so recht loslassen. Der 1. Juli sollte kommen.

DAS RENNEN

… insofern man es als Rennen bezeichnen kann. Die Elbspitze hat ja eher so einen Quasi-Status. Rennen - Brevet - Tour.

Am 1. Juli pünktlich an der Frauenkirche eingefunden, mit den üblichen Vorbereitungen beschäftigt verging die Zeit zum Start recht schnell und kurzweilig. 5 Minuten vor Gongschlag das obligatorische Klassenfoto - "…so jung kommen wir nie wieder zusammen" - und mit Gongschlag die Eröffnung zum Kriterium, eine Runde um die Frauenkirche, und ab auf die Piste.

Nach dem allgemeinen Einkullern und Sortieren taste ich mich dezent an die Spitze vor. Keine Überraschung - ebenfalls dort: Björn der amtierende Mann in Rot. Man muss nicht studiert haben um rauszufinden was er dort vorhatte. Das Unterfangen lautete ganz offensichtlich Titelverteidigung. Meine Frage ob er in Moldava, der Bergwertung für Rolleure, Ambitionen hätte Pünktchen zu sammeln wurde wurde mit einem scharfen Antritt beantwortet. Diesem folgte ich reflexartig um dann im Rückspiegel zu sehen, dass dies nur eine Scheinattacke war. Immerhin brachte mir der Reflex 1 Punkt in der ersten Bergwertung ein. Auch gut.

Die folgenden Abschnitte sollten flach werden. Zeit das Unternehmen ROT zu starten. Ich ging wieder in den Wind um auszuloten wer denn noch Interesse an der Farbe ROT hätte. Wir bewegten uns eine Weile im Rahmen der Punktgleichheit als Björn sich aus dem Unterfangen verabschiedete und weiter hinten im Feld ansässig wurde. Seine Stelle wurde von Sirko eingenommen. DAS gefiel mir nicht so recht. Nicht dass er nicht sympathisch wäre, seine Absichten auf ROT konnten aber nichts Gutes bedeuten. Konkret hiess das: Noch länger im Wind fahren und den Punktvorsprung sichern und ausbauen so gut es eben geht.

So gut es eben geht … Die Temperaturen zeichnen kleine Salzränder am Trikot. Das I S T N I C H T G U T. Als Empangsquittung machten sich bei km 225 erste Krämpfe an den Oberschenkelinnenseiten bemerkbar. Salztabletten rein, kräftig spülen und Kadenz erhöhen. Ich musste bluffen und lächelte. Wollte dem Sirko keinen Anlass geben in dem Moment, wo ich das Messer am Hals habe, einen Angriff zu starten.

Zu diesem Zeitpunkt griff dann auch die offizielle Rennleitung in Form einer Zivilstreife ins Renngeschehen ein. Dies bedeutete eine endlos scheinende, zähe Verhandlung mit den tschechischen Gesetzeshütern. In der prallen Sonne. Das Rennen wurde neutralisiert um dann mit der Anweisung auf eine differente Flugformation fortgesetzt zu werden. Ich nutze die Gelegenheit um an meiner Taktik für die Mission ROT zu feilen. Ursprünglich wollte ich für den kommenden Abschnitt rausnehmen um ein paar Körner zu sparen, diese Idee wurde jedoch von Sirko vereitelt. Ich muss auf Biegen und Brechen verteidigen.

In den Bergwertungen bin ich verständlicherweise mein Tempo gefahren, auch mit dem Versuch etwas zu erholen oder sofern möglich auch hier und da zur Ablenkung etwas zu schwatzen. Desweiteren habe ich den Versuch unternommen, meine Krampfprobleme irgendwie zu eliminieren, trank viel , bekam aber durch die Hitze und die Anstrengung nunmehr Magenprobleme. Jeder Versuch zu trinken oder zu essen führte unweigerlich zu einem K …. gefühl. Also Minischlückchen und Minihappen. Ich musste mich zwingen.

Meine Hoffnung ab der Vepflegungsstelle Kuchl keine Führungsarbeit mehr leisten zu müssen, da ich meinen Punktevorsprung für ROTE gross genug wähnte, wurde jäh durch Hoffis Rechenkünste pulverisiert und ganz nett mit dem abschliessenden Kommentar: "Das ist noch nicht im Sack" garniert. Vielen Dank!

An den Nudeln in Kuchl konnnte ich, um es vorsichtig auszudrücken, keinen rechten Gefallen finden. Kurz vorher hatte Hoffi mit massiver Tempoverschärfung das Feld zerissen. Mein Flehen und Bitten etwas "rauszunehmen" wurde nicht erhört. Offensichtlich war nun die Phase der angestrebten Selektion erreicht. Selektion - gehört zur Elbspitze wie die Kette zum Rad.

Ich ging anschliessend in der Ruhemodus über, ass soviel eben reinpasste. Machte dann noch einmal etwas Windschatten - bis zum Beginn der Doppelbergwertung ab Obertauern.

DIE BERGE

Obertauern und Katschberg waren gute Bekannte für mich. Ich wusste was auf mich zukommt. Ab nun hiess es : " Jeder stirbt für sich allein" . Das ROTE war nun ausgeblendet und es hiess "nur" noch - ANKOMMEN.

Nur noch Ankommen … leider bekam ich zu diesem Zeitpunkt absolut keinen Zug auf die Kette und quälte mich allein über beide Anstiege. Den einzigen Gefallen konnte ich all den blinkenden Rücklichtern in der Dunkelheit, verteilt auf die Anstiege, abgewinnen. Waren das schon Halluzinationen ?!

Rechnerisch war ich in der Trikotwertung zu diesem Zeitpunkt mit 57 Pkt. uneinholbar vorn, der letzte in Frage kommende Abschnitt würde nicht genügen um auf 57 aufzuschliessen. Leider jedoch würden mir die Punkte nichts nützen, wenn ich nicht finishen würde. Insofern stand der grösste Kampf noch bevor. Die letzten 3 vertikalen Angstgegner.

Die letzte Pause - viel zu kurz um nochmal anständig Energie zu tanken. Und schon ging es rein in der Würzpass. Dieser war um diese Zeit stark von Touristen frequentiert, so dass das erleichternde Slalomfahren auf den 18 % unmöglich war. Andererseits war am Würzpass auch ein super Teamspirit. Stephan und Marcel unterstützten Jessi, die einzige Frau im Feld. Fahrend wurde Jessi von Marcel geschoben, dieser wiederrum von Stephan. Bei 18 %. WAHNSINN!

Ich war zu diesem Zeitpunkt komplett blau und konnte kein Tempo mehr mitgehen. Also quälte ich mich mehr schlecht als recht allein durch die Steigungen. Weit und breit kein Verpflegungsfahrzeug mehr und die Getränke verdunsteten bei diesen Temperaturen schneller als sie nachgefüllt werden konnten. So suchte ich mein Heil an Quellen und Brunnen um nicht zu verdursten. So einfach können die Bedürfnisse manchmal sein…

Abfahrten sind normalerweise mein Ding - jedoch diese eine vom Vrsic Pass tat einfach nur noch weh. Und generell war von meinem Motivationsfeuer nur noch ein kleines Fünkchen übrig, bereit jederzeit komplett zu erlöschen. Eine sichtliche Gerade, gefahren im kleinsten Gang und absolut null Vortrieb. Der Blick über die Schulter zeigte dann aber doch eine nicht unerhebliche Steigung die ich da gerade bewältigte. Das Fünkchen glomm weiter.

Über diverse Chats bekam ich während der ganzen Tour motivierende Anfeuerungen. Diese halfen mir dann auch über den letzt verbliebenen Angstgegner. Letzten Motivationsschub bekam ich, schon mitten im Mangart, als sich hörbar ein Gewitter näherte. Nein, also jetzt nicht noch Scheissgewitter oder womöglich kurz vorm Ziel abbrechen müssen … Letzte Reserven mobilisiert.

Im Ziel regnete es dann zwar, das Feld konnte aber ohne Abbruch das Ziel am Mangart erreichen.

GESCHAFFT

SIEGEREHRUNG

Ich freute mich riesig darauf das ROTE in Empfang nehmen zu dürfen, hatte mir sogar ein paar nette Worte zurecht gelegt. Gern hätte ich Jessi meinen Respekt gezollt, natürlich auch allen anderen Recken. Gern hätte ich dem super Org.team meinen Dank ausgsprochen. Es hätte eine richtige, kleine Ansprache werden können … hätte … hätte …

wenn da nicht auf dem Weg zur Übergabe die fieseste Krampfhexe überhaupt zugeschlagen hätte. So Riesenschmerzen, dass ich nicht ein einziges Wort von den zurechtgelegten heraus bekam, sondern mich mit Ach und Krach wieder Richtung Stuhl bewegen konnte um mich dort, so unbeobachtet wie möglich, meinem "Problemchen" widmen zu können …..

Dank an Euch alle da draussen fürs Dauemndrücken und Mitfiebern!

Auf ein Neues.

Euer Marcus

Elbspitze 2016 oder DNF is no option (Jessica)

Wo fange ich an?

Vor 2 Jahren etwa habe ich das erste Mal im Internet die Elbspitze-Seite entdeckt und mich gefragt, was für kaputte Typen dort mitfahren. Diese Strecke, diese Höhenmeter und diese Durchschnittsgeschwindigkeit! Als ich letztes Jahr über Strava Robert kennengelernt habe und wir an einem denkwürdigen Abend alle Meißen TV Elbspitze Videos angeschaut haben, war klar: Da muss ich mitmachen! Berge mochte ich - längere Strecken mit dem Rad auch. Im vergangenen Frühjahr und Sommer bin ich dann ein paar wenige, erste “Rennen” mitgefahren. Die M312 - im Jahr 2015 noch außerhalb des Zeitlimits (also deutlich zu langsam…), den Krusnoton sowie den Endura Alpentraum. Da ich den Winter über nicht in Deutschland weilte, begann mein Radtraining im Jahr 2016 erst Anfang März. Trotzdem verlief der “Formaufbau” recht flüssig und ein mein erster wirklicher “Test” stand im April auf dem Programm. Die M312 endlich innerhalb des Zeitlimits zu fahren. Da gelang mir zum ersten Mal eine ganz vernünftige Durchschnittsgeschwindigkeit ohne mich komplett zu zerstören - das gab mir Selbstvertrauen für die kommenden Trainingsmonate. Ich würde die dritte Frau sein, die sich an der ES versucht. Meine Chancen schätzte ich als eher desaströs ein (und das ist noch untertrieben!) - aber ich wollte es wenigstens versuchen und mir einfach mal anschauen, was da so passiert und schauen, wie weit ich komme. Obwohl ich eigentlich bei der ein oder anderen V-Tour dabei sein wollte, kam es anders. Entweder ich war spontan krank oder hatte Angst, dass mir eine Teilnahme eher die Lust und Laune etwas verdirbt, wenn ich merke, dass ich so gar nicht mithalten kann. Also fuhr ich meistens für mich oder seit neuestem auch mal mit Martin, Stephan oder Mario.

Von Sirko gab es auch noch im Vorfeld Unterstützung per Email und in Form von Sirko-spezifischem ES-Training. Hart, aber herzlich mit durchaus als reduziert zu bezeichnendem Gesprächsanteil. Dann kam aber das heiß ersehnte Lob - und sogar mehrmals. Im Ohr habe ich noch “Ich bin positiv überrascht” und “Ich musste mich gar nicht zurückhalten, das gefällt mir.”

Aus nackter Angst wurde wenigstens eine Mischung aus Vorfreude, Respekt und Neugier.

Ich konnte dann bereits gut eine Woche vorher nicht mehr wirklich erholsam schlafen - aber das gehört wohl dazu. Mein Nutella-Konsum steigerte sich auf etwa 750g aller 2-3 Tage - es musste losgehen! Am 01.07. stand ich dann 4.15 Uhr an der Frauenkirche und packte nervös meine Sachen zusammen. Meine größte Sorge war, dass ich das farbdurchtränkte ES-Trikot ohne vorherige Wäsche anziehen muss - glücklicherweise bekam ich das Trikot dank Robert schon einen Tag früher und am Morgen war das gute Teil leider noch nass. ;-) Also Start im Petzracing-Outfit,Fotos mit angsterfülltem Blick und eine Runde um die Frauenkirche (warum fahren wir denn jetzt im Kreis?). Ich würde behaupten, die Stimmung war bei allen ziemlich gut und wir freuten uns, dass es endlich losging.

Mein Mantra: Hinterrad, Hinterrad, Hinterrad. Am besten am Thomas kleben oder an Martin oder Stephan. (Vor Sirko hatte ich ja immer noch ein bisschen Angst)

Die Strecke

Ehrlich gesagt, habe ich mich nicht allzu weit im Vorfeld mit der Streckenführung beschäftigt und mich auch dagegen entschieden, das Streckenprofil aufs Oberrohr zu kleben - man macht sich ja doch nur verrückt. Gerade in meinem Fall, war sicher die Tagesform und das Wetter ganz entscheidend dafür, wie weit ich kommen würde. Klar war, ich muss den blöden Berg Richtung Possendorf überleben - den ich so gar nicht mochte. Ich hatte ein Horrorszenario im Kopf, dass ich bereits an diesem Berg völlig am Ende sein könnte (wie peinlich!) und aussteigen müsste. Aber irgendwie lief es doch ganz gut. Neben den Elbspitzlern waren auch ein paar Mitfahrer zu so früher Stunde unterwegs. Danke Vincenzo für die ersten Kilometer Begleitschutz.

Dann stand auch schon die erste Bergwertung bei Moldava an - ich blieb schön hinten und fuhr mein Tempo. Oben gab es dann ein erstes Flaschenauffüllen (das erste Mal mit Plempe!) und weiter ging es. Mein Plan war, immer von Pause zu Pause zu denken und nicht an die Gesamtkilometer.

Bis zur ersten Pause in Kralovice kam ich sehr gut durch. Ich fühlte mich super, das Gruppenfahren und im Windschatten verstecken, klappte sehr gut und auch die Herzfrequenz ließ es zu, dass ich mich noch gut unterhalten konnte. Ich hielt mich hier an Stephans Tipp, zuerst die Flaschen aufzufüllen und das Rad fertig zu machen und mich erst dann wirklich auf die Pause einzulassen, damit ich am Ende nicht unter Zeitdruck gerate (3x Hupen heißt: Es geht weiter!).

Und da wären wir auch schon bei der Jessi-typischen Wahrnehmung angelangt. Ich kann mich beim besten Willen nicht so gut an einzelne Abschnitte der Strecke erinnern, aber ich erinnere mich an die Pausen, das Essen, die Gespräche und meinen ganzen Emotionsoverload. Aber der Reihe nach.

Es gab schon nach Pilsen den ersten Drama-Moment, als uns die tschechische Polizei von der Straße holte und uns für gut 30min in der brennenden Mittagshitze versauern ließ. Opa Jens machte die ersten Fitnessübungen und wenn man an Sirko vorbeilief, hörte man des öfteren sein berühmtes “Sinnloooos” - also alles bestens. Jedenfalls herrschte größte Erleichterung, als wir dann in Einerreihe weiterfahren durften. Bis zu diesem Zeitpunkt lagen wir 30min vor dem Zeitplan - der Vorsprung war also plötzlich weg und wir beeilten uns, möglichst ohne weitere Verzögerung bis zur nächsten Pause in Susice durchzufahren. Die von Bruno angekündigte Kuchenpause! (Bruno: “Bis zur Kuchenpause fahre ich auf jeden Fall!”)

Da waren also schon gut 250 km geschafft. Noch immer keine Zeichen der Überanstrengung bei mir. Ich konnte es kaum fassen, wie gut ich mich fühlte und wie viel Spaß dieses ganze Event machte. Auch hier wieder Plempe nachladen, Pinkeln, mal kurz den eigenen Körpergeruch checken (Umziehen? Deo?), hochprofessionell mit Tape die Powerbank fürs Garmin am Oberrohr festkleben, dabei erstmals die Hilfe von Exxas in Anspruch genommen (M: “Sag mal, hast du das vorher schon mal ausprobiert, ob das hält? J: Nö”).

Und schon beim zweiten Hupen stand ich quasi bereit zur Abfahrt da. Ich wollte/sollte mich möglichst immer im vorderen Drittel der Gruppe aufhalten und tat das Beste, damit es so bleibt. Das Roadbook sagt, jetzt kommt der Böhmerwald. Drei Tage danach kann ich mich nicht mehr daran erinnern.

Aber ich erinnere mich an Passau! An die Fahrt mitten durch die Stadt, an das geniale Panorama und die Rampe am Beginn der Bergwertung (Was ist denn das für´n Ding??). Ich bewegte mich bei den Bergwertungen weiterhin am Ende der Gruppe - bei Passau aber dann zusammen mit Horst und Thomas Rex. Bis zur kommenden Pause waren wir ohne Begleitfahrzeug unterwegs und genossen die Abfahrt. Und dann war da Schärding. Mit Thomas R. erreichte ich den Marktplatz - alle anderen saßen schon beim Essen und badeten im Springbrunnen. Ich freute mich auf die Nudelsuppe und auf das “Abkühlen” der Beine im Elbspitze-verschwitzten Brunnen.

Direkt nach der Ankunft kam ein Mensch vom Tourismusverband (?) angelaufen und beglückwünschte mich, als einzige Frau bei der Männerrunde dabei zu sein. Es wurde etwas von Interview gemurmelt und vom Bürgermeister. Keine Ahnung, was die da vorhatten. Ein Mini-Interview führte letzten Endes Mo mit mir. Ich war zu diesem Zeitpunkt wirklich guter Dinge und sicher, dass ich es erstmal bis in die Nacht hinein durchhalten würde. Von Holger ließ ich mir noch die Piko an den Lenker basteln und suchte das Rathaus-WC auf. Kaum die Tür geöffnet, stehen dort Martin und Björn ohne Klamotten, frisch geduscht. Dass so viel Luxus auf einer ES möglich ist, war mir gar nicht bewusst.

Kurzerhand entschied ich mich auch noch für ne schnelle Dusche, Klamottenwechsel und freute mich auf die Fahrt in der Dunkelheit.

Ich war noch wach und fit und das Feld rollte wirklich ganz harmonisch durch den Abend und die Nacht. Das Wetter war perfekt - nicht zu kalt - und die Ruhe im Feld tat wirklich gut. Irgendwann hatten wir unkomplizierten Wildkontakt - das Tierchen kam lebend vor uns davon. Das Fahren bei Dunkelheit war eine ganz neue Erfahrung für mich - wie sagte Hoffi so schön “Das fühlt sich an wie Fliegen.” Und so war es. Bis zur großen Pasta-Party in Kuchl rollten wir alle zusammen gut durch die Nacht. In der Pause angekommen - nach Kilometer Nr. 470km freute ich mich auf ein paar Minuten mehr Ruhe, die Nudeln und meine rosa Plüschdecke. Ich saß an einem Tisch mit Marcus, Sirko und Thomas. Sirko war aus unerfindlichen Gründen schwarz im Gesicht (“Sirko du siehst aus, als kommst du grad von untertage.”) und sah fertig aus. Kurz danach lag er auf dem Boden des Pfadfinderhauses und begann seine Blitzrecovery-Einheit.

Ich kämpfte derweil mit der Entscheidungsfindung, was ich während der Nacht an Klamotten anziehen sollte und ob ich mich auch kurz in die Horizontale begeben sollte. Richtige Ruhe fand ich allerdings nicht.

Gegen 1.30 Uhr ging es dann auf ebener Strecke weiter - in zügigem Tempo, das mir nun doch schwerer fiel. Zwischenzeitlich fand ich mich eher am Ende des Feldes wieder, was ganz schön anstrengend war. Gerade durch die Ortschaften mit ihren Kreisverkehren - vorn wurde schon wieder gesprintet und die hinteren mussten bremsen und eigentlich auch sofort wieder straff antreten. Ganz schön anstrengend, dachte ich mir da.

Eine kleine Pause gab es dann, weil mein vorderer Flaschenhalter fast während der Fahrt abfiel - aber Rennleiter Ecki war mit Werkzeugkasten sofort zur Stelle und half. Wir lagen gut im Zeitplan und es gab eigentlich keinen Grund zur Sorge.

Auch wenn mir das Mithalten der Geschwindigkeit nicht mehr leicht fiel.

Immer wieder gab es zwischenzeitlich ermunternde Worte von so ziemlich allen Beteiligten.

Bruno, der Scherzkeks war auch mitten in der Nacht immer für nen Witz gut und bis dahin war auch Arno immer für einen Schwank aus seinem Leben zu haben.

Ich versuchte wieder nach vorn zu kommen und mich an Thomas Hinterrad zu klemmen - das klappte dann auch ganz gut. Trotzdem waren die frühen Morgenstunden wirklich kein Zuckerschlecken. Es wollte einfach nicht hell werden. Die Müdigkeit kroch in die Glieder und eine allgemeine Schwere machte sich bemerkbar. Immer wieder gab es sehr motivierende Worte und Stephan versicherte mir, dass es besser wird, sobald es hell ist. Überhaupt hat sich Stephan riesig viel Mühe gegeben, mich da gut durch die Nacht zu bringen und mich abgelenkt. Ans Aufgeben musste ich nicht denken - eher war ich sehr gespannt, was dieses “Durchmachen” mit mir anstellen würde. Was als nächstes kommt. Nach einem Tief wieder ein Hoch. Geht das einfach so?

Dann kam auch schon die Doppelbergwertung. Das Feld knallte los und ich blieb hinten - mit Stephan und Horst. Hinter uns Opa Jens und Holger im Auto. Immer wieder Fragen, ob wir was brauchen und wie es uns geht. Hm, müde, aber es geht.

Das war nun also der wirklich ganz harte Teil der Strecke.

Nach Obertauern gleich das zweite Ding - der Katschberg. Es wurde heller, ich konnte das Bergpanorama genießen und die ganzen Strapazen machten wieder Sinn. Weiterfahren. Sehen, was kommt. Erleben, was alles möglich ist, was mein Körper aushält und ich mental bewältigen kann.

Holger gab dann auch die Zeiten durch - wir waren nicht zu langsam, alles gut so. Das Begleitauto fuhr immer ein Stück vor, Opa Jens und Holger stiegen aus und halfen, so gut sie konnten. Da wurde etwas mitgeschoben, oder Flaschen aufgefüllt oder die Jacke abgenommen.

Oben am Katschberg dann die ersehnte Frühstückspause mit Kaffee und Nutellabroten.

Wir hatten das Glück auch hier wieder eine “feste Unterkunft” zu haben - im Vorraum der Toiletten saßen Sirko, Thomas und einige andere - in Decken gehüllt und nach Wärme suchend.

Krass, was hier passiert. Wie fertig wir alle aussehen. Ein Blick in den Spiegel und ich sehe meine Augenringe, die Müdigkeit und die Erschöpfung. Aber mit Daunenjacke und Nutella geht es schon wieder. Nur ist mir jetzt übel. Ich schreibe Robert, dass mein Ziel ist heute nicht vom Rad zu kotzen.

Es fällt mir erst später auf, ich hätte mehr trinken sollen. Viel mehr.

Irgendwie bin ich nach der Pause auch ganz schön im Arsch. Es folgt das obligatorische Anziehen und die ungeliebte Abfahrt. Das letzte Flachstück der ES - vor der letzten Pause und den letzten Bergen. Mir graut es vor den kommenden 80km. Ich ahne, dass die Geschwindigkeit für mich zum Problem wird und fühle mich auch nicht mehr wirklich fit. Aber was soll’s. Aufgeben ist nicht.

Dann die Abfahrt. Ich bin beinah sofort ganz hinten, weil ich bergab sehr langsam fahre, Angst habe zu bremsen und zu stürzen. Ich denke an alles mögliche - an meine Skitouren. Ich laufe auch da die Berge lieber hoch als runterzufahren. Da muss ich jetzt durch. Und auf einmal gehen mir so viele Dinge durch den Kopf. Die Entwicklung der letzten zwei Jahre. Alles ganz schön viel. Die Schleusen gehen auf, die Tränen rollen mit mir bergab. Unten wartet die Gruppe, ich rolle direkt weiter. Ich wollte nicht heulen, jetzt tue ich es doch. Es ist ein Mix aus Überforderung, Anstrengung, Enttäuschung und einer ganz neuen Erfahrung. Da wollen alle Elbspitzler samt Begleiter und Helfer, dass ich da durchkomme. Ich bekomme so viel Mut zugesprochen von allen - das ist einfach überwältigend.

Es gibt ne kurze Pinkelpause, ich gebe Bescheid, dass mir das Tempo zu schnell ist. Ich darf dann in der zweiten Reihe direkt hinter Sirko und Thomas fahren. Immer wieder fragen sie, ob das Tempo so geht. Das war unglaublich, ihr habt Rücksicht genommen und seid langsamer gefahren und wolltet wirklich, dass es für mich weitergeht. Es ging auch. Ich versuche die Anzeichen der Kreislaufprobleme zu ignorieren und konzentriere mich auf das Hinterrad meines Vordermanns. Jetzt denke ich nur noch an die Pause, dass dann diese Geschwindigkeitsschlacht ein Ende hat und ich endlich wieder die Berge in meinem Tempo fahren kann. Kurz vor unserem letzten Pausenplatz macht mir die Vormittagssonne immer mehr zu schaffen und ich fühle mich, als würde ich direkt vom Rad kippen. Da fallen die Worte, die ich nicht sagen wollte. Zu Bruno: “Ich glaube, ich gebe in der Pause auf.” Von ihm gibts einen Trostriegel. Meine Tränen kann ich nicht zurückhalten (Man, das ist doch alles Flüssigkeit!) und kämpfe gegen die negativen Gedanken an. Ich will doch gar nicht aufgeben. In der Pause dann die Absprache mit Thomas und Sirko. Da steht die Entscheidung an, ob ich allein fahre, den Vrsic weglasse und quasi abkürze oder eben ganz langsam mit ganz viele Pausen und in Begleitung die komplette Strecke. Tja… erstmal hinlegen, Beine hoch, 2l trinken, ein bisschen runterfahren und die innere Ruhe wiederfinden. Sirko bietet an, mit mir die ganze Strecke in meinem Tempo zu fahren - es sind noch ca 80km und drei Berge: der Wurzenpass, der Vrsic und der Mangart. Die Entscheidung fällt, ich fahre die ganze Strecke und nehme mir meine Zeit. Stephan und Exxas stellen ihre Ziele hinten an und fahren mit mir. Ich kann das gar nicht glauben, dass ihr zwei euch das wirklich antun wolltet. Die Kreislaufprobleme sind im Liegen während der Pause zumindest soweit im Griff, dass ich weiterfahren kann. Als nächstes also der Wurzenpass. Mo steht am Wegrand und rennt neben mir her: “Schau nicht nach oben. Nur direkt auf die Straße vor dir.” Dann mach ich das eben so. Nach der ersten Kurve ist diese steile Rampe aber nicht mehr zu ignorieren. Eine übelste Wand. Und das ganze noch in der prallen Sonne.

Es rollt trotzdem erstmal einigermaßen. Klar, wir sind ganz hinten, aber schon bald holen wir Horst und Steffen ein. Sie steigen ab und schieben die steilsten Stücke. Mit der Hilfe von Exxas und Stephan schaffe ich es den Pass ohne abzusteigen, zu fahren. Oben angekommen, fühle ich mich kurz etwas besser. Ich fasse wieder Mut, dass es ab jetzt ohne Zeitdruck vielleicht doch irgendwie geht. Auf dem Weg zum Vrsic machen wir in sehr kurzen Abständen Pausen. Ich lasse mir kaltes Wasser über den Kopf laufen und trinke, was geht. Jetzt auch Stephans Salzmischung. Die Kreislaufprobleme kommen wieder. Die Umgebung fühlt sich surreal an, als ob ich alles mit Abstand erlebe. Holger und Jens sind immer zur Stelle und gebe sich größte Mühe, dass es weitergeht. Irgendwann während einer Pause sagt Holger dann die berühmten Worte “Genug gechillt, ab auf´n Bock.” Hachja…

Der Vrsic als nächstes. Der vorletzte Berg. 24 Kehren mit Kopfsteinpflaster. Ich kriege nicht mehr viel Druck auf die Pedale. Das Treten fällt schon verdammt schwer. Immer wieder - fast den ganzen Berg lang - werde ich angeschoben von meinen zwei Helden. Völlig unklar, woher die zwei ihre Kraft nehmen - sich selbst und auch mich noch den Berg hochzuzerren (“Ein Team, ein Ziel!”) Mit wenig Vorsprung sehen wir auch regelmäßig unser Begleitfahrzeug. Steffen und Horst sind auch nicht allzu weit entfernt.

Nun die letzte Abfahrt. War klar, dass es wieder verdammt steil wird. Exxas gibt mir Tipps zum Bremsen, nur habe ich kaum mehr Kraft in den Händen, die Konzentration lässt nach. Es kostet alles zu viel Körner und wieder laufen die Tränen. Ich setze mich für die Abfahrt ins Begleitfahrzeug zu Holger und Jens. Diese Abfahrt tu ich mir nicht an. Im Auto schließe ich dann kurz die Augen, es wird nicht mehr besser mit der Übelkeit und der Schwäche. Da war mir fast klar, dass es nichts mehr wird. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Also unten wieder raus aus dem Auto und auf den Bock. Ich bin einfach nur verdammt langsam. Ein Stück fahren wir mit Steffen zusammen, der ist dann allerdings zu schnell. Ich kann nur noch auf der Geraden grad so 20km/h fahren - das Profil ist flach bzw. leicht ansteigend und schon diese wenigen Prozente verlangen alles an Kraft, was ich noch habe. Immer wieder fallen mir die Augen zu, ich höre zwar, was zu mir gesagt wird, verstehe es aber nicht wirklich. Wieder die nächste Pause. Hinlegen, Beine hoch, Salzbrühe trinken, Wasser über den Kopf. Wir sind wirklich verdammt langsam. Opa Jens meint, wenn das nochmal passiert, dann soll ich aufhören. Er hat ja recht. Gesund ist das nicht mehr. Ich bin noch nie so weit über meine körperlichen Grenzen hinaus gegangen. Es ist klar, ich schaffe es nicht mehr, aber das behalte ich für mich. Wieder rauf aufs Rad, weiter treten. Ich werde aller paar Minuten gefragt, wie es mir geht, ob ich noch kann. Naja, die Antwort ist eigentlich “nein” - aber ich will wenigstens diesen verdammten letzten Berg sehen. Wir haben vom Profil der letzten paar km keine genaue Vorstellung - es ist auch nicht klar, wie viele Kilometer es noch “flach” ist und wann dann der letzte Anstieg beginnt. Holger versucht das in Erfahrung zu bringen. Vielleicht noch 10 km flach, dann gehts bergan.

Nagut, also weiter. Ich schaue permanent auf das Garmin und zähle die Meter bzw. Kilometer. Dann höre ich von Holger, dass die offizielle Ziellinie am Mangart “nach unten” verlegt wurde - das heißt, eventuell 100-200Hm weniger. Wir spekulieren. Selbst wenn ich bis zum Mangart komme, heißt das noch 2h bergauf fahren. Das schaffe ich nicht. Viele Worte werden dann nicht mehr gesprochen. Wir erreichen Log pod Mangartom. Der Berg noch immer nicht zu sehen, aber es wird durchgegeben, dass es noch ein Stück ist und es jetzt auch noch ein paar Wellen geben wird. Ich sage dann zu Exxas, dass es nicht mehr geht und ich einen Platz suche, an dem ich vom Rad steigen kann. Ich hab gar keine Kraft mehr und jetzt sind auch die Tränen und die Enttäuschung weg. Jetzt geht erstmal gar nichts mehr. Ins Gras legen - ich höre noch, dass irgendwelche Decken geholt werden, weil ich zittere. Ich kriege etwas Nasses auf die Stirn und dann ist Feierabend. Exxas und Stephan warten auf Holger, der jetzt die “Krankenpflege” übernimmt. Liegen geht gut. Ich werde wieder wacher und Holger fragt, ob ich ins Hotel will (wir sind am Zielort!!) oder im Begleitauto mit hoch auf den Berg. Ich will doch den Berg sehen! Also ab auf die Rückbank und hoch auf den Berg. Viel bekomme ich nicht mit, ich schlafe erstmal ein. Irgendwann werden wir langsamer, und ich sehe, dass Holger mit Stephan und Exxas spricht, die im Nebel und Regen kurz vorm Gipfel sind! Irre, was die beiden da leisten und mit welchem Tempo sie die letzten Höhenmeter genommen haben. Wenigstens kommen sie im Ziel an. Sie haben so viel Zeit liegen gelassen, weil sie mit mir gefahren sind. Da hatte ich wirklich ein schlechtes Gewissen.

Dann gehts im Auto auch schon wieder runter. Ich kriege wieder mehr mit und sehe jetzt erstmals das ganze Ausmaß des letzten Anstieges. Das wäre nicht mehr drin gewesen, so viel ist sicher. Unten angekommen, geht die Tür auf und Sirko steht da. Ich finde da keine Worte mehr.

Rad wegbringen, Duschen, die Finisher beglückwünschen. Ich fühle mich besser, die Lebensgeister kommen wieder.

Was war das nur für ne krasse Erfahrung! 2017 bin ich wieder dabei, höre ich mich sagen.

20 Uhr gibts Abendessen - man sieht leere Gesichter, wir sind alle einfach mal fertsch. Glücklich, aber fertsch. Mo und Thomas sitzen neben mir, Steffen hinter mir. Was wir da reden, weiß ich schon nicht mehr als ich es höre. Total sinnlos. ;-) Thomas verkennt sein Kartoffelgratin auf dem Teller als Kuchen - das sagt ja wohl einiges!!!!!!

Dann noch die Siegerehrung - es ist gefühlt echt spät und ich stehe schon wieder neben mir. Dann gibts die Ansprachen von Ecki und Opa Jens und ich bekomme überraschenderweise sogar den Elbspitz-Kranz umgehangen. Ihr seid ja verrückt.

Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung mit euch machen durfte. Ich sehe meine Teilnahme auch nicht wirklich als DNF-Ergebnis an - ich bin so lang gefahren, bis es körperlich nicht mehr ging.

So und nun noch einige Worte zum Abschluss. Das war die allergeilste Radveranstaltung aller Zeiten! Unglaublich familiär, das Begleit- und Verpflegungsteam hat einen wahnsinnig großen Aufwand gehabt - und das ganze mit so viel Herzblut und Freude geleistet - das spürt man und genau das ist unbezahlbar. Ein großes Dankeschön an euch alle! Dann an alle Teilnehmer: Ihr habt alle ne Meise, das wisst ihr??! Ich hab in meinem Leben noch nicht so viel Unterstützung erlebt, wie mit euch. Egal, ob zuhause am Liveticker (sogar mein lieben Kollegen!), im Vorfeld mit Daumendrücken per WhatsApp oder eben während der ES im Feld. Das zu erleben, war genial und wird mir ganz sicher ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Die erste Elbspitze - das war sie also.

Über die Rückfahrt am nächsten Tag gibts eigentlich nicht viel zu berichten - der Weg war weit (wie kann man nur 700km Auto fahren, da nehmen wir doch alle lieber das Rad!), das Gesprächsniveau in der Schweinekarre immer mal wieder im Keller und Arno hätten wir in Nossen an der Tanke fast vergessen. ;-)

Ziel der nun wieder vollständigen Bande war das Hygienemuseum - Vince und Robert waren auch da und haben uns herzlich in Empfang genommen.

So, ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Danke für dieses geile Wochenende!

P.S.: Sirko, kann man über das Ziel der nächsten ES mit dir verhandeln? ;-)

Elbspitze 2016 (Franz)

Wahnsinn, die Elbspitze. Ich glaube, es war im Frühling 2010, dass ich bei einer Zigarettenpause mit Sebastian alias Bergfex vorm Radkurier ImNu stand und wir uns über die Feiertagsgestaltung zu Himmelfahrt austauschten. Das heißt, er erzählte von einer Radtour zur Wartburg und ich behielt anschließend meine Pläne (irgendwas mit Bollerwagen) für mich. Wenige Monate später sah ich Bergfex dann mit einem Dutzend anderer Verrückter und anmoderiert von Thorsten Kutschke bei MDR Biwak auf den Stelvio kurbeln. So wirklich viel hatte ich bisher nicht mit der Langstrecke am Hut. Aber dieses gütliche Gefühl sich vom Jeschken kommend am Supermarkt in Ceska Kamenice mit süßem Plunder zu befüllen hatte mich letzten Herbst angefixt. Also war der Plan dieses Jahr bei den V-Touren reinzuschnuppern und schon mal für den Ernstfall zu trainieren. Die Touren waren für sich genommen schon kleine Highlights und Thomas’ aufmunternde Worte halfen zusätzlich bei der Entscheidung zur Anmeldung. All-inclusive Kurzurlaub bei garantiert bester Witterung und Betreuung. Wer würde da nicht unterschreiben? Und genau so kam es dieses Jahr.

Morgens an der Frauenkirche manövrierte ich noch haarscharf am Abseits vorbei, als ich Rennleiter Ecki fragte, wer er eigentlich sei. Er ließ mich aber zum Glück starten. Die ersten Kilometer bis zur Bergwertung Moldava gingen zügig vorbei und Thomas vergaß seine Schniefnase erstaunlich schnell beim Ertönen der Hupe aus der Schweinekarre. Den folgenden flachen Abschnitt bis zur Pause fuhr Björn komplett von vorn, sodass die Kilometer unter der böhmischen Sonne nur so dahinflogen. Da ich unverhofft zu der Ehre des Jurymitglieds für rote Punkte gekommen war, musste ich ein Auge auf die Spitze haben und rechnete zunächst auch mit der Titelverteidigung des Paris-Brest Triumphators. Es würde sich allerdings bald zeigen, dass sich Markus, der Mann an Björns Seite, gerade erst für sein persönliches Elbspitz-Brevet warmfuhr. Chapeau, für diese Wahnsinnsfahrt und Gratulation zum roten Lappen! Was könnte also den Elbspitztross mit Lokomotive Markus aufhalten? Wer den Kurzfilm „Simply the worst“ kennt, muss vielleicht auch an den Auftritt von Olaf Schubert als tschechischer Verkehrspolizist denken. Olaf und seine Kollegen monierten jedenfalls das Fahren in Zweierreihe und verordneten dem Feld eine halbe Stunde Zwangspause in der Sonne. Irgendwie schien das die Beteiligung an der anschließenden Bergwertung (ebenfalls in der Sonne) etwas entschärft zu haben, sodass ich meine Chance witterte und mir Bergpunkte ergaunern konnte. Damit hatte ich mein kleines persönliches Ziel für die Elbspitze erreicht und konnte eigentlich den Heimweg antreten. Ich fuhr aber doch weiter. Zur Pause las ich sogar noch, dass mir für eine kurzen Ausflug an Markus‘ Seite zwei rote Punkte verliehen wurden. Super.

Der dritte Abschnitt war herrlich. Bei angenehmen Temperaturen ging es auf kleinen Straßen hinauf zum Böhmerwald, immer wieder wunderschöne Ausblicke und eine nicht enden wollende Abfahrt Richtung Passau. Rollen lassen, während Markus, Exxas, Bruno und Sirko vorne bolzten. Ich fuhr zwischenzeitlich neben Jessi, die auch über beide Ohren grinste. Passau ist eine echte Perle, also gönnten wir uns eine Stadtrundfahrt zur Rushhour am Freitagabend. Nach einem unrhythmischen Anstieg aus Passau raus waren wir nach 370 Kilometern zu Gast in der ältesten Barockstadt Österreichs. Der charismatische Schärdinger Bürgermeister machte uns seine Residenz schmackhaft, zog aber den Kürzeren gegen die leckere Muschelnudelsuppe. Es folgte das Rollen in die Nacht. Ich fuhr lange neben Arno. Wir freuten uns angesichts der untergehenden Sonne eine druckmindernde Vertiefung ins Gesäß und er erzählte mir von seinen Eskapaden bei diversen Ironman- und 24-Stunden Schwimmveranstaltungen. Was hat Arno eigentlich noch nicht gemacht? Richtig, Elbspitze. Formsache. Der Abschnitt bis zur Nachtpause war zwar flach, aber das Tempo hoch und das Drücken durch die vielen Kreisverkehre und kleinen Wellen machte Spaß. Genauso viel Spaß wie das minutenlange Warten, als sich meine Kette in Richtung Tretlager verabschiedete. Holger und Jens aus dem Begleitwagen kämpften eine ganze Weile aufopferungsvoll für mich, bis wir final doch die Kurbel abnehmen mussten, um das Kettenbiest endlich zu befreien. Rückblickend war das wohl schon so eine Art Dienstverweigerung von meinem Bock. Er kannte solche Ausfahrten auch noch nicht und würde sich bis zum Mangart immer wieder an meinen feinfühligen Schaltbefehlen verschlucken. Als ich ins Feld zurückrollte, sah ich nun doch ein paar müde Gesichter, die die Nachtpause herbeisehnten. Diese war über 60 Minuten lang und es gab leckere Nudeln. Einige legten sich für eine Viertelstunde hin. Ich war aber zu unorganisiert und irgendwie ging die Pause mit Gewusel vorüber ohne dass bei mir schlafartige Gemütlichkeit aufkommen konnten. Tatsächlich folgte jetzt nach ca. 480 Kilometern der härteste Teil der Elbspitze. Die Müdigkeit schlug gegen 2 Uhr ganz schön ein und ich sehnte mich bereits nach der Bergwertung am Tauernpass. Etwa halb vier ging es in den Anstieg und zum ersten Mal merkte ich, wie wenig Kraft noch in den Beinen war. Kette eigentlich immer links und das war erst der Anfang vom doppelten Übel mit dem Katschberg als zweitem Gang. Aber es schwang sich irgendwie ein und zusammen mit Mort und Exxas arbeiteten wir uns nach oben. Die zwei Thomasse, Sirko und Martin Stäps waren schon weit voraus. Eine Surreale Erfahrung ist das, wenn man stundenlang durch die finstere Ebene rollt, in der Dunkelheit in einen Pass einfährt und sich schließlich oben im Morgengrauen alpine Landschaften, Felsen und Gipfel mit Restschnee im Morgengrauen auftun. Augen zu, in die Alpen und dann Glotzen auf. Oben kam Frank plötzlich von hinten aufgeschlossen. Er hatte sich bisher an allen Bergen zurückgehalten. Wahrscheinlich fuhr er auch den Tauernpass im Chillmodus, nur kam es mir nicht mehr wie Schongang vor. Die Abfahrt vom Tauernpass machte wach. Kaum Kurven, ich kann mich nicht erinnern wirklich gebremst zu haben. Hinter Exxas, der bei über 90 km/h ohne Brille fuhr, ging es auf dem Oberrohr liegend gen Tal. Unten angekommen kehrte die Müdigkeit schnell zurück und niemand in der Gruppe riss sich um die Führung. Dann folgte mit dem Katschberg unsere Eintrittskarte zum Frühstücksbüffet: 5km mit durchschnittlich 12% Steigung. Die zwei 15% Rampen rissen uns zu spontanen Jubelstürmen hin, die Knie knarzten dazu. Unser Gestampfe entbehrte jeglicher Eleganz. Aber wenn Martin, der nicht mehr ganz als Bergfloh durchgeht, da locker vor uns hochfährt, musste es ja wohl gehen. Oben angekommen, erwartete uns wie immer eine prächtige Tafel voller Leckereien. Genial war, dass das Verpflegungsteam zu jeder Pause mindestens eine Neuerung auf dem Speiseplan hatte. Diesmal gab es Müsli und zum ersten Mal wurde der Waffenschrank mit den Silberlingen von Powerbar geöffnet. Während sich vorne wieder ein ordentlicher Kampf um die Sonderwertung abgespielt haben muss (Thomas vor Thomas, Sirko zwischenzeitlich ins Fress-Wach-Koma versetzt), freuten sich die meisten einfach am Sieg über die Nacht und am Überleben der Sonderbergwertung. Auch Jessi sah noch richtig gut aus. Das Stimmungsbarometer stieg also und die Pause war mit Kaffee-Essen-Kaffee-Körperpflege-Kaffee recht schnell rumgebracht. Nur noch Lampen demontieren, für ein Foto mit der Katschberger Tourismusbeauftragten (danke für die tollen Werbeherzen) posieren und schon ging es wieder hinab auf den vorletzten Abschnitt Richtung Villach. Da kaum einer mehr richtig führen wollte oder konnte, übernahmen die Chefs das Kommando. Lag Sirko nicht gerade noch mit Schüttelfrost im Klovorraum? Leider hatte Jessi nun mit einem echten Tief zu kämpfen, welches wohl dem Gebolze im Drautal geschuldet war und hoffentlich bei selbsteingeteilter Fahrt in den Finalanstiegen weichen würde.

Letzte Pause bei Kilometer 660. Die Sonne drückte schon wieder und 20 Minuten vergingen mittlerweile im Flug, weil die Birne ziemlich weich und von den paar Handgriffen schnell überfordert war. Endlich Finale. Ich nahm mir vor die verbleibenden drei Berge und das Wetter zu genießen. In den ersten seichten Steigungen zum Wurzenpass wurde ich schnell durchgereicht. Vorne waren mit den Thomassen und Sirko (der Scheintote aus dem Klovorraum) die üblichen Verdächtigen enteilt. Sie bekamen Gesellschaft von Frank, der wie erwartet die Handbremse gelöst hatte und nun sehr flüssig aussah. Vor einer Serpentine stand plötzlich die Schweinekarre mit der Rennleitung und Mo am Straßenrand mit der Frage, ob noch Beine übrig wären. Hä? Nach der Kurve dann die Erleuchtung. Eine Drecksau von Steilrampe zog sich gefühlt endlos in der Sonne an der Bergflanke hoch. Zum Glück versüßten allerhand wild kuppelnde, Fehlzündungen produzierende Gefährte das Gestampfe und verhinderten effektiv, dass man in Schlangenlinien auskneifen konnte. Dennoch konnte ich jetzt wieder ein bisschen aufschließen und sah Gallo ein paar hundert Meter vor mir. Er war erster Verfolger der Bergbrigade und heiß auf das blaue Trikot des besten Masters. Leider kam ich nicht richtig näher und so fuhr ich allein mit etwas Abstand über den Wurzen. Bei Kranjska Gora mit weicher Birne noch kurz falsch abgebogen, was aber scheinbar nicht nur mir passiert ist. Die folgende Auffahrt auf den Vrsic war für mich der schönste Pass der Elbspitze. Unten die schattigen Kehren und oben die spektakulären Ausblicke zum Prisojnik, genial. Es rollte wieder besser und die Diät aus Wasser und Koffein-Power-Gels schlug an. Oben an der Passhöhe traf ich doch noch auf Gallo. Flaschen füllen, ein kurzer Plausch mit Rennleiter Ecki, aber Gallo wollte jetzt weiter. Blau wartete, keine Zeit zu verlieren. Am Ende kam noch einmal Rennfeeling auf. Wir fuhren die gut verstopfte, kurvenreiche Abfahrt also im kontrollierten Hazardeur-Modus. Jens ließ es krachen, dass die Lightweights nur so fauchten. Das azurblaue Wasser im Socatal war eine echte Versuchung, aber wir mussten ja schrubben. Treibjagd im Grundlagentempo. Irgendwann in der endlosen Anfahrt zum Mangart fuhr die Schweinekarre vorbei und wir konnten nochmal Wasser auffüllen und Ecki überbrachte die Nachricht, dass das blaue Trikot so gut wie sicher sei. Gallo machte jetzt ein bisschen ruhiger. Wenig später traf ich auf einen Kärntner mit Paris-Brest Trikot, der begeistert von seiner Bekanntschaft mit Björn während der letztjährigen Austragung erzählte. Ich hängte mich an ihn ran und gemeinsam erreichten wir sogar noch die defektgebremste erste Verfolgergruppe um Sirko. Der schöpfte jetzt die ganze Fahrdynamik seines neuen Single-Speed-Boliden aus und machte sich wild kurbelnd mit Frank aus dem Staub. Zurück blieben Thomas und ich. Sein Namensvetter Hoffi mit zig Minuten Vorsprung allein auf weiter Flur voraus auf dem Weg, sich auch die letzte Bergwertung und souverän den Gesamtsieg zu holen. Thomas war auch ein heißer Kandidat auf gelb, aber es focht ihn jetzt nicht mehr an. Also kurbelten wir gemeinsam im Notmodus dem Ziel entgegen. Danke für die gemeinsamen letzten 15 Kilometer, die wir runter zählten, wobei wir hofften, dass das Ziel irgendwie wegen Steinschlags vorverlegt würde. Zum Glück lagen noch ein paar kühlende Tunnel auf dem Weg und dann kam auf einmal das Ziel in Sicht. Ein bisschen Blödelei musste noch sein und so inszenierten wir einen schönen Sprint um die Holzmedaille, wobei ich zwar den Kürzeren, aber eben auch die Innenbahn zog. Das Ziel am Mangart mit 52x15 überquert-wie geil ist das? Oben gab es Pivo, Aussicht, die Freude übers Ankommen und die Freude der Anderen. Das alles war überwältigend.

20 von 22 Startern kamen am Ende an und auch Jessi hat sich super stark präsentiert. Die Elbspitze 2016 bedeutet für mich zwei der schönsten Tage auf dem Rad bei bestem Wetter mit wirklich tollen Menschen. Vielen Dank dafür an alle, die mit dabei waren!

Morts Elbspitzbericht (Martin H.)

Was war die Elbspitze 2016?

Vorher in erster Linie eine sportliche Herausforderung, DIE letzte große Hürde die es hier zu bezwingen galt. Ein Monument, von dem ich mir eigentlich sicher war es zu meistern, auch durchaus davon überzeugt einen aktiven Part zu spielen, das aber dennoch manchmal leise Zweifel in mir weckte, ob ich ankommen würde und wenn ja wie.

Nachher ein großes Happening der Familie Elbspitze, einem Porträt der Verrücktesten der Verrückten die die Dresdner Umgebung so formte und natürlich auch darüber hinaus.

Ihr könnt hier gerne aufhören zu lesen, der Rest sind sieben Seiten leeres Geschwafel.

Für alle die weiter lesen folgt hier Morts Tourbericht.

Es war Freitag, der erste im Monat Julei, da sich ein bunter Haufen am Fuße der Kathedrale zu Dresden sammelte. Eben dieser Haufen setzte sich zusammen aus heroischen Recken, Knappen, die ihnen zur Seite stehen sollten, Angehörigen die zum Abschied Beifall spendeten, sowie Fußvolk, das sich eingefunden hatte, sich im Ruhm der Tapferen zu sonnen.

Die Gruppe der Helden wiederum bestand aus 21 furchtlosen Rittern und einer holden Maid, die bereit war ihren männlichen Kollegen zu zeigen, wie man seinen Mann steht.

Als die Glocken der Kathedrale ankündigten, dass die fünfte Stunde des Tages ins Land gezogen war, sattelten die Tapferen ihre überwiegend schwarzen Schlachtrösser und begaben sich auf den Weg. Sie zogen aus einen fernen Riesen zu bezwingen.

Die Zurückgebliebenen konnten nur zuschauen, wie wir in den noch jungen Tag entschwanden.

Zu Beginn unserer Odyssee ritten wir aufgrund einiger Baustellen direkt und ohne Umwege die B170 hoch, vorbei an der Uni. Die üblichen 170er Wellen wurden entspannt hoch gekurbelt, schließlich hatte man noch einiges an Wegesstrecke vor sich.

Schnell zeigte sich bei mir ein nicht unerhebliches Problem. Ich hatte die Belastung durch die Elbspitze überschätzt. Ja, richtig gelesen. Als Diabetiker stehe ich vor jeder größeren Tour vor der Herausforderung abzuwägen, wie intensiv die Belastung wird und entsprechend mein Langzeitinsulin, das welches den Grundtagesbedarf abdeckt, zu dosieren.

Und, ich hatte zu wenig gespritzt. Somit schwebte mein Blutzucker von Beginn an in Höhen, in denen man ihn nur ungerne sieht.

Es folgte Problem Nummer zwei. Ich Vollidiot hatte den Pen mit dem Kurzzeitinsulin, das zum schnellen runter bringen des Blutzuckers in den Seesack gepackt, ganz beschissener Anfängerfehler.

So macht sich in mir ein wenig Panik breit, da ich von einer Teilnahme an den Cyclassics wusste, zu was ordentlicher Überzucker beim Sport führen kann, Krämpfe widerlichster Art.

Entsprechend war ich halbwegs froh, als zur ersten Bergwertung gehupt wurde. Erstens um zu versuchen durch die intensivere Belastung den Blutzucker etwas nach unten zu drücken und zweitens weil mir doch etwas kühl war.

Also zog ich den größten Teil des Anstiegs nach Moldava Hoffi, Pleppi und Exxas hinter mir her. Muss auch ein ordentliches Tempo gewesen sein, wenn es für den KOM gereicht hat.

Nachdem sich alle ver- und gesammelt hatten stürzten wir uns in die Stürmerabfahrt und begangen danach den langen welligen Weg zur ersten Verpflegungsstelle. Vor das Feld waren Björn und Markus zementiert und ließen sich dort auch mit noch so gewieften Versuchen nicht vertreiben.

Irgendwo vor Jesenice war ich gerade in zweiter Reihe mit Christian, als dieser ohne zunächst sichtbaren Grund zurückfiel. Irgendwann kam dann Sirko nach vorne und gab bekannt, dass die Nummer 23 raus sei. Wow, schade, so ein schnelles aus wünscht man keinem.

An der ersten Pause kam dann für mich die Erlösung, Lang- und Kurzzeitinsulin reingejagt und den Kurzzeitpen in die Trikottasche, noch mal gut gegangen.

Zum Essen kam ich kaum, bzw. hatte ich keinen Grund, hatte doch mein Körper noch Energie im Überfluss.

Kurz nach der Pause stand die zweite „Bergwertung“ auf dem Programm, welche ich beiläufig ignorierte.

Irgendwann war schließlich der Blutzucker in einem Bereich, in dem ich endlich so halbwegs in den von mir halbherzig erdachten Ernährungsplan, bestehend aus selbstgebackenem Reiskuchen, etwas Gummitierchen und Isogesöff, einsteigen konnte.

Das Beste an dem Plan war definitiv der Reiskuchen. Jedes Mal, wenn ich ein Stück verköstigte hob sich bei mir schlagartig die Stimmung. Auch bei Jessi schien es zu helfen, die nach scheinbar neidischen Blicken ein Stück abbekam, naja, Mangelernährung durch „Plempe“.

Alles lief gut, bis kurz vor Klatovy urplötzlich Wegelagerer aus dem Gebüsch sprangen. Des Tschechen Freund und Helfer wollte uns helfen und zwar zu einer unplanmäßigen Pause und einem kleinen Sonnenbad. Uff, wirklich rücksichtsvoll die Leute.

Allerdings klärte sich die Situation recht schnell dahingehend auf, dass uns die Männlein in ihren steif gebügelten Hemden keineswegs helfen wollten. Vielmehr wurden wir dazu angehalten, solange auf böhmischen Herrschaftsgebiet befindlich, schön aufgereiht in Einerreihe zu fahren, wirklich Ordnungsliebend diese Tschechen.

Als wir die großen Straßen verließen, legten wir den Zwang zur Einerreihe wieder etwas großzügiger aus und es folgte die dritte Bergwertung zum Drkolna. Pleppi schien im Kampf um HC schon die Segel gestrichen zu haben, so leierte ich halbwegs entspannt hinter Hoffi, der vorn weg keilte, den Berg hoch.

Es stand die zweite Verpflegungspause an. So wirklich essen konnte ich wieder nichts, da scheinbar jedes Mal, wenn ich das tat mein Blutzucker ab durch die Decke ging. Immer noch zu wenig Belastung.

Nach der Pause und kurzer Überführung stand endlich der erste längere Anstieg zum Böhmerwald auf dem Plan. Hoffi tobte vorne weg und Exxas und ich bildeten die Gruppe der entspannten Verfolger.

Ein zwei Kilometer vor dem Gipfel ging lies Exxas abreißen und ich beschloss als der Vorsprung groß genug wahr noch entspannter zu fahren. Das hätte sich um ein Haar gerächt, kam doch auf der Ziellinie zum Bergsprint der Exxas an mir vorbei geflogen. Aber Schwein gehabt, wieder Platz zwei.

Das war für lange lange Zeit der letzte Anstieg den wir sehen sollten, gut den Anstieg von Passau Richtung Schärding mal außen vor gelassen, den hatte ich irgendwie verpennt.

Aber nochmal zurück. Der Bergwertung folgte eine Rollerpassage durch den Böhmerwald, in welcher wir auf uns gestellt waren, da die Begleitfahrzeuge dort Nichtfahrgebot hatten, was das Pressefahrzeug wohl ausversehen ignorierte.

Eben im Böhmerwald biss der Krampf den Rex. Während ein Teil des Feldes weiter rollte, wartete ein Grüppchen hinten. Nach einer kurzen Spaziereinlage schwang sich der Rexer schließlich wieder auf seien Esel und das Grüppchen rollte das Feld wieder auf.

Wieder in Deutschland folgte eine LAAANGE Abfahrt Richtung Passau unterbrochen von einigen kleinen Gegensteigungen. Zwischendurch mussten wir noch auf Qwerti (Thomas Aurich) warten, der nach einem Kettenfraß mit schwarz verschmierten Händen wieder zum Feld aufschloss.

Es folgten die Ortsdurchfahrt von Passau und besagte nächste Bergwertung, in der ich mich dieses Mal mit Exxas, Franz und Gallo zu einem Grüppchen formierte.

In Schärding stand schließlich die nächste Pause auf dem Plan, welche von Lobgesängen des örtlichen Bürgermeisters auf sich, auf uns und auf sein überaus schönes Städtchen begleitet wurde.

Eines muss man den Schärdingern lassen. Sie wissen was langstreckengebeutelte Radfahrer brauchen und so haben sie kurzerhand an unserem Pausenort einen Pool für uns hin zementiert in dem wir unsere dampfenden Füße abkühlen konnten.

Nachdem sich alle auf die anstehende Nacht vorbeireitet und ihre Stadionstrahler montiert hatten, rollten wir in den Abend, welchem schließlich die Nacht folgte.

Auf der ersten Nachtetappe wurden wir von zwei technischen Problemen ausgebremst. Zunächst hatte Jessis Bidonhalter einen kleinen Freiheitsdrang, welcher schnell unterbunden wurde. Danach führten Schaltprobleme bei Franz zur nächsten Zwangspause. Seine Kette hatte sich fest gefressen und nicht irgendwie, das war die Mutter der verklemmten Ketten. Doch irgendwann kam ein einsames Licht durch die Nacht und wir konnten weiter fahren.

Der Weg führte uns durch Salzburg und weiter nach Kuchl zur Nachtpause. Während wir am Tag doch sehr harmonisch unterwegs waren, so spielten wir auf dem Nachtabschnitt kräftig Ziehharmonika. Aus jedem Kreisverkehr wurde rausgesprintet und irgendwo riss ein Loch auf.

In Kuchl gab es schließlich Pasta und die Gelegenheit etwas die Augen zu zumachen, was ich auch nutze und vielleicht eine halbe Stunde weg döste.

Es folgte der für mich anstrengendste Teil der Elbspitze, die späte Nacht und die Zeit zwischen um zwei und um vier. Bereits auf der Mecklenburger Seenrunde, ein paar Wochen zuvor hatte ich gemerkt, dass dieser Zeitraum der Knackpunkt werden wird.

Und so war es auch, nicht unbedingt Sekundenschlaf aber alles am Kopf war schwer. Die Lieder zogen nach unten, selbst die Ohren schienen sich hängen zu lassen und zogen somit den gesamten Kopf gen Asphalt.

Am Schluss des Feldes bemühten wir uns mit kleinen Liedern munter zu halten. Mein Versuch einen Kanon anzustimmen scheiterte leider unter der Traum vom durch die Nachtrollenden Männerchor mit Solistin war ausgeträumt.

ENDLICH kam die Sonderbergwertung, bzw. zunächst der Tauernpass und während Hoffi und Pleppi vorne weg kurbelten, machten Exxas und ich wieder unser entspanntes Verfolgergrüppchen auf. Recht weit unten im Pass tobten Sirko und Martin an uns vorbei und auf halber Höhe schlossen noch zunächst Franz und danach Frank zu uns auf.

Endlich sah man wieder etwas von seiner Umgebung. Wir waren endlich in den Alpen, das ist mein natürlicher Lebensraum, zumindest fühlte ich mich schlagartig wohl und freute mich auf den Sonnenaufgang, der sobald wir über die Passhöhe drüber wahren aufplatzen musste.

Oben war ich jedoch so beschäftigt mit Wasser nachfüllen, Windjacke anziehen und schließlich meiner Gruppe hinterher jagen, dass der Sonnenaufgang irgendwie unterging.

Nach der Abfahrt vom Tauernpass folgte ein etwas nerviges Transferstück zum Katschberg und danach eben dieser. Ziemlich weit unten verloren wir Exxas und stampften weiter zu dritt dem Gipfel und damit der nächsten Pause entgegen.

Oben angekommen verkündete man uns, „So ihr fahrt jetzt über die Linie und dann dort rechts den Berg hoch“ …

„WAAAAS, WARUM, was ist so falsch an dem Ort hier, was ist dort oben besser“

Uach, also gut, stampften wir auch noch den letzten Anstieg hoch. Oben wartete das Buffet mit Schokomilch und Müsli, gut, das war da oben tatsächlich besser.

Nachdem auch das Grupetto oben angekommen war und damit mein Seesack im Besenwagen konnte ich mich umziehen, in meine Decke wickeln und draußen auf einer Bank noch einmal ca eine halbe Stunde pennen.

Die Hupe riss mich aus meinen Träumen und nachdem alles wieder verstaut war stürzten wir uns in die Abfahrt und nahmen das letzte flache Stück nach Villach unter die Räder.

So langsam machten sich bei den meisten kleine Problemchen breit. Vor allem Jessi wirkte ziemlich aufgelöst.

Vor Villach meldete sich auch mein Körper. Der Blutzucker war inzwischen halbwegs tragbar, allerdings meldete sich stets beim Anfahren das linke Knie. Nicht schon wieder so ein Patella Spitzen Syndrom, braucht man diese dämlich Sehne überhaupt, kann man die nicht durch irgendetwas Robusteres ersetzen?

Es folgte die letzte Pause, es wurde um Jessis Schicksal verhandelt, bis sich Exxas und Stefan ihrer selbstlos annahm (naja, Stefan, der sein Ziel, Letzter zu werden in Gefahr sah)

Der Tag wartete bereits mit Temperaturen auf, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Für mich war klar, „in den Wertungen kannst du eh nix mehr reißen, also mach einen Ruhigen und erfreu dich an der Umgebung“.

Doch vor das Erfreuen hatte Sirko den Wurzenpassen gestellt. Das erste Stück war kein Problem, aber als man um die Kurve kam und sich diese Wand vor einem aufbaute verspürte ich in mir mal so gar keine Lust dort hoch zu fahren, also drehte ich um, fuhr zurück nach Villach und nahm den Zug nach Hause.

Naja, nicht ganz, mit Rücksicht auf mein Knie beschloss ich abzusteigen und auf Wanderschaft zu gehen. Mir gleich tat es Georg und gemeinsam spazierten wir den Berg hinauf. Die Fahrenden waren noch schneller als wir aber nicht viel. Auf einem minimal flacheren Stück hievte ich mich wieder in den Sattel und drückte die letzten Höhenmeter weg.

Auf der Abfahrt bzw. der Anfahrt zum Vrsic-Pass formierte sich eine Gruppe mit Qwerti, Arno, Martin, Georg und mir.

Es begann der mit Abstand schönste Teil der Strecke, abgesehen vom Verkehr. Am Fuß des Vrsic-Passes lockte ein aus Schmelzwasser gespeister See zum Anhalten. Allerdings wollte keiner den Anfang machen und wirklich anhalten, also mussten wir nach oben.

Der Vrsic-Pass war wirklich ganz großes Kino und mit der folgenden Abfahrt durch das Soca-Teil der mit Abstand schönste Teil der Strecke.

Von meiner Gruppe als Erster oben sah ich gerade noch wie sich Franz und Gallo auf die Reifen machten, Gallo fürchtete um Arnos evtl. baldiges ankommen und damit einen erbitterteren Kampf um blau.

Ich wartete also auf Georg und Martin, die nacheinander oben ankamen. Martin gab allerdings bekannt, dass er sein Ding machen würde und wir fahren sollen, also fuhr ich.

In der Abfahrt war ich wieder einmal froh über die Bremsperformance meiner Mavics, denn irgendwann hatte ich nun mal einen Autokorso vor mir und damit schleifende Bremsen. Etwas besorgt die Felgen könnten sich zu heiß bremsen hielt ich kurz an, doch mehr als lauwarm war nicht, großartig.

Es folgt der, schon als so schön betitelte Abschnitt durch das Soca-Tal. Ich war überaus glücklich alleine zu sein und ganz ohne irgendwelchen Druck dort hinunter fahren zu können. Ein Blick nach links lies mich kurz die Fassung verlieren und ich hätte um ein Haar losgeheult ob dieser atemberaubenden Kulisse. Die gesamte Soca entlang hielt ich Ausblick nach einer Stelle, an der ich mich hätte ans Wasser legen und Seele baumeln lassen können. Allerdings habe ich wohl nicht hart genug geschaut und irgendwann kam der Express mit Qwerti, Arno, Martin, Georg, Björn und Bruno, dem ich mich widerwillig anschloss.

Bald offenbarte sich jedoch ein kleines Problem. Es gab kein Wasser mehr. Während am Vrsic noch zahllose Bäche plätscherten, in der Anfahrt zum Mangart nichts und die Organisation hatte es auch versäumt in dem Bereich noch einmal jemanden abzustellen, der einzige Fleck auf der sonst reinen Weste des Versorgungsteams.

In der Anfangssteigung zum Mangart fand ich schließlich ein Bächlein und nutzte die Gelegenheit um mich abzukühlen und die Flaschen wieder zu füllen. Zu allem Überfluss war ich JETZT auch noch unterzuckert. Die gesamte Tour hänge ich im Überzucker fest und jetzt im Finale geht der Blutzucker in den Keller, naja, dem war wohl zu warm.

Also wurde die Pause etwas länger, was ich schon lange nicht mehr kritisch sah. Eine Steigerung zu „Ankommen“ gab es für mich nicht mehr. Derweil zog nach und nach die gesamte Gruppe, mit der ich zuvor unterwegs war an mir vorbei.

Nachdem ich wieder genügend Energie zum Weiterfahren hatte traf ich am Abzweig zum Mangart wieder auf Bruno und Björn, die sich gerade verpflegten. Nach kurzem Gespräch fuhr ich weiter und nahm die letzten Kilometer in Angriff, diese liefen dann irgendwie nur noch wie in Trance ab, es war eben noch ein Berg, noch ein letzter Anstieg der bezwungen werden wollte, die letzte Pflicht bevor man in den wohlverdienten Feierabend gehen konnte.

Kurz vor dem Gipfel schloss ich erneut auf Björn und Bruno auf, welche mich bei einem kurzen Ausflug ins Gebüsch überholt hatten.

Meinen kleinen Versuch n den beiden vorbei zu schleichen macht diese mit einem letzten Schlusssprint zunichte.

Es war geschafft und wenn ich mich nicht täusche kann ich mir zumindest den Titel „Erster Diabetiker, der die Elbspitze unterjochte“ geben.

Oben gab es ein Siegerbier, allgemeine Beglückwünschung und gar nicht mal so tollen Ausblick. In der Ferne zog ein Gewitter auf und vernebelte die Sicht. Oder hab ich den Ausblick einfach nicht mehr war genommen, ach Mist, ich muss wohl nochmal dort hoch.

Während sich die noch oben Verbliebenen um die freien Plätzte in der Schweinkarre kloppten nahm ich die Abfahrt in Angriff, vor der hatte ich schon auf dem Weg nach oben gehörigen Respekt. In einer der ersten Kurven hätte ich fast noch einen Motoradfahrer geknutscht, was der nur mit „HEY“ kommentierte. Selber schuld, was müssen die auch dort hochfahren, sollen sie doch wie jeder halbwegs vernunftbegabte Mensch das Fahrrad nehmen *hust*

Fast ganz unten am Einstieg zum Mangart traf ich schließlich noch auf Exxas und Stefan ohne Jessi, Schade. Aber ich finde die Leistung, die sie gezeigt hat ist zumindest ein DNF light wert, was der Siegerkranz am Abend ja im Prinzip auch ausdrückte.

Endlich im Hotel angekommen, folgten ein kaltes Bad und ein Schläfchen bis zum Abendbrot, bei dem sich dann all Diejenigen, die das Pizza-Menü bestellt hatten diebisch über die freuten, welche sich im Vorfeld für die Lasagne entschieden hatten.

Nach der Siegerehrung ging es sofort ins Bett. Dabei war ich so schnell weg, dass ich etwaige Jubelrufe, ob des belanglosen Sieges Deutschlands über Italien, nicht mehr mit bekam.

Am Morgen gab es noch ein lausiges Frühstück, welches damit endete, dass die Küche kapitulierte und wir machten uns auf den Heimweg.

Was bleibt?

Die ersten Tage überwog bei mir, wahrscheinlich müdigkeitsbedingt, die Enttäuschung, in erster Linie darüber, mich nach so einer Tour doch relativ problemlos bewegen zu können und damit der Gedanke „da wäre mehr gegangen“. Insgeheim hatte ich wohl gehofft, dass meine Beine in den folgenden Tagen so schwer sind, dass ich mich maximal mit den Armen über den Boden schleifen könne.

Jetzt weicht die Enttäuschung so langsam einer gewissen Genugtuung und der Erkenntnis viel für das nächste Jahr mitnehmen zu können, denn so viel ist mal klar, „Ich komme wieder“.

In diesem Sinne

Bis zur nächsten Tour

Euer Mort

Elbspitze 2016 (Steffen)

Alles kommt zu dem der warten kann.

Dieses chinesische Sprichwort ging mir des Öfteren durch den Kopf, obwohl Warten die denkbar schlechteste Trainingsmethode für eine Elbspitze ist.

Die Geschichte meiner ES beginnt irgendwann im Sommer 2013, als ich mich eines Sonntags naiverweise an der Pikardie aufstellte um ausnahmsweise mal nicht allein zu fahren. Dort würden angeblich immer die Picardellics starten. Es kam aber niemand. Und dann doch : Einer mit rotem ES Trikot , oder war es HC ? Ich weiß es nicht mehr. Ich hatte schon schemenhaft von diesem Unternehmen gehört und damit war klar, dass das ein harter Tag werden würde. Was auf dieser Runde passiert ist tut hier nichts zur Sache. Die erwähnte Person war Sirko ! Fortan war ich dauernd online bei Cielab und Elbspitze.

Letztes Jahr habe ich in Kranjska Gora Urlaub gemacht, das Auto war voll aber ich hatte die Hoffnung per Rent a Bike würde was gehen. Vrsic, Mangrt fest im Visier. Aber daraus wurde nichts. Es gab keine Rennräder auszuleihen. Grande Malheur!

Und dann passiert es doch, dass ich im Herbst mitten im Wald an der Bobbahn Sirko treffe und der meint: ES 2016 geht sehr wahrscheinlich zum Mangrt. Hmmmm,  grübel,  grübel. Der Gedanke war gepflanzt und so fuhr ich eine V-Tour nach der anderen mit, was gar nicht so schlecht lief. (Ich hatte heimlich geübt. Viel geübt. ) An dieser Stelle kommt Thomas H. ins Spiel,  der mich gleichfalls ermutigte. Vereinzelte Familienmitglieder erklärten, sie würden nicht mehr mit mir reden falls ich mich da anmelde. Tja, manchmal muss man eben Prioritäten setzen! Einzig meine ältere Tochter sah das ganz trocken. ".....Papa, du machst es doch sowieso ". Sie kennt mich eben. Also noch mehr Training,  Anmeldung,  Distanzrekorde...und 2 Wochen vor dem Start der worst case. Das Knie meldet sich heftigst. Umschläge, Tabletten, absolute Ruhe. Ich bin total frustriert. Die Rücktrittsversicherung ist abgeschlossen aber jetzt aufgeben, sich gar Weichei nennen lassen und ewig den Gedanken haben, dass es womöglich doch gereicht hätte ?

Ich sehe ein, die Vorgeschichte ist unverhältnismäßig lang, für mich jedoch genauso dazugehörend.

Es geht also los. Bereits hier beginnt die Luxusbetreuung durch das Team.

Jens und Holger holen mich 3:50 Uhr von meiner Haustür ab, bemerken mein Self-Made-Taping und mögen sich so ihre Gedanken machen. Ich habe derweil die Befürchtung,  dass ich zum schnellsten ES Aussteiger ever werden könnte. Der Plan lautet: Komm irgendwie zum und über den Böhmerwald, dann weiter sehn. Vorher noch schnell bei Tyler Hamilton nachlesen :"Man muss den Schmerz annehmen " Ahh,  so geht das also.

Die Hochkaräter treffen an der Frauenkirche ein. Kurze Vorbereitung, Ansprache, Foto und ab. Es geht sehr bedächtig los, Schwätzchen hier und da. So vergehen 150km Auftakt. Es ist auszuhalten! Das ist schon mal Grund zur Freude. Erste Pause, ich habe richtig Hunger obwohl es doch erst kurz nach 3 Nudeln gab. Leider muss Christian aufgeben.  Ich kann das gut nachvollziehen. Sehr enttäuschend wenn der Körper nicht will.

Weiter geht's,  super Verpflegung super Diclo.

Vor der 2. Pause die hier schon ausreichend kommentierte Polizeipause, die keinen Erholungswert hatte. Bergwertung , es geht ganz schwer. Aber nicht nur bei mir. Wenn der PBP Sieger neben mir (ja, er war kurz neben mir !) auch flucht, kann es so schlimm nicht sein. Spaßvogel Bruno greift ihm respektlos in den Bremshebel. Faxen bei der ES. Dann wieder futtern was reinpasst!  Dann der erste richtige Berg. Gemeinsam mit Martin S. ,Stephan und Jessica geht es durch den Böhmerwald. Alles sehr kontrolliert. Zeit für Späße , Martin meint er sucht nach ner neuen Sportart. Meister des Understatements.

Auch wir kommen oben an, nichtmal als Letzte. Thomas R stapft ohne  auf unseren Ruf zu reagieren abwinkend in den Wald. ????

Dann wird es landschaftlich noch schöner. Egal ob man nach rechts oder links blickt, überall Postkartenmotive.

Abfahrt Richtung Passau,  ich erkundige mich bei Jens,  noch reichlich km bis zur Pause. Passau gefällt mir super. Da habe ich nebenbei gleich noch eine Sight-Seeing-Tour gebucht ! Die Bergwertung beginnt steil und zieht sich dann ewig. Ich lasse es ruhig angehen und bekomme die Info "Durchfahren bis Marktplatz Schärding". Ein Einheimischer sagt mir wo's lang geht. Fast alle sind schon da und lassen die Wassertemperatur des örtlichen Springbrunnens steigen. Alles Tauchsieder. So eine Pause ist doch recht schnell vorbei. Essen, noch mehr essen, Licht montieren,  Toilette, wieder essen. Abfahrt.

Vor der folgenden Etappe hatte ich gehörigen Respekt,  da ich fast nie im Dunkeln fahre. Jetzt musste das im Pulk funktionieren. Schließlich will man keinen abschießen. Beim Einschalten kurz Martin mit meinem Rumgeeier erschreckt. Das Fotoauto neben uns macht Bilder mit Sonnenuntergang im Hintergrund. Bin gespannt ! Vor lauter Anspannung werde ich kein bisschen müde. Die Aua's bleiben weiter erträglich, was trotzdem bedeutet nicht richtig drauftreten zu können. Dann verabschiedet sich Franz mit Kettenklemmer. Hier muss ich doch unkonzentriert gewesen sein, denn ich konnte Martin nicht beantworten ob er inzwischen wieder reingefahren war oder nicht. Also fährt der vor und gibt Befehl zum Durchzählen. Und richtig, er fehlt noch. Es folgt die Salzburg Durchfahrt. Durch den Ziehharmonika -Effekt wird diese zum  pausenlosen Hinterhersprinten nach den Kreisverkehren und davon gibt es so viele ! So bin ich echt zufrieden und geschafft, als wir die Nachtpause erreichen.  Nach dem Essen kurz auf die Decke, aber nicht Schlafen. 75min sind auch nicht mehr das was sie mal waren !

Für die nächste Etappe gilt es die richtige Kleiderwahl zu treffen und fast alle entscheiden sich falsch, für zu warm. Wahrscheinlich war es auf diesem Streckenteil recht schön, rechts u links der Straße. Aber es war ja dunkel ! Damit ich was zum Denken habe, stelle ich mir vor, ob ich die Begleiter nur an ihrer Silhouette erkennen könnte. Mort immer mit dem Kopf dahin groovend, Martin S.-ein fahrendes Schutzschild, Frank –ein Gent-lehmann auf dem Rad immer elegant, Thomas H. –komplett mit seinem Rad verschmolzen, Sirko-„los Männer !“ Ein richtiger Anführer, Exxas-wozu brauch ich einen Sattel wenns runter geht ! Stephan mit dem krassesten Verhältnis von Höhe zu Breite. Franz-die Ruhe selbst.

Irgendwann  (sehr spätes irgendwann ) wird die Doppelbergwertung freigegeben. Ich zuckle wieder ganz weit hinten rum,  mehr an der Schmerz- als an der Leistungsgrenze. Inzwischen hatte sich der linke Knöchel zu den Alarmzonen gesellt. So ein Körper an der Verfallsgrenze ist schon ein sensibles Gebilde. Vor mir ist kaum etwas als die munter hüpfenden Rücklichter der Kollegen zu sehen. Da fährt man nun einen wahrscheinlich schicken Alpenpass und hat rein gar nichts davon, schon komisch.

Aber dann geht langsam das Licht an (nein, gemeint ist nicht meine Leistung) und umso grandioser das Erwachen!

Ich erkenne Marcus gar nicht weit vor mir, der so langsam seiner heroischen Führungsarbeit Tribut zollt.

Nach der der Wertungsdurchfahrt hängt er mich wieder ab, ich bleibe eben eine Abfahrtsruine. Jetzt war das Navi echt nützlich und wies mir den Weg zum Katschberg vor dem alle mächtig Respekt hatten.  Sehr schnell vermisse ich so etliche Zähne am größten Ritzel. Marcus ist wieder vor mir zu sehen, der kämpft auch wie ein Held und nutzt die gesamte Straßenbreite. Was am Teufelsstein mit 18% noch ging, ist hier nicht mehr drin. Der wenig tröstliche Spruch des  Physiotherapeuten,  dass ein angeschlagenes Knie auch weniger leistungsfähig ist, kommt mir in den Sinn. Aber das will ich gar nicht als Ausrede gelten lassen, denn ich trat drauf mit allem was noch da war. Auch das war zu wenig. Die Absolution vom Chef hatte ich bereits: "schiebste eben mal n Stück " und das ließ sich hier nicht vermeiden. Damit war ich nicht mal viel langsamer als Marcus. Oben nochmals kurz auf den Bock gehüpft, aber nur wegen des Fotos.

In der Pause spielen sich seltsame Szenen ab. Sirko sichtlich fertig und Erstaunliches aus seiner Kindheit berichtend. Hier schweigt des „Dichters“ Höflichkeit. Dass ich so was mal erleben würde! Schließlich bekommt jeder noch ein Zweitherz. Sowas kann schon nützlich sein, leider hat es nicht in meine Trikottasche gepasst.

Die vorletzte Etappe verlief unspektakulär, wenn man mal von der Abfahrt zu Beginn absieht.

Langsam nahm uns die Hitze in Empfang und die letzten Kilometer vor der Pause zogen sich in die Länge. Von wegen 75km !

Auf zum Grande Finale ! Österreich wollte uns nicht so ohne Weiteres ziehen lassen und wehrte sich mit dem Wurzenpass. Als ich sah, welche Radsportgrößen da vor mir abstiegen, fühlte ich mich schon erleichtert und tat Gleiches. Jessica im Geleit von Exxas und Stephan kurbelte an mir vorbei. Was für ein zähes Luder ! Nein, ich hab ganz bestimmt vornehmere Wörter gedacht. Hier kommt jetzt endlich der Moment an dem das gesamte Begleitteam gewürdigt werden muss ! Welch gut geölte Logistikmaschine hier die ganze Zeit im Hintergrund schnurrt kann man erst erahnen, wenn man selbst mitgefahren ist. Danke !

Ich musste also absteigen, Jens kam mir zur Seite gesprungen, schob gar für paar Meter mein Rad und half mir später beim Einklicken. Hoffentlich werde ich jetzt nicht disqualifiziert !

Sonst ist der Wurzenpass nicht weiter erwähnenswert, in der Abfahrt lief ich wieder zur Jessica-Gruppe auf, die gerade im Begriff war sich falsch in Richtung Italien zu verabschieden. Der Emotionsflash kriegte mich zum ersten Mal richtig. Das vertraute Kranjska Gora Bild, nur eben mit dem Rad erreicht, musste dementsprechend fotografiert und nach Hause gepostet Hause werden. So ging es zum Vrsic. Ab hier wollte ich mit den drei schon Erwähnten zu Ende fahren und Zeuge sein wie die erste Frau der Welt die Elbspitze finished.

Daraus wurde nichts. Wenn Exxas Jessica schob und seinerseits von Stephan vorangedrückt wurde, war dieses Dreierbündel schneller als ich, wenn jeder allein fuhr war ich schneller. Also war klar, dass ich hier für Keinen eine Hilfe darstellen würde und so fuhr ich mein Tempo nach oben. Und auch wieder nach unten. Das Soca Tal wollte niemals enden im Gegenwind. Meine Geschwindigkeit lag im blamablen Bereich und darunter. Von einer touristischen Rennradfahrerin wurde ich gefragt, was wir hier machen, mit Startnummern und so. Durch meine Erklärung hatte ich nun wenigstens ein Alibi für dieses Geschleiche. Nach einer Ewigkeit erreichte ich endlich Log, erblickte das Hotel mit Teamfahrzeug und war mir wieder sicher auf dem richtigen Weg zu sein. Die Vorräte an Essen und Trinken gingen dramatisch dem Ende entgegen. Bald würde jetzt der Abzweig zum Mangrt kommen, dachte ich jedenfalls. Aber er kam nicht. Jetzt kann man mich bekloppt nennen aber ich weiß, dass es so war: Das Schild, das ich von Quäldich.de und vom letzten Jahr deutlich in Erinnerung hatte war zu sehen. Na endlich! Und dann war’s wieder weg. Fatamorgana ? Das Navi meinte auch, dass es jetzt genug gearbeitet hätte und war schlafen gegangen, auf dem Handy war es nicht genau zu erkennen, also weiter. War ich so fertig, dass ich vorbeigefahren war ? Bis zum Predilpass konnte es nicht mehr weit sein und da wollte ich gar nicht rüber.

Es hätte keinen perfekteren Moment geben können als plötzlich das Auto mit Holger und Jens auftauchte. Sie schilderten mir den Kampf um Jessicas Finish. Die Trinkflaschen wurden nochmals gefüllt und jede Menge gegessen. Die ersehnte Kurve lag nur noch 200m vor mir.

Das Finale vom Finale begann gleich damit, dass ich die falsche Biege nahm und bald vor einer Holzbarriere stand, so ein Mist wieder eine Minute verloren !

Ab hier war die Straße wieder richtig schön und die Ausblicke wurden immer motivierender. Eine letzte 15% Stelle, dann wieder erträglich. Schon kamen mir die ersten Finisher entgegen und Thomas rief „ Los Steffen, du altes Kampfschwein !“ . Selten habe ich mich von diesen Worten treffender charakterisiert und mehr belobigt gefühlt als hier. Wenig später Franz, der bestimmt mal ein ganz Großer wird, „es kommt nichts Steiles mehr“. Genau was ich hören wollte. Thomas Rex pausierte am Wegesrand und konnte sich noch nicht aufraffen mitzukommen. Und so ging es immer weiter, immer höher, immer schöner bis ins Ziel ! Da jubelte ich nun still vor mich hin, klopfte höflich an der Schweinekarre an und vermeldete dass ich nun da sei ! Weil so eine Elbspitze selbstverständlich eines ordungsgemäßen Zielfotos bedarf, musste ich noch mal 50m zurück fahren, um die Szene zu verewigen.

Ein aufziehendes Gewitter drohte Unheil an ! Ich bekam sogar noch eine dicke Jacke für die Abfahrt. Im Stillen bedankte ich mich auch bei meinem Roß, dass es so klaglos funktioniert hatte, ohne Platten, ohne Kettenabwurf. Ich fahre einen Kilometer runter und - pfffffff.

Liebes Tagebuch ... (Thomas Rex)

Liebes Tagebuch, jedes Mal aufs Neue. Wo fange ich an, wo höre ich auf?

Ich warne Euch vorher. Nur wer Zeit hat liest diesen Roman mit neunundzwanzig Seiten, wer nicht, verschiebt es auf die langen Winterabende vor dem Kamin. Ich denke, nächstes Jahr fällt der Bericht kürzer aus. Aber heuer überwältigen mich immer mehr die Emotionen und die Erinnerungen schreien regelrecht danach, für später sidoliert dokumentiert zu werden.

Ich hab so viele Bilder im Kopf…

Wenn die Erinnerung auch langsam verschwindet,

weiß ich immerhin genau, wo man sie findet.

Also ist die Geschichte zuallererst für mich. Dann für allgemein Interessierte, Rennradler und solche die zumindest ein Rennrad haben oder kaufen wollen, Leute die nicht einschlafen können und solche ohne Fernseher und Internet.

Die Elbspitze fordert und fördert Emotionen. Diese festzuhalten für Zeiten, in der Demenz die Erinnerungen einschränkt oder verklärt – das ist meine Obsession.

Das, was die Elbspitze 2016 ausmachte, ist objektiv. Die technischen Daten der ES sind schlechthin bekannt und im Netz nachzulesen. Aber die aktiven Fahrer wie auch die fleißigen Helfer, jeder hat eigene Erinnerungen. Merkt sich Details, welche andere wiederum nicht registriert haben, anders wichten oder die einfach nicht im Erinnerungsfach abgelegt worden sind. Unterschiedliche Perspektiven führen zu unterschiedlichen Wahrnehmungen. Und so gibt es bei jedem Erlebnisbericht sich Wiederholendes, aber auch Neues. Und das ist gut so.

Vier Dinge sollte ein Mann in seinem Leben gemacht haben:

Einen Baum pflanzen (ich habe sie nicht gezählt).

Ein Haus bauen (zahle für zwei Grundsteuer).

Einen Sohn zeugen (trage beide nicht nur im Herzen).

Einmal die Elbspitze fahren

(Mittlerweile liegen drei der wunderschön designten Radtrikots im Schrank und das vierte Nachts auf der Leine zum Lüften. Seit 2012, nur unterbrochen vom Autofahrer, der mir den fast halbjährigen „Genuss“ von Opioiden und einen neuen Alu-Renner bescherte.)

Wir sind schon eine Crazy-Truppe, oder?

Das Bundesurlaubsgesetz besagt sinngemäß, dass der Arbeitgeber Urlaub zum Zwecke der körperlichen und geistigen Erholung und Wiederherstellung bzw. Erhalt der Arbeitskraft gewähren muss. Und was machen wir bzw. die Helfer? Wir stressen uns, verweigern Schlaf, gehen an unsere physischen und psychischen Grenzen bzw. darüber hinaus (hoffentlich richtig geschrieben). Wir zahlen dafür und sind dann noch glücklich. Die einen vermuten: „Die haben ein Rad ab“ (Metapher-würdig). Wir wissen es besser: Genugtuung, Glücksgefühle, innerer Stolz. Das gibt uns Kraft. O.k., vielleicht nicht gerade die ersten Tage nach der Elbspitze, aber dann.

Wir gehören zu einer ganz ganz kleinen Gruppe von Individualisten, vor uns sind nur noch die RATA’s, RAAM’s, PBP‘s und wie die positiv Verrückten noch alle heißen. Nach uns kommen (mit Abstand) zB. die Flachlandfahrer der Fichkona…(keine wirkliche Alternative). Und eine Prinzessin haben wir auch in unserem erlauchten Kreis schmerzerprobter Ritter der Landstraße.

In der Schule hatten wir Geografie im Klassenraum, mit der ES ist das wie intensiver Freiluftunterricht. Und Dank Schengen geht das ganze problemlos. Gebt mir noch eine Stunde, und ich texte euch weiter mit Phrasen und Lebensweisheiten voll.

Anfang Juni 2016

Ich stehe mit unserem späteren Maillot Jaune - Träger Thomas Hoffmeister im elektronischen Nachrichtenkontakt. Er hat auf der Homepage der ES bereits meine Bedenken im Vorfeld kundgetan, mein ES-EZ-VT-Bericht nennt die Details.

Vorbereitung. Ich weiß wie dieses Wort geschrieben wird, kenne auch seine Bedeutung. Gehört aber nicht zu meinem diesjährigen Lebenslauf.

Keine Märztour in die Alpen, ab Oktober vorigen Jahres bis März keine 500 km monatlich. Ende April dann schmerzindizierte zwangsweise Bein-Krampfader-OP, beidseitig, mit Folgekomplikationen. Alles andere als ‘Vorbereitung’. Und doch ist da die Schmach des Vorjahres. Mein Bericht ist allseits bekannt und öffentlich zugänglich. Ich will das nicht auf mich sitzen lassen. Vernunft fängt auch mit ‘V’ an, siehe Vorbereitung…

Wenn, wäre, hätte, Fahrradkette. Irgendwas läuft immer schief. Es gibt noch einige mehr schriftlich archivierter Erinnerungen. Aber das sind andere Geschichten…

Ich nehme die Erzgebirgs-Vorbereitungstour als Scharfrichter und mache eine Anmeldung vom Erfolg diesen Tages abhängig. Bernsbach 18 zieht den Sauerstaoff aus den Beinen, die befürchteten OP-geschuldeten Schmerzen stellen sich ein. Die harten Fakten sprechen für sich. Oder besser gesagt : gegen eine ES. Und wenn die Trotzigkeit obsiegt, weil Mann sich nicht damit abfinden will, dann kommen weiche Faktoren ins Spiel. Wie zum Beispiel bei den Nominierungen der Triathleten für Olympia in Rio, wenn selbsterstellte Normen nicht erreicht, aber trotzdem teilgenommen werden soll.

Und da ist ja noch Jessica. Ja Jessi, du wirst es vielleicht nicht wissen, aber du trägst eine gehörige Schuld daran, dass ich mich letztlich gemeldet habe! Ich bastele mir eine Argumentationskette. Mache ich immer so. Wenn eine Frau mitfährt, dann wird erstens tempomäßig Rücksicht genommen. Zweitens, man kann auch mit Sozialkompetenz punkten. Drittens: keine Ahnung warum noch. Jedenfalls denke ich, dass das meiner mangelnden Form entgegenkommt.

Ich konnte ja nicht ahnen, dass Jessi so ein furioses Rennen gefahren ist und meine Argumente von vornherein Makulatur waren. Schließlich habe ich eine Reportage zu einer Studie gelesen, welche zu glauben meint, dass der weibliche Körper eigentlich besser für Ausdauerleistungen prädistiniert wäre als der männliche. Kann durchaus sein, dass Jessi eine der Probanden war. Aber das ist eine andere Geschichte…

Und so sitze ich, wie gesagt, vor meinem E-Mail-Acount. Rechts ein Glas gutem Barolo, links die Flasche zum Nachschenken, und M E L D E mich an. Weinselig und der Wirklichkeit entrückt, bestätige ich später Thomas die Anmeldung.

Was habe ich getan? Mit sinkendem Alkoholspiegel wird mir’s bewusst. Doch schon hat es Thomas aller Welt verkündet: Rexer meldet zur ES ! Jetzt ein Rückzieher – geht gar nicht. Ich bin hin und her gerissen zwischen ängstlichen Selbstzweifel und Erleichterung.

Vorfreude macht sich breit, ein Schutz vor den Selbstzweifeln. Und so habe ich vor der ES schon mal gedichtet. Mal sehen, ob es auch so oder so ähnlich kommt. Und was soll ich euch sagen : Im Wesentlichen ja.

Falls ihr diesen Ausfluss meiner dichterischen Fähigkeiten noch nicht kennt :

Ich zitiere vom 13.06.2016:

Der Elbspitzkönig oder

„In Summo Monte Rex“

Wer saust durch die Nacht in voller Fahrt,
das sind die Elbspitzkönige mit ihrem Rad.
Sie pedalieren zusammen in einer Gruppe
An des Nächtens Himmel fällt eine Schnuppe
Es surren die Räder, das Licht flackert,
ein jeder an der mentalen Grenze rackert.
Wer Bergkönig sein will versucht eine Flucht,
für einige ist die Elbspitze wie eine Sucht.
Die Radler sich wünschen endlich Sonnenlicht
Bleib ruhig und zaudere nicht
ich habe doch schon den Katschberg in Sicht.
Ach seht ihr nicht der Berge steile Rampen?
Und Wie die vielen Fahradlampen
des Berges Spitze erklimmen um dann
in rauschender Weise wieder runter zu fahr’n?
Es quitschen und qualmen die Bremsen.
Die Geräusche wecken die schlafenden Gemsen
Mit Müh erreicht der ES-ler die Pause
Endlich zu fassen die erfrischende Jause
Von der Helfern Hände bereitet in dem Tale
Schnitzel, Ei und Obst in der Schale
Damit die Radler tanken neue Kraft
Haben Sie allerei Leckeres herbeigeschafft.
Auf auf spricht Ecki, auf zu neuer Tat
Auf geht’s zur letzten Fahrt.
Ob Wurzen, Vrsic oder Soca,
es geht eh nicht mehr so richtig locker.
Den Mangart erreicht der ES-ler mit Müh und Not
Allerdings der Rexer, Der, der ist Tod.
Doch Tod ist er noch lange nicht,
weil er auf Familie ist erpicht.
Er rüttelt sich, er schüttelt sich
Das Hoch- und Fuschltor ruft, erklimme mich!
Die Sonne übern Großklockner schiebt
Ach wie Thomas diese Schmerzen liebt
Und auf KKK im Salzburger Lande dann
er sich auf Kaspress, Kaiserschmarrn und ein König freuen kann -
und auch auf seine Kinder in zwei Generationen.
Im hohen Alter, kann er sich immer noch schonen.
Ist er auch nicht der König und auch nicht wie Goethe
Spielt er auch kein Klavier oder gar Tröte
Fuck you, was solls
Er ist trotzdem stolz
Verdient er damit auch kein Geld, mitnichten,
macht es ihm trotzdem Spass - das fahren und auch das dichten"

Ähnlichkeiten mit dem Erlkönig sind nicht zufällig, aber gewollt

Plagiatsvorwürfe werden bedenkenlos bestätigt

Manche haben Pulsmesser, lesen die Frequenz ihres Herzens, reden von Watt am Berg, Korrelationskurven, Grundlagenbereich im oberen Level, Entwicklungsbereich und Intervalltraining, Vmax, Strava-Streß und KOM. Ich muß nicht unbedingt bei Wikipedia nachschlagen, um zu wissen, dass mein Leistungs-Körpergewicht-Faktor steigerungsfähig und steigerungsnotwendig ist. Doch dafür benötigt man(n) Talent, Zeit, Plan und Disziplin. Für’s Talent bin ich zu alt, Zeit ist begrenzt, mein Plan ist teilzunehmen und was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmer mehr (Essen-, Vernunft-, Regenerations- und Genuss-disziplin). Schon Anette aus Louisiana hat davon gesungen: „ Ich will doch nur fahren…“ (leicht abgewandelt, a.d.R.).

Körpergewicht ist eh ein heikles Thema. Ich bin da eher der Ulrich-Typ (für die Jüngeren unter Euch : der letzte und einzige Tour de France-Sieger mit (ost)deutschen Wurzeln). Immer etwas zuviel auf den Hüften. Selbst bei intensiverem Radfahren. Hilft bei Regen und Schnee, ist kontraproduktiv bei Hitze. Wenn nicht schon ausreichend Kilometer, dann wenigstens bewußt radsportspezifisch Essen. Für mich die Königsdisziplin. Und da steckt schon das Wort « Disziplin » drin. Genetisch und der Umwelt geschuldet bin ich eher der Bäcker-Typ. Kuchen ist für mich wie Grundlagentraining. Ich zwinge mich im Vorfeld der ES, mit zugegeben leichten Rückfällen. Mein Haus- und Hof-Bäcker (u.a. Olympiasieger 1980 im legendären Dresdner Ruder-Vierer mit Navigator (Steuermann)), erwägte schon, einen Angestellten zu entlassen. So ähnlich wie in der Auto-Tankstellen-Werbung für sparsame Motoren…. Mittlerweile hat sich das Thema entspannt, wir grüßen uns nun wieder des öfteren. Am Ende habe ich wenigstens mein Gewicht gehalten…

Die unmittelbaren Tage vor dem Freitag laufen wie jedes Jahr ab. Fünf Tage vorher stellt sich eine leichte Erkältung und Erschöpfung ein, Zeichen für zuviel Nachholen-wollen und die Nervosität bei gedacht und tatsächlich zu geringem Leistungsvermögen. Schlaf wird sowieso überbewertet, eine typische Selbstschutzbehauptung von dem mitzraadd.

Apropo mitzraadd. Nur nochmal zur Klarstellung: Seitdem meine Schwiegertochter vor langer langer Zeit scherzhaft meinte, ich käme immer mits Rad auf Besuch in Austria, habe ich den privaten mitzraadd@gmail – Acount (falls ich im Alter dies vergessen haben sollte, hier fürs Gedächtnis-Archiv).

Donnerstag Abend, Spaghetti all can you eat. Auf dem Weg von der Schlafstelle in Dresden Prohlis zur Frauenkirche so kurz vor halb fünf morgens, ich will eigentlich nur meine Ruhe haben, treffen ich und meine aufgeregt und permanent quasselnde Frau - Sabine heißt Sie nach wie vor – im Großen Garten Lehmann’s Frank mit gleichem Ziel.

Frank, ebenfalls Dauergast bei der ES, hat in den Jahren still aber stetig sein Leistungsvermögen gesteigert und somit, nicht ganz, aber doch überraschend, den zweiten Platz eingefahren! Und seine Frau war dabei! Ich möchte auch nochmal so jung sein.

Scherz beiseite, Respekt und Glückwunsch. 2015 ‚durfte‘ ich auf Grund der Schmach, Björns Ehefrau in seinem Seat entlasten. Dieses Jahr mußte Franks Frau, was die Sandra ist, als Begleitfahrzeug mitwollen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie nächstes Jahr wieder ruft: „ Ich will…mir die Nacht um die Ohren schlagen, in fremden Landen allein durch die Wälder „irren““. Da 2016 entgegen der Tradition fast alle durchkamen, hatte Sandra mit ihrem Passat nicht das Glück wie der Seat 2015.

Frauenkirche, Bruno war der Erste am Freitag früh – sagt er. Christian war der Erste im Bus. ThomasH zuerst auf dem Mangart. Was blieb mir da noch? Ach ja, ich war der Erste in Italien und zurück in Österreich, aber das ist eine andere Geschichte.

Frauenkirche, freudiges Hallo und Händeschütteln. Alte Bekannte, neue Gesichter. Als Externer ES-Mitarbeiter fungiert Robert, auch ES-ler, RATA-Rekordgewinner und erfolgreicher Titelverteidiger sowie Guinness-24 Sunden Höhenmeter-Weltrekordversucher. Er wird den Liveticker bedienen. Und hier eine kleine Kritik. Meine sich interessierenden Arbeitskolleginnen (ihr habt richtig gehört, ein Hahn und sieben plus zweieinhalb Hühner) sind nicht alle bei Facebook.

Besondere Freude: Opa Jens gesellt sich zum Betreuerteam, ständig auf Achse um uns unsere Wünsche schnellstmöglich zu erfüllen. Auch die, welche wir noch gar nicht kannten. Und Rainer, der alternde Columbianer. Er hat es sich nicht nehmen lassen, genau wie andere ES’ler der Vorjahre, uns an der Frauenkirche zu verabschieden. Eine tolle Idee, vor allem aber auch seine Statement: Ich komme wieder!!! Rainer, wir nehmen dich beim Wort! Und nochmal zu Opa Jens: Seine Bedenken: Nicht die Länge, nicht die Berge, sondern das hohe Grundtempo. Natürlich ist das für alternde Radheroen ein Thema und ist bekannter-maßen voriges Jahr Rainer zum Verhängnis geworden. Auch ich hatte ja Bedenken deswegen.

Hallo, wir sind zwar Hobbyfahrer über Fünfzig, aber immer noch leistungsfähig. Auch ohne Carbon, Lightweight und und und. Wäre das nicht ein Traum: Rainer, Opa Jens, Rainmar, mitzraadd und neue Master-Mitstreiter (zB Arno, Steffen) jagen Gallo, welcher sich mit Sam ein Duell um Blau liefert. Und die sich belauernden Master verlieren auf Grund taktischer Geplänkel das Grand-Master-Trikot an einen über sich hinauswachsenden aus unserem Gruppetto. Wie Cummings am 18. Juli 2015 bei der Tour im Lande der Fast-Europameister. Oder aber wir verlegen die Elbspitze in den Winter. Dann würde wohl meine Leidensfähigkeit als nordischer Typus die Kräfteverhältnisse anders darstellen (Man muß nicht gut sein, nur besser!).

Immer wenn es am schönsten ist, werde ich wach…Genug geträumt, weiter geht’s mit dem, was bisher geschah.

Wie gesagt, ne Menge Neuer am Start. Und die alten Hasen. Björn kann nicht anders, Georg der Bärtige, Model bei Brüggelmann, hatte Blut geleckt. Stephan, wie voriges Jahr relaxt, genauso wie Martin der Große. Bei Sirko bin ich mir nicht klar, was sein neues Thema, Triathlon, mit seiner Radform für die Trikots bewirkt hat. Wilier-Horst ist ebenfalls Dauergast, Rainmar war mit seinem geliebten Esel schon 2012 dabei. Und dann ist da noch Markus der Kernige. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und auch die fleißigen freiwilligen Helfer, Fotofritzen und der Chef haben bekannte Gesichter.

Hoffi gibt sich eine Kriegsbemalung, so ähnlich wie die Aborigines, wenn Sie auf Leguane jagen (habe auch Krokodile Dundee gesehen). Könnte aber auch ein Weißer unter Massai sein. Es wird schon eine radspezifische Begründung geben.

Da Sam verhindert, gilt Gallo insgeheim als Grand Master- Favorit. Und ich mutiere zum Alterspräsident des Pelotons. Nicht, dass es dafür Bonuspunkte gibt oder ein hellblaues Trikot, ich wollte es nur mal für die Nachwelt erwähnt haben. Obwohl, würde gut passen zur weißblauen Bibshort, der blauen Windjacke, dem weißblauen Helm, den Radschuhen mit Blaustreifen und den blau angehauchten Bügeln der Brille. Ich bin ja nun wirklich nicht eitel, aber vorbereitet…

Falls ich bisher oder folgend von Leuten schreibe, welche sich an die Situationen nicht erinnern, und andere meinen, dass Sie es waren - Sorry, nicht nur mein Namensgedächtnis lässt mich manchmal im Stich.

Nach dem obligtorischen Foto (ich stelle mich hinter Jessi, da kann ich sicher sein, das ich zu sehen bin) und der neutralen Zone um die Frauenkirche geht es endlich gegen fünf in der Frühe los.

Sten, der Dominator 2012, begleitet uns wie gewohnt bis hinter Dippswalde. Viele verstecken, gerade in der Anfangszeit, ihre Nervosität in lautstarken Gesprächen mit dem vorderen, hinteren, oder Nebennachbar oder allen zusammen. Ich komme mir vor wie beim Friseur… Als für normal „einsamer Wolf“ etwas gewöhnungsbedürftig.

Auf altbekanntem Terrain geht es via der ersten Pause auf dem legendären Parkplatz vor Klatovy weiter durch Plzen. In Elbspitzkreisen auch als die Stadt der tausend roten Ampeln bekannt, kommen wir dieses mal doch recht zügig durch und nähern uns Dank ordentlichem Tempo mit deutlichem Zeitpolster der zweiten, der Nachmittagspause bei Kilometer 255.

Besondere Vorkommnisse:

Erstens, jedwede Möglichkeit wird genutzt, um sich nicht herausgeschwitzter Feuchtigkeit am Straßenrand zu entledigen. Einige tuen sich dabei besonders hervor. Die besagten Personen wissen, wer gemeint ist. Ich dagegen tue mich damit schwer und rätsele, was das zu bedeuten hat. Wenn ich nach fünf Männerbier immer noch nicht die Örtlichkeit aufsuchen muß, dann kann mein Körper erfahrungsgemäß an diesem Abend ne Menge Alkohol abbauen. Ich bin mir nicht sicher, ob dies eins zu eins auf das beim Radfahren-ISO trinken -Wasser lassen übertragbar ist. Und dann stellt sich noch heraus, dass die Giant-Hose trotz asiatischer XXL wohl zu klein bei großer Tour ist. In ungünstiger Lage eingezwängt, spür ich beim Halten des „besten“ Stücks nichts. Wie ein Fremdkörper liegt das Stück Fleisch in meiner Hand. Zum Glück liegt im Pausen-Seesack eine Ersatzhose. Um es vorweg zu nehmen; inzwischen ist es nachweislich wieder so wie es sein soll.

Zweitens, interessiert sich die tschechische Executive in Form mehrerer Zivilfahrzeuge und solchen mit permanenten Blaulicht für unsere Kolonne und die Fahrweise als Zweierreihe. Die Zwangspause, eh kurz vor der regulären Kaffeepause, zieht sich in die Länge. Verständigungsprobleme ob unterschiedlicher offizieller Landessprachen, unterschiedlicher Straßenverkehrsordnungen (oder wie das bei den Tschechen heißt) und wahrscheinlich auch Zuständigkeiten innerhalb der Uniformierten lässt unseren Zeitenvorsprung gen Null schmelzen. Irgendwann heißt es dann, einer von uns hat sich als Sprachtalent geoutet und konnte die Situation soweit klären.

Kurz vorm Böhmerwaldanstieg dann endlich Pause, nachdem dieses mal die Defekt-Hexe auch mich aufgesucht hat. Ohne besonderes Ereignis höre ich plötzlich ein leichtes Zischen am Vorderrad. Schleift ein Stück Laub zwischen Reifen und Gabel? Ist es mein Nebenmann, der Luft ablässt? Nein. Defekt. Dank professionellem Begleitteam a la Profimannschaft ist schnell ein neues Vorderrad verbaut und ohne größeren Zeitverzug geht es weiter.

Unser Presseauto. Wie bei der Tour, dort allerdings die Motorräder, versucht Sandra als Fahrerin und ihr Beifahrer, unser Haus- und Hof-Fotograf Rene, unter Negierung der allgemeinen Regeln des Straßenverkehrs, laufende Bilder zu schießen. Ich bin gespannt auf eben diese Bilder.

Pause, endlich Kuchen. Eine Lecke für mich als Bäckertyp. Und Melone! Zwar ist es bei weitem nicht so heiß wie im Vorjahr, aber warm ist‘s trotzdem. Und anders als wie im Vorjahr am Ossiacher See (Link zum Erlebnisbericht 20158, vorletztes Kapitel; „Ausgehungert und leicht dehydriert nehme ich die Melone und zerbreche sie wie ein Affe mit Hilfe des Bordsteins. Ich reiße das Fruchtfleisch mit den Zähnen und den Fingern aus der in mehrere Teile zerbrochenen Melone, saufe die Cola und überschütte mich mit den Wasserflaschen. Danach sehe ich aus wie ein „Penner“ und lege mich ins Gras“) verdrücke ich gesittet mehrere Stücke des köstlichen roten Fruchtfleisches.

Melone ist ein ideale Art, Flüssigkeit aufzunehmen, besteht Sie doch in der Regel zu 95% aus Wasser, enthält Antioxidantien und fungiert als Radikalfänger, was wiederum irgendwas mit Sauerstoff zu tun hat. Egal wie das alles tatsächlich wirkt und zusammenhängt, rundherum also gesund. Und wisst ihr, wer der Träger schlechthin für diese positiven Antioxidantien ist: Kaffee! Wußte ich doch, als Kaffee-Junkie lebt man gesund. Deswegen auch bei jeder Pause den herausgeschwitzten Kaffee mit etlichen Bechern nachgefüllt.

Unsere Semi-Profis dagegen mischen sich in den Pausen ihre ganz persönlichen Mixturen in die Flaschen. Nichts für mich, nur zusätzlicher Stress.

In der Pause wird auch noch das Trikot gewechselt. Vor allem die Oberarme zeigen eine scharfe Abgrenzung zwischen unter dem Trikot und der Sonne ausgesetzt. Man könnte denken, Teile des Armes haben ihren Ursprung in Schwarzafrika. War das weiße Zeug von Hoffi früh um fünf etwa Sonnencreme. Wenn ja, hat er alles richtig gemacht und ich es unerwarteter Weise versäumt. Sonnenbrand wird zum Thema, aber das ist eine andere Geschichte.

Jens, unser flinker und allgegenwärtiger Helfer wuselt zwischen den Fahrern, füllt Flaschen, pumpt Luft, hilft beim Sachen packen, wechselt meinen Schlauch, das ich wieder mein Vorderrad, systemidentisch mit dem Hinterrad, zwischen den Gabelenden befestigt habe.

Und schon geht es weiter. Keine Anzeichen von Schmerzen oder Krämpfen. Der Kopf klar. Voriges Jahr hatte ich meiner Fahrweise, Mangeltrinken und der Hitze geschuldet, die zweite Pause gar nicht erreicht. Wohl klassischer Hitzschlag.

Heuer sieht alles gut aus. Es geht zum Böhmerwaldanstieg, die Gegend als ausserordentlich sehenswert gepriesen. Jeder wählt sein Tempo, ausser die „Verückten“, welche dem Anderen das Schwarze unter den Fingernägeln nicht gönnen und die Bergpunkte sammeln wie andere Konsummarken. Dank einfacher technischer Ausrüstung weiß ich zu keinem Zeitpunkt auf welcher Höhe ich mich befinde, noch wie weit es bis zur Bergwertung ist.

Ich bin noch im Wald. Hinter mir bilden Jessi und Co die letzte Gruppe. Plötzlich Übelkeit. Wie aus dem Nichts. So ähnlich wars auch voriges Jahr, nur heftiger. Der Magen drückt in Kompressionswellen auf den Sattel. Rechts ran und rein in den Wald. Die Nachzügler erkundigen sich wenig später nach dem Befinden und entfernen sich allmählich. Ich entkleide mich Dank der Radhose und kauere mich hin. Sacht kitzeln die Waldfarne meinen Hintern. Ich schaue mich noch um, dass ich später dann nicht Brennnesselblätter erwische. Aber nichts passiert, die Schließmuskeln verweigern ihre Arbeit oder verrichten Sie konsequent. Je nach Sichtweise. Jedenfalls befolgen Sie nicht die Kopfbefehle. Unverrichteter Dinge und mit leichten Verdauungskrämpfen erreiche ich wieder die Straße und quäle mich weiter bis zur Bergwertung. Dort wird auch auf den letzten gewartet. So ist es Brauch.

Bei solchen Päuschen (Bergwertung) ist das so eine Sache. Die, die vor Kraft strotzen, brauche und wollen diese Mini-Pause eigentlich nicht. Und die, welche nicht mehr ganz so frisch, für die ist das Päuschen kürzer.

In der kurzen Zeit der Pause verdünne ich mit Wasser pur den Mineralienhaushalt weiter. Eine Flasche mit ISO und Salzpriese, eine Flasche mit Wasser zur Kühlung und für den Geschmack im Mund. Manchmal verwechsele ich die Flaschen, schütte ISO über Beine, Kopf und Nacken. Nicht nur die Faszien sind verklebt, auch auf der Haut wird es klebrig. Weiter geht es im Böhmerwald, wie angekündigt auf für Autos gesperrter Straße Richtung Bayern. Ich ahne Schlimmes. Sollte etwa alles jenseits der 300 nicht mehr für mich gemacht sein? Körperlich und mental breche ich ein. Wie befürchtet, ein stechender Schmerz im rechten Oberschenkel. Männer und Frau reduzieren das Tempo, das hilft nur kurz. Ein stechender Schmerz im Linken, der rechte Oberschenkel geht in die Dauerschmerzphase über.

Stopp! Nichts geht mehr. Ich kämpfe mit mir, ich will nicht schon wieder aussteigen müssen. Die Gruppe hält, ich versuche kurze Stücke zu laufen, vielleicht hilft es. Wieder rauf, ich werde teilweise geschoben, um nicht bei dem geringen Tempo vom Fahrrad zu fallen. Zum Glück habe ich die dunkle Brille auf. Keiner sieht meine tränenerfüllten Augen. Zuerst vom Schmerz, dann auch noch von der Enttäuschung. Aber schließlich mußte ich ja aus der Erfahrung der Vorbereitungstour heraus damit rechnen. Bei der VT war Bernsbach der Auslöser für den OP-indizierten Schmerz. Der Böhmerwaldanstieg aber, deutlich länger zwar und mit mehr Höhenmetern, hat keine 18% Rampe, ist eher ein Rollerberg. Und trotzdem ist es passiert. Gerade mal ein gutes Drittel der Strecke geschafft, 450 km und die richtigen Berge warten noch. Und schon am Limit!

Eins hatte ich mir im Vorfeld geschworen. Wenn du die Gruppe nur noch aufhalten würdest, oder sogar erstmal gar nicht weiter kannst.

Ich steige nicht in das Auto!!!!!!!!

Nein, in das Auto steige ich nicht!

In der Trikottasche, neben Gel, Riegel, Matschbanane und Apfel ein Notfallset. Krankenkarte, Ausweis, 30 Notfalleuro, geladenes Handy, Aufstellung der Pausenorte und Telefonnummern (Roadbook). Fein säuberlich schweißgeschützt eingepackt in einen Gefrierbeutel. Von dort aus nach Passau und weiter Salzburg, Villach und nach Slowenien kann man sich eigentlich nicht verfahren. Im Vorjahr (erinnert ihr euch an Linz) wäre es komplizierter ohne Karte und Garmin geworden. Spätestens am Sonntag zum Frühstück sollte ich im Mannschaftshotel sein, um mir meinen Rucksack abzuholen. Das war Plan C.

Aber ich hatte mehr Glück als Rainer 2015. Da kein Begleitfahrzeug uns bis Deutschland folgen konnte (Sandra hatte es versucht, der Poller war zu mächtig, das Auto ohne ausreichend Bodenfreiheit) schleppte ich mich weiter. Immer noch verwässerten mir die Tränen die Sicht auf die Natur. Und dann ging es nach Passau, tendenziell und stundenlang bergab. Der Körper hat wahrscheinlich gemerkt, dass es keine Alternative gab und begann wieder, vorsichtig, zu funktionieren. Möglichst immer in dritter, vierter Reihe, um bei Wellen nicht den Anschluss zu verlieren. Denn das Tempo, dem Höhenprofil geschuldet, sank selten unter die 40. Wieder und wieder höre ich in mich hinein. Spüre die punktuellen Schmerzstellen. Immer wieder werde ich von meinen Begleitern gefragt ob und wie es geht. Was sollte ich sagen? Es ist schon erstaunlich, was alles noch möglich ist, wenn man eine solche Phase, wie auch immer, übersteht. Jeder hat mal bei einer solchen Dauer einen Hänger. Wenn ich meinen schon weg habe, dann sollte es mir Recht sein. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zum für mich wiederholten Male passieren wir Passau. Immer wieder ein wunderbares Panorama, die alten mächtigen Bauten, die Donau, an der wir eine Weile entlangfahren, bevor wir den Fluss queren, um, von Passanten erstaunt beobachtet, das Donautal zu verlassen. Natürlich nicht an der Inn entlang nach Schärding, sondern eine Bergwertung ausfahrend.

2012 hieß diese Vichtenstein und war meiner Erinnerung nach schwerer. Doch dieses mal hatte ich dieses eine negative Ereignis wenige Stunden vorher. Vorsichtig teste ich den Anstieg, welcher anfänglich steil, aber dann eher moderat ausfällt. Es geht, langsam zwar und ängstlich, aber stetig. An der Bergwertung halte ich nach Wasser. Da kommt doch tatsächlich noch Steffen nach mir, Rainmar, Jessi und auch noch Horst. Ja was soll das denn. Rauf auf den Bock und hinterher. Überhole Horst, doch der fährt weiter sein Tempo. Überhole Jessi und nehme Sie ins Schlepptau. So erreichen wir Schärding in Oberösterreich, eine hübsche Kleinstadt, geprägt vom mittelalterlichen Salzhandel. Und wechselnder Zugehörigkeit. Kurzform: Krieg, Friedensverhandlungen, Bayern. Wieder Krieg oder Schulden, wieder Verhandlungen – Habsburger, und so weiter und so weiter. Man bin ich schlau, manchmal schon Klugscheisser genannt…

Abendbrot am Schärdinger Marktbrunnen. Ungefähr die Hälfte des Weges ist geschafft. Das Wetter passt, das Brunnenwasser kühlt die Beine. Am liebsten hätte ich, das einer mich, am Brunnenrand sitzend, rein schubst. Oder ich tue einfach so. Allerdings werden wir von den Heimischen ob unseres Aufzuges teilweise argwöhnisch beobachtet und so lasse ich das. Ein Gruppe deutscher Radfahrer dinieren auf dem sehr schönen Marktplatz bei Wasser, Kaffee, Cola, ISO, lecker Nudelsuppe und Wiener. Alex hat wieder aufgetischt.

Rennräder nachttauglich machen und los geht es in die laue, angenehme Nacht durch Oberösterreich, eins von drei Bundesländern, das wir im dritten Euro-Land unserer Tour queren. Ich persönlich quere an diesem verlängerten Wochenende derer fünf Bundesländer, aber das ist eine andere Geschichte.

Nachtfahrten stellen für mich per se kein Problem dar. Das ist wie Regen oder Schnee. Es gibt zwar schönere Zeiten Rad zu fahren, aber mich juckt das weniger als viele andere. Das ist wie bei der Steuerberaterprüfung. Du musst nicht unbedingt gut sein, du mußt nur besser sein als die anderen. Und Schlaf wird eh überbewertet…

In der Nacht, die Lightweight‘s zippen, die Mavic‘s surren, die Messerspeichen schneiden die Luft, passieren wir Pausenorte früherer Elbspitzen. Ich erkenne die Ortsdurchfahrt Mauer-kirchen, den Abzweig hoch zum Sportplatz. In Elsbethen kurz nach Salzburg war auch schon mal die Nachtpause. Die nächtliche Ortsdurchfahrt durch Salzburg, wieder ein mehrfaches Hallo anderweitig beschäftigter Nachtschwärmer. Und dann Kuchl, die elend lange 70 Minuten-Nachtpause. Einige versuchen zu schlafen, andere wollen nur kuscheln. Ich kann so was nicht. Ich meine, in der Gewissheit alsbaldiger Weiterfahrt bräuchte ich viel zu lange um in den entsprechenden Modus zu wechseln.

Endlich geht’s weiter. Wir passieren Bischofshofen. Nochmal in mich reingehört. Von hier aus, einfach nur rechts abbiegen und in ca. 70 km wäre ich bei den Kindern. Oder, ich biege mit den anderen Links ab, nehme die restlichen ca. 270 km zum Mangart + die weiteren 210 retour ins Pinzgau und bin ebenfalls bei den Kindern. Die Entscheidung fällt nicht schwer, zumal die Beine erstaunlicherweise gerade schmerzresistent sind. Und weil ich große Teile des jetzt kommenden noch nie mit dem Rad befahren.

Auf geht’s nach Obertauern. Wieder fährt jeder sein Tempo, bis auf – ihr wisst schon. Es bilden sich kleine Grüppchen gleichgerichteter Interessen. Im Anstieg ist Gallo bei mir. Er kennt die Strecke. Erstmal moderat ansteigend, dann flach und zum Schluß wird’s richtig steil. Ich pedaliere und warte auf das avisierte Flachstück. Was ist das? Am Straßenrand steht ein Wimpel, sieht genauso aus wie der Bergwertungswimpel der Elbspitze. Und die beiden Männer, hat Ecki einen Doppelgänger? Und auch das geparkte Auto, es hat ein Dresdner Nummernschild! Das war Sie also, die Bergwertung Obertauern. Gallo hat mich nicht veräppelt, er erklärte mir nur die Topographie der Doppelbergwertung einschließlich Katschberg.

Also weiter, Jacke über für die Abfahrt und Pullerpause, rolle ich gemütlich ins Tal. Gallo, Björn und ich glaube Bruno oder so, oder Franz oder? (Ihr Neuen: Wenn ihr wollt, das ich mir eure Namen und Gesichter einpräge und zuordnen kann, dann müßt ihr nächstes Jahr wiederkommen) rasen von Hinten an mir vorbei. Ich versuche wieder ranzufahren um im Flachen (O-Ton Gallo) nicht allein im Wind fahren zu müssen.

Mein Vorderrad scheint in der rasenden Abfahrt zu schwimmen, das Hinterrad fühlt sich seltsam weich an. Habe ich doch zwei Tage zuvor, vollkommen untypisch für mich, dass, die Verschleißgrenze deutlich überschritten, Vorderrad gegen ein neues ausgetauscht. Und als LRS auch gleich noch das Hintere. Ich merke nun, das die Mavics sich wohl anders als die Original-Giants anfühlen. Und ob ihr es glaubt oder nicht. Auch die Bremsgummis sind neu!

Habe ich in meinem kleinen Vor-ES-Gedicht noch vom Katschberg geschrieben, liegt er nunmehr vor mir. Dieser eigentlich alternativlose Übergang vom Lungau im Salzburger Land nach Kärnten. Mitzradd lassen die Österreicher nicht durch den Tauerntunnel.

Mit permanent 15% bäumt sich die Passstraße vor uns auf. Arno geht beizeiten in den Serpentinen-Modus über und sammelt Zusatzkilometer. Ich lasse wenig später die anderen ziehen und nutze ebenfalls die gesamte Straßenbreite. In dieser frühen Morgenstunde (fünf/sechs, keine Ahnung) geht das verkehrstechnisch auch problemlos. Kurz vorm Gipfel (woher soll ich das den Wissen?) fordern die 15 ihren Tribut. Zuviel für die Innenseiten der Oberschenkel. Alte Stelle, gleiche Schmerzen. Kurze Auszeit, mit Dehnen der Versuch dem entgegen zu wirken. Und plötzlich bist du oben auf gut 1.600 Metern überm Meer. Und es ist Frühstückspause.

Und wieder wartet Kaffee (Antioxidantien!) Cola, Wasser und ISO auf mich. Warmes leckeres Schnitzel auf Schnitzel wird verputzt. Alex und seine Helfer enttäuschen ein aufs andere mal nicht. Wie erwartet. Der Großteil ißt noch oder hat schon. In vielen Gesichtern sieht man die Strapazen der Nacht. Bei den Alt-ES’lern kenne ich diese teilweise entrückten und wirren Blicke ja schon. Und so erschreckt mich der Anblick des im Flur des Tourismus-Büros vom Örtchen Katschberg zusammengekauerte Sirko nicht wirklich. Auch Hoffi’s Gesichtsausdruck in der Früh ist mir bekannt. Zum Glück ist kein Spiegel zur Hand…

Nach und nach kommen weitere Fahrer. Ich habe nicht darauf geachtet wer noch hinter mir ist, der Letzte war ich jedenfalls nicht. Jessi kommt. Respekt, Respekt, Respekt. Ich kann mich da nur wiederholen. Langsam zwar, aber stetig bezwingt Sie auch den Katschberg. Mittlerweile sind wir 24 Stunden unterwegs und wieder mit einem Vorsprung auf den Zeitplan. Nach dem Roadbook sind wir so bei 585, also kurz vor der 600 Kilometermarke, also nur noch läppische 160 km bis zum Mangart. Ich glaube erste Tränen im Gesicht von Jessi zu sehen. Freude noch dabei zu sein? Tränen der Erschöpfung? Oder eine Mischung aus beidem? Nur Sie allein weiß es.

Ach ja, die Bergwertungen. Voriges Jahr (meine Schmach, ich wiederhole mich) durfte ich den epischen Sprint zwischen Lars und Piegsa in Hohentauern erleben. (Weiß immer noch nicht warum sein Spitzname Rapha-Pussy). Als Aktiver habe ich die Bergfahrer nur am Fuße des Berges gesehen. Und so wie Hoffi drauf war, habe ich dann nur gefragt wer Zweiter und Dritter geworden ist. Die Frage nach dem Winner stand nicht. Und nun. Nun mußte ich im Rahmen der kurzen Live-Siegerveranstaltung der Sonderwertung Obertauern/Katschberg erfahren, dass dieses Wertungstrikot an Thomas Plep gegangen. Wie ich also auch ein Thomas, aber eben nicht Hoffmeister. Etwas ungläubig klatsche ich für TP Beifall. Hat etwa TH zum Schluss zurückgezogen, um nicht als Kannibale tituliert drei Wertungstrikots zu holen? Und wenn ja, wer weiß denn, ob TP im Zweifel nicht auch noch schneller hätte können. Wir werden es nicht erfahren. Ist aber auch egal. So eine ähnliche Diskussion gab es glaube ich auch voriges Jahr, als Lars gewonnen hat. Verdient ist verdient. Punkt.

Wieder vereint und gestärkt geht es hinab nach Kärnten, durch wilde Flusstäler, bis zur letzten Pause. Es wurde deutlich, dass alle durchschnaufen wollen oder müssen. Die sonst so selbstverständliche Führungsarbeit (Hallo Markus) stockt. Jetzt müssen die Guides selbst ran. Und auch ich befinde mich plötzlich ganz vorne. Gute 12 Stunden vorher noch im Arsch ziehe ich nun zusammen mit Sirko eine Weile am Horn. Sirko gibt ihn mir den einen magischen roten Punkt, der mich am Ende als 17. von den Nullern unterscheidet. Jetzt kann ich es ja sagen. Jawohl das war das Minimalziel.

Finale Pause. Gleich vorneweg. Die war gefühlt zu kurz. Erstaunlich wieviel Zeit vergeht, wenn man(n) (oder Frau)

- sich erleichtern will und muß

- Salben und Creme auftragen

- Getränke fassen, Essen fassen, in Echtzeit essen und trinken

- Umziehen, Sachen verpacken, entscheiden wo man den Seesack will, oben auf dem Mangert (Trockene von 2.000 Meter überm Meer Runter-Fahrsachen) oder im Hotel.

Jessi muß entscheiden, ob Sie sich die Original-Strecke mit Wurzen und Vrsic oder die „Lightvariante“ wählt. Alle hoffen, dass Sie finisht. Und viele reden auf Sie ein, das volle Programm durchzuziehen. Stephan und Marcel wollen ihr dabei selbstlos helfen. Wir können nur vermuten, dass Sie bei der Lightvariante den Mangart bezwungen hätte. Doch letztlich hat Sie entschieden. Ein wenig ist Sie aber auch genötigt worden. Die Psyche ist da noch nicht vollständig erforscht, vor allem in einer solchen Extremsituation.

Und so hetzen wir 85 km vor dem Ziel. Hände voller Creme wandern in die Hose, in den Schritt, und massieren mit kreisrunden Bewegungen so manchen Hintern und Beugefalten. Bruno schwimmt nach eigenen Aussagen regelrecht auf einem dicken Film. Er prüft nochmal sein Salzdepot, in dem er die Pads seines Helmes drückt.

Und dann geht sie los, die finale Phase am Samstag vormittag.

Zuerst Wurzenpass. Wer hat sich den das einfallen lassen? 18% Steigung auf einer gefühlt elend langen Strecke, ohne Serpentine. Erinnert mich etwas an Hirschbichl, wie damals 2014 plötzlich diese Wand vor einem Stand. Beim 30% Hirschbichl konnte man aber das Ende zumindest erahnen. Hier nicht.

Schnell verabschieden sich die Protagonisten der Kämpfe um das gelbe und das HC-Trikot. Ich versuche mich an den 18, denke an Bernsbach. Nur stehen vorher nicht 190 sondern 670 km auf dem Tacho. Wenn ich hoch auf den Mangart will, dann sollte ich hier stückchen schieben. Schon wegen der Schmerzen, sobald solche Steigungsprozente auf dem Verkehrsschild von links unten nach rechts oben zeigen. Und hier entwickle ich auch keinen falschen Ehrgeiz. Ich kann gut damit leben, ohne Gewissensbisse. Horst zum Beispiel – der zieht durch. Als Letzter zwar, aber ich habe ihn noch niemals absteigen sehen. Auch wenn es (wie am Kitzbüheler Horn) manchmal gefährlich aussieht. Irgendwie hat er immer wieder noch diese letzte Kraft, den Totpunkt der Kurbel zu überwinden und eine weitere Umdrehung in Zeitlupe zu absolvieren. Manche halten an, ruhen zwei Atemzüge und steigen wieder auf. Ich laufe halt ein kurzes Stückchen zur Dehnung der Beine, Pause kann ich später machen. In dieser Situation denke ich kurz an den Schlussanstieg auf den Mangart, aber das ist eine andere Geschichte.

Immer noch Wurzen. Vor mir versuchen 2 leicht bepackte Radler mit Mountainbike den Pass zu bezwingen. Ihre Fahrräder sehen wesentlich schwerer aus als mein 8 kg-Renner. Vor allem der Antrieb ist verschieden. Die haben doch tatsächlich die Kassette vorne und das Kettenblatt hinten, so das die obere Kettenführungslinie selbst bei 45 Grad noch in der Waagerechten verläuft. Statt 34 zu 28, pedalieren Sie mit 20 zu 34 oder so. Ist das lustig.

Wie auch immer, irgendwann bist du oben. Es gibt wohl eine Getränkestelle. In der Abfahrt sehe ich Sie zu spät. Und schon sind wir im Land Nummer 4. Es bildet sich eine Gruppe von drei, später vier Fahrern, welche am Vrsic wieder zerfällt. Und so umfahren wir Kranjska Gora, Markus, Björn, Bruno und ich.

Wer Alpin Ski schaut, hat von Kranjska Gora schon mal gehört. Ich dachte, es handelt sich um eine Stadt in Slowenien. Das ist nur ein Dorf! Und ohne Hotels wäre es wohl nur eine Ansammlung von wenigen Gebäuden.

Vorbei an einem einladenden Badesee, es ist Samstag gegen Mittag. Sehnsuchtsvoll schauen wir dem nassen Treiben zu und würden nur allzu gerne mitmachen. Wenn da nicht der Mangart wäre. Also die Gegend die nun kommt - immer einen Besuch wert.

Der Vrsic-Pass ist für sich gesehen ein schön zu fahrender Pass. Kleine Straße, enge teilgepflasterte Serpentinen, permanente Höhenangaben. In der Summe abwechslungsreich und bei weitem nicht so schwer wie der Wurzen. Auch wenn es 790 Höhenmeter statt nur 510 sind.

Und schon fangen die Probleme wieder an. Wasser, ein Königreich für Wasser. An den wenigen zugänglichen Wasserstellen wird gekühlt und die Flaschen aufgefüllt. Allerdings reichen diese in der Regel nicht bis zur nächsten Stelle. Denn ich brauche viel um meinen Körper, insbesondere die Beine, runter zu kühlen. Ich muß die Drei ziehen lassen, spätestens an der nächsten Wasserstelle. Und plötzlich erscheint auch Rainmar. Ich habe eh keinen Überblick mehr, wer noch nach mir kommt.

Bist du in den Serpentinen noch ziemlich allein, wunderst du dich, wie viele Radler oben auf dem Pass sind. Wasser! Es soll Wasser für uns deponiert worden sein. Ich sehe nichts. Später, auf Bildern, glaube ich zu erkennen, das das stimmte. Eine deutsche Gruppe von Radfahrern trägt wohl eine Privatchallenge auf der Südseite hoch zum Vrsic aus. Ich frage nach Wasser und schütte einen Liter in mich rein.

Getrunken zwar, aber ohne Kalorienzufuhr. Die mitgeführten Obststücke sind nicht mehr. Ich versuche Gels. Der Mund weigert sich, zum nachspülen fehlt das Wasser. Und immer noch rund 55 km bis ins Primärziel!

Kurz vor der Passhöhe sehe ich nochmal Markus vor mir. Und in der Folge, bis zum Anfang des unteren Anstieges zum Mangart folgen etliche weitere „Treffen“.

Markus also. Er hatte ein Ziel. Ein Wertungstrikot. Das Rote ist das einzig realistische, für Blau ist er noch deutlich zu jung. Anfangs noch im Clinch mit Vorjahres-Rot Björn, kristallisiert sich schnell seine diesbezügliche Favoritenrolle heraus. Er hat alles dafür gegeben, nun darbt er mit leerem Akku. Und ja. Ich traue mich nicht Einheimische nach essbarem zu fragen. Nicht weil ich feige bin, sondern weil ich mich an dem Gedanken festhalte, bei der nächsten Biege einen ES-Verpflegungspunkt zu erreichen.

Und diesem Zusammenhang mache ich wohl einige neidisch. Nicht nur daran denken. Nicht nur davon reden. Sondern auch machen, das, wenn auch kurze, Bad in der Soca. Sehr erfrischend reiht sich dieser Fluss in die Reihe meiner bisherigen Badeaufenthalte im Rahmen der August 2015 ES light ein. Nach Donau, Isar, Inn und Traun nun also die Soca.

Und wieder sehe ich plötzlich Markus vor mir. Jeder fährt sein Tempo. Und so fahre ich Ihn auf, vorbei und weg. Kein Windschatten reizt ihn. Irgendwann bin ich auf der Suche nach Wasser, Markus fährt wieder an mir vorbei. Das ganze wiederholt sich geschätzt ein halbes Dutzend mal.

Bei Männern wird Testosteron in den Hoden produziert. Testosteron beeinflusst unter anderem die Funktion des Hypothalamus. Jeder weiß, ein hoher Testosteronspiegel fördert auch dominante und aggressive Verhaltensweisen. Zudem soll laut Studien der Spiegel nachmittags, also jetzt, grundsätzlich am niedrigsten sein. Und außerdem soll ein Zusammenhang zwischen Schlafdauer und eben diesem Spiegel bestehen. (Manchmal mache ich auf Dr. Cooper aus BiBaThe, meine Frau sagt dann immer: Schlaumeier)

Alles in allem erklärt dies meine Verhaltensweise. Sieht ein Rennradler einen Artgenossen vor sich, so wird er, unter normalen Umständen, versuchen diesen „abzuschlachten“. Eine ganz natürliche Reaktion. Aber die dauerhafte Zwangslage der Produktionsumgebung unterbindet wohl die normale Herstellung von Testosteron. Und der Hypothalamus ist ebenfalls überhitzt. In der Folge ist es mir also egal, das Markus an mir vorbei fährt. Es läßt mich kalt. Wahrscheinlich geht es ihm genauso.

Log pod Mangartum, am Fusse des Anstieges aus dem Tale der Koritnica. Der letzte dauerhaft bewohnt Ort vor dem Mangrt oder bevor man über den Predil-Pass Italien erreicht. Ich fahre an einem Hotel namens Alpine vorbei. In mir kommt eine Ahnung hoch. Hatte nicht Alex was von Alpine erzählt. Ich dachte das Hotel liegt viel weiter oben, so nach dem Abzweig zur Stichstraße. Und mein Seesack ist am Hotel. Das wird mir aber erst wesentlich später klar. Aber das ist wiederum eine andere Geschichte.

Ich erreiche, ausgehungert, den Abzweig zur Mautstraße Mangart, in den julischen Alpen belegen und die offiziell höchste Straße Sloweniens. Noch geschätzte 12 km, nur noch 1.000 Höhenmeter. Auf dem Parkplatz eine Horde Motorradfahrer, den Nummernschildern nach Österreicher. Die Frage nach hier vorbeigefahrenen Rennradlern verneinen sie. Hey, zumindest Markus muß doch hier kurzem hier vorbeigekommen sein. Ist er in Italien? Hat er aufgegeben (2014 ist auch einer bis Kitzbühel, aber nicht aufs Horn)? Glaube ich nicht. Egal, irgendwie weiter. Ein Schild zeigt 15 Steigungsprozente. Mein verhungertes Gehirn nimmt dies zur Kenntnis, ohne Wertung.

Mautstation, wohl ein Student und nicht ganz unhübsche Studentin langweilen sich beim Lesen. Mein Schulenglisch ist nicht gerade verhandlungssicher, das slowenisch liegt völlig brach. Bei ersterem geht es den beiden nicht viel besser, das slowenische können sie daher um so besser. Jedenfalls erfahre ich, trotz Zeichensprache und vorzeigen diverser Kleidungsstücke mit Seltenheitscharakter, nicht, ob solche Typen wie ich vor mir hier hoch sind. Das kann doch nicht sein. Erst die Motorradfahrer. O.k.. Hier kann der Zeitfaktor zur Negativaussage geführt haben. Aber die Mautstudenten? Oder haben Sie bis vor kurzem gar nicht gelesen, sondern..? Aber mir ist auch noch keiner entgegen gekommen. Und die Ersten müßten doch schon gefühlte Stunden vor mir am Ziel gewesen sein? Hilft nichts. Mangart ist das Ziel. Egal wer da oben ist.

Meine Schwiegertochter meinte, nach meinem Amstel Gold Race Bericht lapidar: Wie immer, Berg hoch, Berg runter, Schmerzen, Hungerast…

Liebe Schwiegertochter, da hast du Ihn, den vielzitierten Hungerast. Seit der Villach-Pause nichts mehr so richtig gegessen. Wurzen und Vrsic, langes Socatal. Eine zwanghafte Situation. Eine Lichtung. Runter vom Rad. Zehn Minuten später krame ich nach dem Handy. Ecki anrufen, er braucht nicht mehr auf mich warten. Mir fällt mein Gedicht wieder ein. Und just in diesem Moment kommt der Gelbe vorbeigerauscht. Mit letzter Kraft mache ich mich bemerkbar. Thomas hält an. Und kurze Zeit später gesellen sich weitere Finisher dazu. Sirko, Gallo hat es war gemacht mit dem Blauen, Frank, Franz (Ein Neuer, bezüglich der Gesichter und Namen habe ich mein Statement bereits abgegeben, sorry wenn ich was durcheinander bringe). Ich muß wohl wirklich jammervoll gewesen sein. Jedenfalls schimpft Thomas mit mir. Reiß dich zusammen du Weichei, geht doch gar nicht. Also: Ich habe so lange in der Hitze gekocht, da ist kein Ei mehr weich. Aber ich weiß das er Recht hat, allein der Glaube fehlt mir. Oder ist das ein Zitat aus einem Weltliteraturstück?

Alle wollen mir Mut machen. Hey, es ist nicht mehr weit, vielleicht noch 5 Kilometer, steil wird es auch nicht mehr. Hallo. H a l l o ! Ihr redet mit dem bergerprobten Langstrecken - mitzraadd. Der weiß, dass das nicht stimmt. Soviel Orientierungssinn habe ich noch. Und außerdem befinden wir uns noch in der Waldzone. Hohe Nadelbäume, keine vereinzelten gezwirbelten Kiefern! Aber ich weiß eure gute Absicht zu schätzen.

Wenn du schon Hitze leidest. Wieso liegst du dann, auf einer Lichtung mitten in der Sonne? Kann ich euch sagen. Die zehn Meter bis in den Schatten sind genau neun Meter zu weit für mich. So fertig bin ich mit der Welt.

Das mit dem Essen ist viel viel ernster. Wie gesagt, Gels habe ich schon vor Stunden nur widerwillig zu mir nehmen können. Und aus einem halben Dutzend Rennradler werden umgehend ein halbes Dutzend Ernährungsberater. Mir werden Gels gereicht, übrig gebliebene Riegel, ISO, Sirko hat noch Quellwasser in den Flaschen. Und Thomas? Er will mich von seinem Gebräu überzeugen. Irgendwas mit Maltro, das haut rein. Er nimmt das ständig. Und seine Ergebnisse und Fahrweise scheinen ihm Recht zu geben. Ich probiere es. Man Kerl, was bist du für ein harter Hund. Wer sowas trinkt, der hat den Sieg schon allein deswegen verdient. Und so zeige ich Sozialkompetenz, bedanke ich mich höfflich und lehne weiteres verkosten ab.

So, und nun lasst mich allein. Ich versuche die gereichten Speisen und warte auf die Zersetzung und Osmose der Nährstoffe. Und da kommt Steffen. Aha- er war also noch deutlich hinter mir. Und Horst, langsam aber wie immer unaufhaltsam, kommt auch noch. Und die beiden Jessica-Begleiter Stephan und Marcel. Jessica selbst hat der Gesundheit zuliebe ein dutzend Kilometer von 745 vor dem Ziel abgebrochen und gleich im Hotel Alpine geblieben. Eine wahrlich weise Entscheidung. Jessi, für mich hast du gefinisht. Schließlich wurdest du richtig gehend überredet die Longversion zu nehmen. Beim Speikkogel gab es etliche, welche solch „Kurzversion“ gewählt haben.

Ja, ich hätte auch mit Jessi das Gruppetto bilden können. Dann hätte ich auch permanent Verpflegung gehabt. Aber wie schon gesagt, am Berg fährt jeder sein Tempo.

Zurück zu Steffen. Er ist das Startsignal zum Aufbruch, zur finalen Phase innerhalb des Finales. Er ruft mir noch zu: „Ich lass dich vor, du bist eigentlich stärker als ich“. Was soll dass? Geschenkter Platz? Wir sind doch nicht bei Red Bull oder Ferrari. Wer eher oben ist, der ist eher oben. Punkt.

Langsam merke ich wieder Druck auf der Pedale. Sachte nur, aber eben Druck. Die Straßenbauer haben 3 lange Tunnel in die Felsen gehauen, nur damit Sie von den Kraftfahren Maut nehmen können. Da oben ist doch nichts. Keine Alm oder so, oder? Denn als wir oben ankommen, sind wir, in 2.000 Metern Höhe, mitten in den Wolken. Aus denen es anfängt leicht zu regnen.

Geschafft. Eine nichtssagende Pose für den Fotografen. Gepäckproblem geklärt, Regenjacke drüber, von Ecki und Sven verabschiedet und ab geht es wieder runter. Ich überhole Steffen, welcher vor mir wieder runter, am Straßenrand stehend einen Plattfuss hat. Er kann sich selber helfen, sagt er, und so geht es weiter bis zum Abzweig Richtung Italien auf 1.055 Meter Höhe um später über den 1.156 hohen Predil-Pass eben in das Land unseres Viertelfinalgegners zu fahren.

Alex bringt mir aus dem Tale meinen Rucksack, prall gefüllt mit Wechsel- und ziviler Sachen sowie Werkzeug und Notfallverpflegung. Ich hätte es heute nicht mehr geschafft, aus Lago pod Mangartom wieder herauf zu fahren. Zumindest nicht in angemessener Zeit, um das Fußballspiel nicht mit Italienern sehen zu müssen.

Rückreise, Part 1.1.

Da stehe ich nun und kann nicht anders.

Rucksack ordentlich gepackt: Check; Riegel gegessen: Check; Notfallbeutel aus dem Trikot in den Rucksack: Check; Lust wieder aufzusteigen: …..Ch…

Während meine Mitstreiter unter der Dusche stehen, slowenisches Bier schlürfend die Tage Revue passieren lassen und Episoden aus ihrer Jugend erzählen (ich bin schon das vierte Mal dabei und ihr kennt noch keine von mir!, Legt doch man das Ziel dorthin, wo ich unmöglich abends weiter kann – Costa Rica soll ein schönes Land sein, oder besser noch die Aida…) pflanze ich mir den Rucksack auf den Rücken und fahre über den Predil-Pass durch die die Grenze schützenden alten Gebirgsjäger-Batterien nach Italien. Runter nach Tarvisio und weiter nach Kärnten. Deutschsprachiges Gebiet erreichend geht es weiter im Gailtal. Das kurze Intermezzo von Gel und Riegel verliert seine Wirkung. Schneller als erhofft klopft der Hungerast an. Ich halte an einem Hotel. Gehe rein und äußere meine Wünsche. Erstens eine Toilette und zweitens was zu Essen. Das mit dem Essen geht sich nicht aus, Sie bewirten nur Hausgäste. Aber das Abort liegt Treppe runter und dann zweite Tür rechts. Aber im Nachbarort gibt es einen Gasthof der geöffnet hat. Ich verzichte auf das „zweite-Tür Rechts“. Essen ist wichtiger.

Und natürlich ist der Nachbarort nicht wie üblich kurze Strecke weiter, sondern ausnahmsweise liegt da ein Waldstück dazwischen, dann die Felder vom Lechleitner, Bruno, und dann noch die Wiesen vom Guggelhofer, Schorsch. Mir fällt wieder der Erlkönig ein.

Der Sonnenhof in St. Stephan im Gailtal. Müßt ihr euch nicht unbedingt merken. Ich sitze draußen, a) weil schönes Wetter und b) noch andere Gäste in der Stube und c) ich mich selber nicht mehr riechen kann. Und ausserdem leuchtet die Abendsonne die Berge an. Ein Panoramabild. Ich verwickle einen Einheimischen in ein Gespräch und frage welche slowenischen Berge ich da sehe und welcher der Mangart wäre. Er schaut mich verdutzt an, fragt sich wohl aus welcher Ecke ich komme und erklärt, dass das alles Italien ist. Von hier aus sieht man keine slowenischen Berge. Ich bemerke, dass mein Raum-Zeitgefühl derzeit nicht mehr funktioniert.

Der Plan war Abendbrot und nebenbei zusehen, wie Deutschland sich gegen Italien ins Halbfinale spielt. Aber ich habe Hunger und die Zeit ist für Fußball noch nicht reif. Und einen Fernseher gibt es nur beim Wirt in der Wohnstube, und das mag seine Frau nicht.

Ich weiß nicht wirklich was ihr gegessen und wie es geschmeckt, aber hier ein Auszug aus meiner Rechnung: Kasspressknödel in Rindersuppe, gefolgt von Kaiserschmarren und zum Abschluß Mohr im Hemd. Alles mit drei großen Radlern runtergespült. Habe ganz vergessen, das im Radler außer Zitronenwasser auch Bier enthalten, was wiederum nicht wirklich leistungsfördernd ist.

Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie schwer es mir gefallen ist, aufzustehen, die Radschuhe wieder anzuziehen und meinen punktuell wundgescheuerten Arsch wieder auf den Sattel zu platzieren. Aber ich wollte ja Fußball sehen. Also auf und weiter im Text. In Hermagor biege ich rechts ab (so habe ich es mir eingeprägt, Karte habe ich nicht mit) und werde solange fahren, bis ich endlich einen öffentlich zugänglichen Fernseher erwische. Zur Not klingele ich einfach da wo Licht an ist.

Ich fahre und fahre und endlich ein Hotel, aus den geöffneten Fenstern dringt der Kommentar der Fußball-Weisen. Ich weiß nicht wo ich bin, doch wenn interessierts. Rein in die gute Stube, es ist bereits nach Zehn, die zweite Halbzeit läuft schon eine Weile. Ein flacher Kasten mit bewegten Bildern vor dem 5 Einheimische sitzen. Einer scheint der Wirt zu sein, drei können die Italiener nicht leiden und der fünfte ist nur da, um zu stänkern. Ist also für Italien. Erst zum Ende des Spiels bemerke ich, dass nebenan der Raum für die (deutschen) Hotelgäste mit einem noch größeren Kasten ist. Und das Lustige daran: um Sekunden zeitversetzter Empfang. Während wir vorne schon die Elfer bejubeln oder stöhnen, liegt bei denen der Ball noch auf’m Punkt. Das hört sich dann an, als wenn die Urlauber eine Weile brauchen, um zu wissen ob Jubel oder Trauer angebracht ist.

Also zurück: Ich sitze vorne bei den Einheimischen, etwas abseits. Wegen der Geruchs-belästigung. Jerome macht den aus Kindertagen allseits bekannten Bi-Ba-Butzemann. Na toll. Ich mag den Kerl, so groß, so lässig, so schnell, so souverän, so modelmäßig. Da hat Deutschland richtig Glück gehabt, das er sich für den Adler entschieden und nicht andersrum (Kevin-Prince, a.d.R.) Aber nun kommt mein Zeitplan Dank des Deutschghanesen in Verzug.

In der Pause nun kommt es zur Völkerverständigung. Ich werde gefragt, woher und wohin. Warum jetzt, warum so und warum überhaupt. Ich erkenne bei den Katholiken Ungläubigkeit. Ratz Batz werden die I und S rausgeholt und gegoogelt. Einer meint dann: Geht schon. Das sind ja immerhin 41 Stunden Zeit gewesen seit fünf am Freitag. Das wäre ein Schnitt so von 25 km/h und das ist doch durchaus machbar (wenn ich die Sache so betrachte, hat er Recht, oder?). Die beiden anderen schauen ihn fragend an. Vorige Woche ist sein Auto früh nicht angesprungen und er mußte die 900 Meter mit dem Rad zur Arbeit. Das hat ihn den Rest der Woche körperlich lahmgelegt, so der Mittlere am Tisch. Alle schauen wieder aufs Handy, gehen in sich. Fragen mich nochmal nach dem Wahrheitsgehalt. Voller ehrlicher Bewunderung und Respekt lassen Sie den Wirt Wissen, dass das nächste Bier auf ihre Rechnung geht. Ein Bestechungsversuch? Der Wortführer ist Chef der freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde. Und die Gemeinden stehen einmal im Jahr im sportlichen Wettstreit. Und zwar: Triathlon! Sie würden mich gerne für die Radstrecke in Ihrem Team haben, oder für den Lauf, oder aber auch für das Schwimmen. Oder am besten gleich für alle drei Bewerbe. Und sollte mir die Uniform der Feuerwehr nicht gefallen, er ist auch Chef des Trachten-vereins…

Wenn ich noch ein Drittes Bier getrunken hätte, wäre ich vielleicht per Handschlag passives Mitglied der Feuerwehr geworden. Dabei weiß ich doch noch nicht einmal, wo ich gerade bin.

Ich merke richtig, wie die Müdigkeit von den Zehen bis in die Haarspitzen aufsteigt. Mit Mühe nur verfolge ich das Elfmeterschießen und brauche Zeit um zu sortieren, wie es gerade steht und so. Und dann ist es geschafft. Deutschland ist im Halbfinale. Österreich freut sich mit uns, Hauptsache nicht Italien. Der Störenfried hat dies noch nicht mitbekommen und lästert weiter.

Der Brunnenwirt lädt mich zum bleiben ein. Schließlich ist es nach Mitternacht und es soll nicht nur regnen, sondern sogar gewittern. Ich danke höflich, bezahle eins der zwei Biere und steige wider besseren Wissens auf’s Rad. Der Wirt deutet noch auf den Schlüssel Zimmernummer 203, falls ich wieder umkehren sollte und er schon im Bett.

Keine zehn Minuten später. Es geht wiedermal bergan. Es setzt tatsächlich Regen ein. Nicht erst leicht, dann immer mehr. Nein. Wie am Duschvorhang. Trocken - volle Pulle. Die müden Augen sehen in der Dunkelheit und dem Wasserschwall den Straßenrand nicht mehr. Plötzlich stehe ich im Wald. Aha, hier war eine Kurve. So, das war es.

Der Brunnenwirt, noch damit beschäftigt den Anti-Deutschen rauszuschmeissen. Grinsend gibt er mir den Zimmerschlüssel. Frühstückszeit? Ja, morgen (ich meinte eigentlich in wenigen Stunden) will ich beizeiten los. Vielleicht Kaffee spätestens um sieben? Um diese Zeit ist noch kein Hotelgast wach. Vor Acht lässt sich keiner blicken. Also einigen wir uns auf zwischen viertel nach und halb acht.

Duschen, Stinksachen aufhängen. Ein Uhr in der früh. 46 Stunden nach dem letzten Frühstück an der Seite meiner Frau schlafe ich allein ein, noch bevor ich es geschafft habe, den Wecker zu stellen.

Sonntag halb acht. Ich erwache selbstständig aus dem Schlafkoma. Von dem Unwetter ist leichter Nieselregen übriggeblieben. Schnell zum Frühstück. Jeder Frühstückskellner(in) kann Gäste leiden, welche eine Stunde vor der Regelzeit essen wollen, sich um eine halbe Stunde verspäten und ständig Wünsche haben (Kaffee, noch mehr Kaffee oder wo steht der Automat). Die Wechselsachen waren gestern schon mal an der frischen Luft getragen. Der strafende Blick lässt mich kalt, ich habe mit mir selber zu tun. Der Körper einmal zur Ruhe gekommen, tut sich schwer mit der ungewohnten Sitzposition auf einem Stuhl, an einem Tisch.

Ich knalle mir die Wampe voll. Gestärkt versuche ich die Radschuhe anzuziehen. Ich muß mich dazu setzen. Die Schuhe sind derart geschwollen, das meine Füße kaum reinpassen.

Und weiter geht’s am Sonntag früh die restlichen 140 km zum Kehlbachwirt im Pinzgau zu rocken. Ach ja. Mittlerweile weiß ich auch, wo ich des Nachts gestrandet bin.

In Weißbriach im Gitschtal, zwischen dem Gailtal und dem Tale der Drau. Der Weißsee ist nicht weit (Habe kurz vorher in der Tour was darüber gelesen, aber eher zufällig). Der Regen hat aufgehöhrt, es ist nur noch von unten Nass. Und nun sehe ich auch, wo ich langfahre. Über den Kreuzbergsattel in gut 1.000 Meter Höhe (rd. 400 Hm ab Hermagor) geht es runter in das hübsche Drautal. Die Straßen sind noch sichtlich gezeichnet von dem nächtlichen Sturm.

Das Drautal zieht sich. Mein von der ständigen Wasserkühlung der Vortage aufgeweichter Hintern schmerzt. Es ist jedesmal eine Tortur, wenn ich die Beine strecke um danach wieder auf dem Sattel zu sitzen. Es bedarf schon einiger Versuche, bis man die am wenigsten schmerzende Position gefunden.

Ich lasse Lienz links liegen, mittlerweile bin ich mit Osttirol im vierten Bundesland der Republik Österreich. Nächster Halt: Iselberg, 540 Höhenmeter hoch auf gut 1.200 Meter. Ohne Hektik pedaliere ich den angenehm zu fahrenden Pass und komme drüben im Mölltal an. Wieder bin ich in Kärnten. Und jetzt auf bekannter Strecke. Vor fast genau einem Jahr, genau gesagt rund 18 Stunden später, bin ich ebenfalls mit dem Rad hier gewesen, die Großglockner-Panoramastraße zu bezwingen (siehe auch Vorjahresbericht).

Optisch eine leichte Gefällstrecke vortäuschend geht es leicht aber stetig das Tal aufwärts. Kurz vor Heiligenblut mache ich das einzig richtige zu dieser Zeit. Nämlich Mittag.

Schnitzel und Cola sollen mir die Kraft für den finalen Anstieg geben. Ein Schwätzchen mit dem Imbiss-Wirt. Ja, gestern Nacht hat der Sturm hier gewütet. Das passieren des Passes wäre nicht möglich gewesen. Also alles richtig gemacht.

Der Wirt ist so hilfsbereit und will mir die Flaschen vor dem Auffüllen mit Wasser erstmal reinigen. Das klare Wasser schmeckt trotzdem nach ISO.

Heiligenblut und weiter hoch. Heuer ist es anders als im vorigen Jahr. Keine unerträgliche Hitze, keine S-Klasse, keine Japaner. Dafür aber heftiger Gegenwind, welcher talwärts den Fahrtwind verstärkt. Trotzdem komme ich gefühlt irgendwie besser rauf als vor einem Jahr und 18 Stunden. Das Schöne an diesen Passstraßen, welche gerne touristisch genutzt werden, ist, dass oftmals in Kehren die aktuellen Höhen angegeben werden. Das hilft mental. Kehre bei 2014 Meter ü.M.. Es nieselt, wir sind in den Wolken, der Wind peitscht vom Hochtor kommend. Trinken während der Fahrt wird gefährlich, ich muß mit beiden Händen den Lenker festhalten. Anhalten, Trinken, Armlinge, Beinlinge, Halstuch, lange Handschuhe, Regenjacke. Ein Volkswagen kommt mir entgegen. Mit großem Wohnanhänger, im ersten Gang, stinken die Bremsen mörderisch. Da bin ich ja hochzu schneller als er runter zu. Ich glaube, er fährt nicht nochmal mit so einem Gefährt diese Strecke.

Letzte Kehre, das Schild mit den noch 400 Metern. Hochtor bei 2,8 Grad und einer Sicht vom Tastenbrett bis zum Bildschirm und zurück. Na super, voriges Jahr wars halb dunkel, heuer in den Wolken. Somit geht es gleich weiter, durch die geographische Senke (und voriges Jahr auch mentale Senke, siehe Vorjahresbericht) und übers Fuschltor ins Pinzgau von 2.504 auf 800 Meter hinab. Im Hellen. Der Regen hört auf, ich tauche aus den Wolken auf. Es kommt sogar leicht die Sonne raus.

Wer jetzt a la 2015 so was wie „vom Fahrrad fallen“ oder so erwartet. Da muß ich enttäuschen. Durch Glücksgefühle und frohe Erwartung angespornt, fliege ich regelrecht ins Tal und weiter zum Kehlbachwirt, meinem zweiten zu Hause.

Am späten Nachmittag, Suppe schlürfend, endlich und ohne schlechtem Gewissen ein König in der Hand, sitze ich im Biergarten, nachdem mich meine Enkel und Kinder freudig begrüßt haben. Die ersteren ohne Einschränkung, die letzteren wissen um den Geruch diesen Männerschweißes…

Geduscht und mit Nicht-Radfahrer-Kleidung sitze ich zivilisiert am Tisch zusammen mit den Kindern und der zu Besuch weilenden Familie der Schwester meiner Tochter. Mein Sohn kann, nicht erst seit dem er Küchenmeister ist, hervorragend kochen. Ich koste das Bier, es schmeckt genauso wie bei den letzten Malen.

Montag schlafe ich etwas länger, zumal ich auch erst am Montag ins Bett gekommen bin. Nach der Schule mit den Kindern baden. Das Wasser ist deutlich Wärmer als die Soca. Und auch der Montag ist nicht viel kürzer als der Sonntag.

Rückreise, Part 2.

Dienstag früh halb sieben. Sohn Robert hat verschlafen, er muß zeitig nach Salzburg. Geweckt. Enkelsohn Louis ist selbst aufgestanden. Töchterchen Magdalena tut sich da deutlich schwerer. S-Tochter Kristin kann schlafen.

Wir frühstücken zusammen. Magdalena freut sich, da ich mitfahre, mit dem Rad zur Schule darf. Louis hat die Radprüfung auf Anhieb bestanden und darf auch ohne Begleitung fahren. Während Magda, ob der Radaktion von ihren Mitschülern neugierig begrüßt wird, legt Louis keinen gesteigerten Wert darauf, dass der Opa an der Schule ist. Magda verabschiedet mich noch so, wie es sich Großeltern wünschen. Louis, nunmehr Zehn, erledigt dies lediglich mit einem Augenaufschlag und kurzem verstohlenen Zucken der Hand. So, nun ist es schon soweit. Ich muß unbedingt mit meinem jüngsten Sohn Richard reden. Denn nicht mehr lange, und Magda ist auch in diesem Alter…

Die Sattelfreie Zeit von Sonntag nachmittag bis Dienstag früh hat gereicht, dass das sitzen wieder einigermaßen schmerzfrei ist. Auf geht’s via dem zigmal befahrenen Pass Thurn nach Kiefersfelden. Meine Standard-Rückreisestrecke.

Kurz nach Acht, die Sonne scheint auf mich. Den Pass auffahrend bilden sich trotz gerade mal 15 Grad Schweißtropfen auf den Armen. Ich will Sie wegstreichen, zucke zusammen und schreie kurz auf. Das sind keine Wassertropfen. Das sind Brandblasen! Unterarm, Oberarm, Armbeuge, Beine. Über all Blasen. Später entwickelt sich aus der pergament-artigen, sich großflächig ablösenden Haut eine Spielwiese für meine Frau. Kennt ihr das? Frauen lieben das, am Partner rum zu zupfen und das Pellkartoffel-Spiel zu spielen. Der mehrfache Hinweis darauf, dass dies durchaus schmerzhaft ist (die Haut unter der Haut sieht nicht wirklich gesund aus), wird vollständig ignoriert. Da ist es wieder das böse Wort: „Weichei“.

Der Rest ist schnell erzählt, weil wiederholend. Rechtzeitig den Zug nach 70 Kilometer ab Kiefersfelden, auf dem Regensburger Bahnhof meinen Freund Yormaz einen entgeltlichen Besuch abgestattet, in Hof das Gelände der deutschen Bahn verlassen und mit’s Rad die restlichen 160 km abgespult. Der Wind meinte es gut mit mir und so machte das fahren durch das Vogtland und die Wellen bis Freiberg und noch weiter tatsächlich richtig Spass. Mit gutem dreiziger Schnitt, sogar rechtzeitig kurz vor Acht in einem Penny Essen und Trinken fassend, erreiche ich kurz nach zehn in der Nacht mein erstes zu Hause. Eine gute Stunde eher als bei gleicher Zugverbindung im Vorjahr. Fast genau 1.200 km, über 17.000 Höhenmeter und alles in allem 103 Stunden inklusive 18 Stunden im Bett nach der Frauenkirche. So zumindest die Daten für die Statistik. Ich Glaube, diese Daten werde ich erst bei meiner geplanten Europatour als Regelaltersrentner toppen. Oder aber schon eher.

Meine Frau, schlafend auf mich wartend, ist trotzdem vergnatzt. Schließlich hätte ich die letzten 160 km ja mit der Bahn weiter bis Freiberg fahren können. Hallo! HALLO! Ich bin es, der mitzraadd. Ich gebe doch nicht dreiundzwanzig Euro für die Sachsencard aus, wenn ich diese weitere Fahrt in mein Palmares schreiben kann! Hätte ich mehr Zeit, dann wären schließlich auch die 23 + 5 Euro für die Bayerncrad nicht abgebucht worden.

Die folgenden zehn Tage stehen im Zeichen der Regeneration. Etwas mehr schlafen, etwas weniger Rad fahren (ausser halt die 60 km täglicher Arbeitsweg, allerdings nicht als Permanent-Einzelzeitfahren). Mein Bäcker freut sich, dass das alles vorbei ist. Ich auch. Und täglich das Vorhaben, meine Gedanken aufs Papier zu bringen. Aber das hatte ich schon während der toten fünf Stunden im Zug vor, Papier und Stift waren bei. Aber auch da war der Kopf voll und leer gleichermaßen.

Man sagt die Muskeln wachsen nach der Anstrengung in der Phase der Regeneration. Wie den Mais nach einem warmen Frühjahrsregen kann ich regelrecht meinen Muskeln beim Wachsen zusehen. Vielleicht ist es aber auch nur Wasser, was sich wieder einlagert. Zumindest das mit Mais stimmt.

Zufall ist der Schnittpunkt von mindestens zwei Notwendigkeiten.

Montag früh, gut vierzehn Tage nach der ES 2016. Während ich gegen halb fünf in der früh beim ersten Frühstück des Tages sitze und eine Reportage über das Türkei-Putschlein sehe, macht sich Björn auf den Weg in die Sächsische Schweiz, den Tag auf dem Rad beginnend. Sechs Uhr Dreizig. Nach gut 30 km morgendlichem Einzelzeitfahren in Meißen vor dem Büro stehend, Schlüssel vergessen, entschließe ich mich, die sonst vertane Zeit zu nutzen und fahre nach Cossebaude. Just in dem Augenblick, als ich die Eisenbahnbrücke in der Regenerationsphase des „Intervalltrainings“ zur Querung der Elbe nutze und gedankenversunken das Wasser beobachte, überholt mich im Voll-Speed ein Rennradler. Die deutlich austrainierten Waden kennst du doch! Er hält und schaut zu mir. Das als Kopftuch genutzte Bandana mit dem Alleinstellungsmerkmal ES 2012-Melchboden lässt keinen Zweifel. Das kann nur ein Elbspitzveteran sein, wissen beide! Und das Gesicht hat sich in all den Jahren auch eingeprägt. Jawohl, es ist der Rote, der Paris-Brest-Paris-in Rekordzeit-Winner. BJÖRN! Er auf seiner morgendlichen mehrstündigen Trainingsrunde, von Dresden kommend. Ich durch Vergesslichkeit auf einer zusätzlichen 30 km Runde von Meißen, treffen uns auf genau den ausschließlichen hundert Metern, wo sich beide Runden überschneiden. Der Tag meint es gut mit uns!

Die Freude ist auf beiden Seiten groß. Björn fährt mit mir ein gutes Stück in meine Richtung. Die paar Kilometer mehr für ihn sind unerheblich. Es bleibt somit Zeit für ein paar ganz persönliche Worte. Auch wenn die Neuigkeiten nicht gerade von froher Natur waren. Ja, jeder hat so sein Päckchen zu tragen. Und auch unter Rad-Freaks, wenn auch aus fast zwei Generationen stammend; gibt es Parallelen in den Lebensläufen und Radfahrmotivationen. Und sage nochmal wer, ich wäre Rad-verückt! Ihr kennt Björn und seine Events noch nicht.

Ich mag den Typ. Björn erinnert mich in Statur und Frisur sowie Auftreten an meinen jüngeren Bruder. Und wir sind uns in einigem ähnlich. Was Björn mehr an Kraft hat, das habe ich mehr an Kopfhaaren. Also ist der Unterschied insbesondere im Sommer nicht sehr groß.

Ich genieße die kurze gemeinsame Fahrt und so verabschieden wir uns standesgemäß und verabreden uns für – spätestens bis zur nächsten Elbspitze.

Und ja, Erinnerungen kommen hoch. Und so sitze ich nun weiter schreibend am Computer. MSW-Dokument ES2016 vor mir, ein Glas Barolo zur Rechten, die halbvolle Flasche zur Linken.

Ein Déjà-vu…

Einige Tage später, abends nach acht, ein Rennradler kommt von Obernaudorf, ich will auf meiner 80 km-Feierabendrunde noch dort hoch. Den Schlacks kennst du doch? Ebenfalls auf der Nach-der-Arbeit-Runde stehen wir kurz zusammen, Sten und ich. Ein Schwätzchen über die ES 2016 und in Erinnerungen an längst vergangene ES’en geschwelgt, vergessen wir fast die hereinbrechende Dunkelheit und das wir wohl kein Licht beihaben. Nächstes Jahr will er wieder mit. Da wird sich Hoffi aber warm anziehen müssen, auch wenn die Sonne brennt! Aber das wird eine neue Geschichte.

Und so sitze ich nun weiter schreibend am Computer. MSW-Dokument ES2016 vor mir, der Barolo ist out und wurde durch einen gekühlten Chardonnay abgelöst. Ein Glas zur Rechten, die angefangene Flasche zur Linken…

Anfänglich habe ich zu mir selbst scherzhaft gesagt, spätestens nach 20 Seiten ist Schluß. Ich sehe die Zahl links unten und überlege, ob ich nicht den Zeilenabstand verringern sollte. Oder ich höre ganz einfach abrupt auf.

Der mitzraad in Slowenien war und noch viel weiter

Elbspitze 2016 – Dresden – > Mangart (Georg)

Kurz vorweg – der letzte Juli ist schon verdammt lange her, der Bericht ist kurz danach entstanden. Aktuell läuft schon die Vorbereitung auf die Elbspitze 2017.

Habe ich ein Radfahrproblem? Bei Facebook wurde ich unter dem Finisherfoto zur Elbspitze nach Binge-Radfahren gefragt (googlet mal nach binge eating Syndrom). Wenn man von so einem Problem sprechen möchte – damit, mich den sächsischen hardcore Schrubbertruppe der Elbspitze habe ich die perfekte Selbsthilfegruppe gefunden.

Nach dem „kleinen“ Finish 2015 am Speik musste jetzt noch das richtige Finish her. Eine Frage der Ehre? Man könnte ja auch meinen die 700km letztes Jahr passen schon. Trotzdem war die Anmeldung wieder schneller getätigt, als man meinen möchte. Also stand ich am 01.07. wieder an der Frauenkirche in Dresden. Mächtig nervös, denn an ein Finish glaubte ich (mal wieder) noch nicht. Zwar mit mehr Kilometern in den Beinen als im Vorjahr, aber gefühlt doof trainiert. Außer 4 Tagen im Fichtelgebirge auf Halbgas waren keine wirklichen Berge dabei. Nur Gegenwind schrubben. 21 Mann und die Quotenfrau Jessi rollten dann harmonisch aus Dresden. Die Stimmung war gut, alle freuten sich auf das was kommt. Ich versteckte mich im Feld, fuhr die Bergwertung recht entspannt in meinem Tempo hoch und ließ die Jungs um Hoffi vorn spielen. Wie eigentlich fast immer. Ich will doch nur am Ende ankommen. Nach der Bergwertung entbrannte eine wahre Schlacht um rot – Marcus und Björn, die sächsischen Oberschrubber vom Dienst stellten sich in den Wind. Das Bild sollte sich über die Pause hinaus auch erstmal nicht mehr ändern. Keine Chance, sich irgendwie auch nur ein bisschen an der Führungsarbeit zu beteiligen. So kann man Energien sparen, während die anderen sie verpulvern.

Der Rest vom Weg durchs Tschechische Becken ist wie ein bunter Film an mir vorbei gegangen. Zwei Bergwertung, Pause, Zwangspause Dank Polizei und dann die Böhmerwald Bergwertung. Der erste längere Berg. Ja, für mich Flachlandschrubber war das schon lang. Mittlerweile war es auch gut warm. Ich fuhr zusammen mit Marcus und zwei anderen hoch (sorry Jungs, aber Namen… Ich hatte Probleme euch am Abend alle dem richtigen Rad zuzuordnen, so in zivil). Recht locker, erzählend,manchmal schnaufend, jeder litt schon so ein bisschen. Oben angekommen muss ich gar nicht mal so gut ausgesehen haben. Zumindest kamen Sprüche vom Chefe. Der Magen randalierte ob des vielen Isogesöffs. Alternativen mussten her und so kam kurzfristig erstmal ein halber Liter Eistee und etwas Wasser in den Tank. Zwei Bananen und schon hupte es zur Weiterfahrt. Irgendwie ging es dann wieder. Bis Passau knallte es dann wieder ordentlich – die hatten da vorn immer noch ordentlich Zug auf der Kette bis uns kurzfristig der Feierabendverkehr ausbremste. Irgendwie wurde ich nach vorn gespült und fand mich dann an der Passauer Bergwertung plötzlich in der ersten Verfolgergruppe wieder. Hier wurden flux ein paar Körner verschossen um dann standesgemäß 500m vor der Ziellinie zu explodieren. Kann man so machen. Ist ganz geil. Ob das so klug ist, darüber diskutieren wir ein andermal. Bis Schärding rollte ich dann direkt durch – endlich wieder essen! Und einen Pool mitten auf dem Marktplatz gab es auch. Wer braucht da schon die Dusche im Rathaus.

Bis zur Mitternachtspause rollte es dann so dahin. Landschaft gucken, Sonnenuntergang genießen, sich von den Salzburger Partypeoplen begaffen lassen und irgendwann zwischendurch scheint es dunkel geworden zu sein. Es ging recht flach daher, irgendwann saß ich vorn neben Marcus, der immer noch fleißig rote Punkte sammelte. Hoffi derweil zwei radlängen vor uns. In aerohaltung, Tempoprügelnd – der Sinn dessen sollte sich uns nicht erschließen. Wie ich finde, eine leicht destruktive fahrweise. Aber wenn es Spaß macht. Es war immerhin kurz vor der Pause. Vielleicht waren es auch dringende menschliche Bedürfnisse. Die Pause selbst und die nachfolgenden zwei Stunden kann man getrost als absoluten körperlichen Totpunkt beschreiben. Lustlos wurden zwei Becher Nudeln verdrückt, sich über fehlenden/leeren Kaffee aufgeregt und warm angezogen.

Zu warm, wie sich schnell herausstellte. Bei fast allen. Gegen die Müdigkeit, die jetzt ohne Erbarmung einschlug, der fehlende Kaffee, wurde zu den harten Gels gegriffen. Das Nutrixxon XX Force hat mir schon der Arsch in ähnlichen Situationen gerettet. Blieb das Temperaturproblem – umpacken, rechts ran, Jacke (dummerweise mit Weste) ins Auto schmeißen (danke Jens) und im Windschatten wieder an das ungebremst rollende Feld prügeln (danke Holger). Die Körner waren eh schon verschossen. Das ganze wiederholte ich noch zwei, drei mal, da mir die Kette vom Blatt hüpfte (internes battle mit Franz). Irgendwann kam dann die erlösende Bergwertung mit dem Radstädter Tauernpass. Für mich, einer der schönsten Augenblicke und Gründe, für die ganze Quälerei. Seit Salzburg gab es sicherlich links und rechts von uns ein wunderschönes Bergpanorama, nur hatte irgendjemand das Licht ausgemacht. Im Tauernpass fing es nun an zu dämmern, die tropfenden Felswände hörte man erst nur, später sah man sie. Für mich ein magischer Moment, den ich (nur durch rasselnden Atem und Kette gestört) genießen konnte. Für mich mit der größte Reiz, ein wirklich einmaliger Moment der Elbspitze (Flach – dunkel – Berge). Oben angekommen, Flaschen füllen und direkt weiter zum Katschberg. In der Abfahrt fiel mir dann bibbernd ein, dass meine Weste im Auto, ganz hinten war.

Unten rollte ich dann auf Björn auf, der gut fertig war. Eine Leidensgemeinschaft bis zum nächsten Berg. Ich im Wind, er von hinten mit Streckenanweisungen (mein garmin war tot). Kurzer Stop und da rollten Bruno und Jens zu uns auf. Gemeinsam ging es zum Frühstück, es gab lediglich noch diese fiese Rampe. Oben dann durchatmen. Essen. Umziehen. Siegerehrung für die Sonderwertung und irgendwann (oder irgendwie?) ging es wieder weiter. Zumindest erstmal bergab und dann an einem Fluss entlang Richtung Villach. In der Streckenbeschreibung las sich das ganze als „retardierendes Moment“, innehalten vor dem Finale, Kräfte sammeln vor dem totalen Abschuss. Die Realität? Wir hacken Vollgas n Berg runter, kloppen 80km mit nem 32er Streifen (bei irgendwas um 600km in den Beinen) durch ein Tal um dann nochmal 80km mit 3500hm unter die Räder zu nehmen. Aber hey, irgendwie geht auch das…

Um es kurz zu machen – die letzte Etappe, die letzten 80km waren der Hammer. Optisch, wie auch körperlich. Der Wurzenpass – ein Biest, dass ich ungern nochmal hochfahren werde. Nur eine ernstzunehmende Kurve hinter der man gegen eine Wand klatscht und kleben bleibt. Ja, ich hab die 20% Rampe hochgeschoben. Nein, es ist mir nicht unangenehm. Und oben bzw. in der Abfahrt sind ja doch wieder einige Fahrer aufeinander aufgelaufen. Vom Wurzenpass zum Vrsic – war das was warm. Wie gern hätte ich mich einfach an einen der Seen gefläzt und würde da wahrscheinlich immer heute noch liegen. Aber es ging bergauf. Jeder fuhr wieder sein Tempo am Berg und oben haben wir uns dann doch wieder getroffen. Die diversen Wasserstellen am Vrsic haben mich gerettet. Es war mittlerweile echt heiß. Es muss wohl auf Mittag gegangen sein. Mein Zeitgefühl war komplett hinüber. Der Kopf war auf „oben am Mangart“ fixiert. Egal wie lange das dauert. Trotzdem ließ sich die Aussicht noch genießen. Und die war, Vrsic hoch wie runter echt genial. Links Berge, Steine und Felsmassive. Rechts ein grünes Meer, da Socatal. Rexer, ich beneide dich, dass du baden warst.

Im Socatal war ich froh, zusammen mit Björn, Arno, Thomas, Bruno und Martin zusammen zu fahren. Es zog sich wie Kaugummi. Elendig lange 30km waren das bis nach Log pod mangartom. Und dann auch noch am Hotel vorbei. Und Wasser wurde auch mal wieder knapp. Am letzten Brunnen wurde dann ausgiebig geklönt. Grünspan im Becken? Egal. Kalt. Nass. Noch 1,5h bergauf, was soll schon noch passieren. Da habe ich dann aber auch richtig gelitten. Zusammen mit Martin krochen wir hoch. So fertig war ich noch nie! Als wir dann 200hm vor dem Ziel auf das Mediacar trafen und nochmal essen und trinken konnten – großartig. Thomas rollte schon recht entspannt aus dem Trikot schauend den Berg wieder runter. Genau DAS werde ich nun nicht mehr machen. Dafür war der Kopf nicht mehr fähig. 100hm vor der Ziellinie hörten wir schon die Supporter von oben. Alex brüllte sich die Seele raus – der Berliner finishte, nochmal Gas geben, vor Martin oben sein. Nein, der Plan war anders. Nach 36h rollten wir zusammen, Hand in Hand über die Ziellinie.

[28.06.2016] Roadbook

Der Start der Elbspitze steht unmittelbar bevor, alles wichtige findet ihr im Roadbook

Hier nun nochmal die essentiellen Dinge:

1. Start ist 5 Uhr an der Frauenkirche Dresden, seid spätesten 4.30 Uhr da

2. Schaut im Roadbook S. 18 nach, wo und mit wem ihr in einem Zimmer seid

3. Ihr müsst in der Lage sein, den Abschnitt der Sonderwertung und das Finale eigenständig zu finden

4. Speichert euch die Handynummer (Roadbook S. 16) ab

5. Ihr müsst im Schlussabschnitt Beleuchtung montiert haben

6. Zu eurer Startnummer (Roadbook S. 17) gehört ein beschrifteter 60 l Sack, den ihr mit eurer Utensilien für die Tour füllen könnt und der zur Pause zugänglich ist

[09.06.2016] Rexer am Start und Mangrt noch dicht

Thomas Rex, die legendäre mittelsächsische Marathonöse geht nun doch scharf zum Mangrt! Nach gesundheitlichen Problemen läuft die Form dem eigenen Anspruch noch etwas hinterher, aber die Elbspitze nimmt Rexer wieder mit, sozusagen als Einrollrunde, um am Ziel direkt weiter zu den Kindern nach Mittersill zu strampeln. Da Rexer also weder ein Hotelbett, noch einen Sitzplatz beim Rücktransport beansprucht, haben wir nach wie vor einen Startplatz frei. Übrigens gab es einen Spähtrupp um Rainmar Hönnecke im Zielbereich der Elbspitze 2016. Rainmar erkundete gestern das Finale der Elbspitze um Wurzenpass, Vrsicpass und Mangart. Demnach ist der Wurzenpass wohl der schwerste der drei Anstiege, dies aufgrund seiner Steilheit. Die 20%-Rampe zieht sich auf 1km Wegstrecke und soll echt fies sein, wer sich hier verheizt, wird am Vrsic bitter bezahlen, meint er. Vrsic rollt aber und der Mangrt ist leider noch nicht komplett schneefrei. Bis auf 1.900hm hat es Rainmar geschafft. Normalerweise wird am Mangrt um den 1. Juni die Wintersperre aufgehoben, hoffen wir das die noch 3 Wochen reichen, um den Aufstieg nicht schon 100hm unter dem höchsten Punkt enden zu lassen. Wir sind da sehr optimistisch eingestellt.

[02.06.2016] V-Tour Erzgebirge und weitere Neuigkeiten

Letzten Sonntag nahmen 22 Starter die Vorbereitungsrunde ins Erzgebirge unter die Räder. Mit dabei ein bunter Blumenstrauß an Fahrern. Elbspitzeveteranen, Neulinge und erfolgreiche sächsische Rennfahrer schmückten unser Feld. Mit 300km und 4.000hm wurde uns ein herrlicher Parcour bis ins westliche Erzgebirge Nahe Aue präsentiert, den wir trotz den zahlreichen Kilometern auf der tschechischen Europastraße dank reichlich Rückenwind und trockenem Wetter genossen. Mit dabei die Friedensfahrtklassiker Bernsbach/Teufelsstein und Augustusburg, herrliche Auffahrten in der Heimat und ein grandioses Unwetter in Bernsbach, was glücklicherweise kurz vor uns nieder ging. Danke Euch allen für das vielseitige Lob hinsichtlich der Streckenführung, was uns ja nach dem Jesteddebakel am Herzen lag. Nach dem erfolgreichen Tag auf dem Bock haben mit Steffen Löbus und Franz Ehm zwei weitere Aspiranten für die Elbspitze gemeldet. Aufgrund einer Absage haben wir aber immer noch einen Startplatz übrig. Apropos Elbspitzeveteranen, auch Thomas Rex die mittelsächsische Kampfsau schloss sich unserem Tross ab Klasterec an. Er hat wie jedes Jahr Trainingsrückstand und zweifelt von Jahr zu Jahr mehr an seinen Fähigkeiten, obwohl er doch zu den leidensfähigsten Radfahrern gehört, die die Welt gesehen hat. Er macht es spannend dieses Jahr, vielleicht steht auch er noch am Start zum Mangart. Wer weiß? Inzwischen ist auch unser Helferteam komplett. Neben der Stammcrew um die Verpflegung werden Rennleiter Ecki, Ultra Holger Gruhl und Sven dabei sein, komplettiert wird die Begleitcrew an der Gruppe durch Opa Jens, der zuletzt 2014 an der Elbspitze teilnahm und Mo. Vielen Dank Euch Fünfen. Neues gibt es auch von der Technik zu vermelden. Die Strecke zum Mangart sollte für die Begleitfahrzeuge heuer ohne Schwierigkeiten mit der Navigation zu finden sein, denn wir haben drei nagelneue TomTom angeschafft, auf denen wir momentan die komplette Route aufspielen, alles ein Kinderspiel also. Ihr müsst nur noch radeln ;-).

[15.05.2016] Dauerabbonent Zdenek "Sam" Weiß meldet für den Mangart

Mit Sam zog gestern einer unserer treuesten Fahrer ein Ticket für die kommende Elbspitze, worüber wir sehr erfreut sind. Der Grand Master von 2011, 2013, 2014 und 2015 kuriert aktuell noch seine Blessuren des Schlüsselbeinbruches vom März aus und gilt auch 2016 als die Benchmark beim Kampf um das von Glapor Werk Mitterteich GmbH gesponsorte Trikot für den schnellsten Fahrer der Ü45-Jahrewertung. Damit haben wir nun 21 Starter im Feld und verfügen nur noch über 2 Restplätze.

[11.05.2016] 3. Vorbereitungstour zum Ještěd

21 Fahrer begaben sich am vergangen Sonntag bei traumhaften Bedingung auf den abwechslungsreichen Weg zum Ještěd. Reichlich Sonnenschein und ordentlich Rückenwind verwöhnten die Teilnehmer nach den Strapazen am Eierberg und der Heimat Light

Mittlerweile haben wir einige Stammgäste, die zwar (noch) nicht zur Elbspitze gemeldet sind, aber stets mit Anwesenheit glänzen und starker Pfeiler im Pulk darstellen, darüber freuen wir uns sehr. Die Gruppe war stark und ein 30er Schnitt auf einer 270 km Runde mit 3700 Hm sprechen für sich ... das ist immerhin etwas schneller als das anvisierte Elbspitztempo, trotz der teils nicht so gut rollenden Straßen. Die Krone am Ještěd, die es diesmal nicht in echt sondern nur in Form von Ruhm und Ehre gab, durfte sich Stefan Piegsa aufsetzen, der mit einem gnadenlosem 800+W Antritt auf dem Schlusskringel den Mitstreitern keine Chance gab. Von unseren Neulingen tat sich erwartungsgemäß Martin Haubold sehr stark hervor.

Die Gruppe wurde an der angekündigten Restaurantpause getrennt in die tatsächlichen Kneipen- und die spontanen Supermarktgeher. Beide Gruppe erreichten pünktlich wieder Dresden.

Am 29.5. wird es nochmal verhältnismäßig leicht zur nächsten Vorbereitungstour. Wir hoffen wieder auf viele starke Mitfahrer und können ruhigen Gewissens weniger Verfahrer und Schlaglöcher versprechen!

[10.04.2016] Heimat light fiel buchstäblich ins Wasser

Mit 35 Fahrern/Fahrerinnen am Körnerplatz stellte sich trotz 5 Grad und nasskalten Bedingungen ein Rekordfeld zur Light den Elementen. Waren doch nur 0,3mm Regen angekündigt, tröpfelte es leider reell ab Start unaufhörlich und die Temperatur näherte sich immer wieder der 3-4 Gradmarke. Die harten Bedingungen forderten ultraschnell ihren Tribut. Schon nach Km 40 war das Fahrerfeld halbiert. In Rychnov bei km 100 erfreuten wir uns alle einer willkommenen Verpflegungsstation der Organisatoren des Krusnoton. Mit viel Liebe opferten die tschechischen Radsportfreunde und deren Familie ihre Freizeit und servierten uns ein kleines Mahl mit warmen Tee. Vielen Dank dafür und bis August hoffentlich. Ab hier ging es für die Hälfte der verbliebenen Fahrer gen Heimat, währenddessen sich die ganz Harten heuer bewiesen haben auch bei absolut widrigen Bedingungen 5 Tausendhöhenmeter und 250km abzuspulen. Respekt an Frank Lehmann, der einzige Elbspitzefahrer, der heute gefinisht hat. Ganz groß Frankie.

[08.03.2016] 1. V-Tour zum legendären Eierberg ist gepackt

Alle Jahre wieder riefen wir auch heuer zur Saisoneröffnung der Langstreckenfraktion rund um den Ultraradmarathon Elbspitze auf und suchten schon fast traditionell die nordsächsisch/ südbrandenburgische Steppe auf. Widrige Wetterbedingungen am Sonntagmorgen ließen uns kaum eine Wahl, so dass wir eine Startzeitverschiebung um 2h auf 10 Uhr beschlossen, die wir auf so ziemlich allen Kanälen (ES-Forum, WhattsApp, Cielab, Strava und sogar teils persönliche E-Mails) durchgaben. Unabhängig von diesem Rundfunk standen pünktlich 8 Uhr fünf bis sechs „Ahnungslose“ am Start und begaben sich nach kurzer Wartezeit in den Kampf gegen Regen und Schneeregen. Euch gebührt besonderer Respekt, da sich der Originalkurs unter den Bedingungen damit sicher um einiges härter anfühlte und dennoch komplett absolviert wurde. Bitte schaut künftig ins Elbspitzeforum, dort kommunizieren wir ggf. nötige Änderungen etc. möglichst rechtzeitig. Der Rest der Eierberganwärter traf sich Punkt 10 Uhr am Goldenen Reiter und ritt bei inzwischen abtrocknenden Straßen in 22er Mannstärke davon. Bei teils ordentlichen Kantenwind gestaltete sich das Unterfangen in den ersten Stunden -auch dank tapferer Vorreiter- durchaus anspruchsvoll und selbst starke Fahrer vermeldeten mehrmals Anstrengung, was ja grundsätzlich gewollt ist. Nachdem die kurze Pause in Bad Liebenwerda wohl den Wochenumsatz der Tankstelle verdoppelte und Überanstrengung bei der Kassiererin hervorrief, verlief die Anreise zum legendären „Eierberg“ etwas entspannter. Je näher das Großereignis rückte, umso weniger offensiv gestalteten die Eierbergkämpfer die Führungsarbeit. Wenig bis gar keine Beteiligung, schnelles Naschen eines Gels und ansteigende Konzentration, die sich in so gut wie schweigendem Feld bemerkbar machte, läuteten das Finale ein. An der gepflasterten Laktatwelle nach Großnaundorf setze der amtierende Eierbergkönig und Träger des Grünen FAGSI-Wertungstrikots eine Attacke und riss den Laden buchstäblich auseinander. Nur gefolgt von zwei weiteren Fahrern bildete sich schnell eine 3er-Gruppe , die jedoch unerwartet und ohne Vorwarnung vom Wasserträger Heider Gesellschaft bekam. Das Tempo verflachte nun und bis zum Einstieg in den Bergriesen war das Feld beinahe wieder komplett. Ausreißer Friedemann Lätsch wurde von einer 4er Gruppe gestellt aus der sich ein langer Bergsprint, gesetzt vom amtierenden Eierbergkönig und verfolgt von Johannes Heider, entwickelte. Erst kurz vorm Zielstrich passierte der bärenstarke Johannes Heider seinen Konkurrenten und kürte sich damit zum Eierbergkönig 2016. Die Krönung setzten unsere Elbspitze-Ultras Johannes sofort auf die Haube. Im Ergebnis des Tages standen auf ca. 225km etwa 950 Höhenmeter und ein etwa 31,5 er Schnitt auf der Uhr. Ziemlich schnell für Anfang März, aber das Feld lief einfach gigantisch schnell und so manch einer war wohl überrascht, wie zügig man im Elbspitzeteam unterwegs sein kann. Das angeschlagene Tempo insbesondere im ersten Teil der Runde überstieg die vergleichbare Belastung bei der Elbspitze, im zweiten Teil entsprach das in etwa der Intensität der Elbspitze. Vielen Dank für die großartige Beteiligung an der Eierbergtour und die Unterstützung durch die Ultras. Auch Dank für die vielen Bilder der Tour, die ihr im nachfolgenden Link gern downloaden könnt.

Bildersammlung Eierberg von Arno

Hier noch ein Bericht von Robert zum Geschehen am Eierberg

[28.01.2016] Petzracing - Roberts Jedermannteam

Robert Petzold, Gewinner des roten Trikots 2012 und des Bergtrikots 2014 hat sein Teamprojekt "Petzracing" gestartet. Nach seinen überragenden Erfolgen im vergangen Jahr mit Siegen beim RATA und Krusnoton wird jetzt versucht, auch in Teamstärke bei namhaften Langstreckenveranstaltungen ein Zeichnen zu setzen. Von uns Elbspitzlern absolvieren ab sofort Thomas, Jens und Arno ihr Training unter Roberts Regie, um ihre Ziele zu erreichen.

Robert selbst will versuchen seine Erfolge des Vorjahres zu wiederholen und mit den 24h-Weltrekord in Holzau für Furore zu sorgen. Wir wünschen ihm und seinem Team dabei viel Erfolg.

Auch für uns sollte die Saison mittlerweile beginnen, in 5 Wochen schon steht schon die erste Vorbereitungstour zum Eierberg an. Wir hoffen auf gutes Wetter und freuen uns auf viele Fahrer.

[30.10.2015] Elbspitze 2016 - auf zum Mangrt, Anmeldung ab sofort

Die achte Auflage der ElbSpitze am 1. und 2. Juli 2016 führt von Dresden zum Mangart. Mit Slowenien "erfahren" wir somit ein neues Land, was die Zielankunft beherbergt. Wir hoffen, mit dieser landschaftlich abwechslungsreichen und sportlich erneut anspruchsvollen Strecke euren Geschmack zu treffen. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.

2016 wird es erstmals keine Reglementierung mehr bezüglich der Anzahl zu gewinnender Trikots geben. Damit kommen wir dem in der Mehrzahl geäußerten Wunsch nach, den Wettkampfteil reinst sportlich zu führen und die Sonderstellung des Grünen Trikots aufzugeben. Laut unserer Erfahrung dürfte es dennoch höchst unwahrscheinlich sein, dass ein Fahrer in der Lage ist, mehr als zwei Trikots zu gewinnen.

[09.09.2015] Elbspitze 2016 - Anmeldung startet bald

Unser Orgateam hat die Strecke und den Termin für die kommende Elbspitze festgelegt: Wir werden am 1. und 2. Juli 2016 einen Parcours unter die Räder nehmen, dessen Schlussanstieg und damit das Ziel nicht in Österreich oder Italien liegt!

Die Elbspitze wird mit Sicherheit leichter als am Speikkogel. Wir erhoffen uns durch kleine Reglementänderungen mehr Spannung für die Wertungsfahrer. Details und Anmeldung ab 1. November.





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